An Rhein und Ruhr. Bezahlbarer Wohnraum für Studenten ist knapp. In den NRW-Unistädten zahlen sie viel Geld für wenige Quadratmeter. Wo das Problem am größten ist.

  • Bezahlbare Wohnungen sind für Studierende in NRW häufig schwer zu finden.
  • Wohnheime in NRW sind nahezu vollständig ausgebucht und führen lange Wartelisten.
  • In einigen NRW-Regionen ist die Wohnungsnot für Studenten besonders groß.

Der Weg zum Vorlesungssaal wird für Daliah Horchler täglich zum Abenteuer. Zwei Stunden pendelt sie mit Bus, Bahn und E-Scooter zwischen ihrer Haustür in Moers und der Universität zu Köln. Denn bezahlbare Bleiben sind auf dem freien Wohnungsmarkt in der Rheinmetropole rar gesät. „Einige meiner Kommilitonen zahlen für ihre WG-Zimmer im Monat bis zu 500 Euro für unter 20 Quadratmeter. Und im Herbst wird die Miete für sie noch teurer.“ Studentenwohnheime sollen das eigentlich verhindern. Dort beträgt die Bruttowarmmiete im Schnitt 250 Euro. Auf einen Wohnplatz hat sich die pendelnde Studentin wegen der langen Warteliste allerdings erst gar nicht beworben.

Wie Olaf Kroll, Referent der Arbeitsgemeinschaft Studierendenwerke NRW, bestätigt, ist die Nachfrage nach einem Wohnplatz in Köln fünfmal höher als das Angebot. Doch nicht nur dort sei bezahlbarer Wohnraum knapp. Auch in Düsseldorf werden die 4.300 Wohnheimplätze ausschließlich über Wartelisten vergeben. Die rund 40.000 Plätze in ganz Nordrhein-Westfalen seien rund einen Monat vor Semesterstart nahezu ausgebucht, das Niveau vor Corona wurde somit wieder erreicht: „Viele Studierende strömen nun nach vier fast reinen Digitalsemestern wieder an die Hochschulen, um endlich wieder in Präsenz zu studieren“, begründet Kroll.

Mangel an Wohnheim-Plätzen in NRW wird zum Problem für Auslandsstudenten

Die Studierendenwerke erwarten, dass zahlreiche Studenten bis zum Start des Wintersemesters im Oktober keinen Wohnplatz finden werden. Gerade für Hochschüler aus dem Ausland werde es dann schwer, eine bezahlbare Wohnung oder WG zu finden. Laut Statistischem Landesamt waren im Wintersemester 2020/21 von den insgesamt 770.000 Studierenden rund 101.000 sogenannte Bildungsausländer an den Unis und Hochschulen in NRW eingeschrieben. Demnach betrug der Anteil der Studierenden mit ausländischer Staatsangehörigkeit 13,2 Prozent.

Auch an den Unis in den Niederlanden schreiben sich für gewöhnlich viele Studis aus aller Welt ein. Wegen der angespannten Wohnungssituation in den Hochschulstädten mussten dort in den vergangenen Jahren immer wieder Studierende auf Campingplätzen oder in teuren Hotels unterkommen. Um solche Szenarien zu verhindern, haben mehrere Hochschulen – darunter Venlo, Nimwegen und Maastricht – einen Aufruf gestartet: Wer keine Unterkunft hat, bleibt besser zu Hause (wir berichteten). Das betrifft insbesondere internationale Studenten ohne Wohnsitz im Nachbarland von NRW.

Wohnungsnot in Unistädten: Lage im Ruhrgebiet entspannter als im Rheinland

Zu solch einschneidenden Maßnahmen haben sich die Hochschulen diesseits der Grenze bislang noch nicht berufen gefühlt. Ausschließen könne man sie jedoch nicht: „In der Theorie könnte dies zu Entlastungen auf den besonders angespannten Wohnungsmärkten führen“, erklärt Olaf Kroll. Zu diesen zählen insbesondere die Universitätsstädte Düsseldorf, Köln, Aachen und Bonn. Auch in Münster sind bezahlbare Studentenwohnungen eine Seltenheit.

Besser stehen die Chancen etwa an der Uni Duisburg-Essen. „Die Wohnungssituation ist bei uns im Ruhrgebiet nicht so angespannt wie an anderen Studienstandorten in NRW“, sagt Johanne Peito-Höltgen, Leiterin der Unternehmenskommunikation des dortigen Studierendenwerks. Extremsituationen seien noch nie vorgekommen und auch in diesem Jahr kein Thema. Notschlafplätze, wie sie im Rheinland aufgrund des großen Andrangs im Oktober regelmäßig eingerichtet werden, benötigen die Ruhrgebiets-Hochschulen wegen der vielen freien Wohnungen auf dem regulären Markt (noch) nicht.