Flugzeug-Unglück: Obduktionsergebnisse und Ermittlungsstand
•
Lesezeit: 4 Minuten
Duisburg. Nach dem tödlichen Flugzeugunglück in Duisburg geben Untersuchungen und die Obduktion Hinweise auf Flugzeugtyp, Insassen und zur Unglücksursache.
Was als Sonntagsausflug hoch über Duisburg begann, endete tödlich: Wie Staatsanwaltschaft und Polizei am Montag mitteilten, handelte es sich bei den beiden Männern, die mit einem Ultraleichtflugzeug vor dem Zirkus Flic Flac abstürzten und tödlich verunglückten, um einen 54 Jahre alten Bottroper und einen 77-jährigen Dortmunder. DNA-Tests sollen letzte Zweifel beseitigen, aber Angehörige hatten sie bereits als vermisst gemeldet.
Die beiden waren am Sonntag gegen 14 Uhr vom Flugplatz Schwarze Heide in Hünxe gestartet, um einen Rundflug über Duisburg zu machen, sagt Staatsanwältin Jill Mc Culler. Wer von den beiden geflogen ist, sei noch unklar. Der 54-Jährige sei Fluglehrer gewesen und deshalb sei denkbar, dass der Ältere im Rahmen einer Flugstunde an Bord war.
Die Obduktion habe ergeben, dass das jüngere Opfer einem Verbrennungstrauma erlegen sei, das ältere einem Poli-Trauma, also multiplen Verletzungen.
Zur Absturzursache werde es weitere Ermittlungen geben. Ein gesundheitliches Problem der Insassen habe man durch die Obduktion jedoch weitgehend ausschließen können, so Mc Culler. Toxikologische Untersuchungen sollen noch folgen. Damit wird obligatorisch in Blut, Urin oder Haaren nach Alkohol, Medikamenten oder Betäubungsmittel getestet.
Unfallexperten durchsuchen in Schutzanzügen die Unfallstelle
In praller Sonne arbeiten am Montag die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BFU) in den Trümmern. Die Braunschweiger tragen weiße Schutzanzüge und Gasmasken. „Wenn Kohlefaserverbundstoffe verbrennen, bilden sich feine, lungengängige Fasern“, erklärt einer von ihnen. Die wollen sie nicht einatmen bei der Arbeit, denn „wir wühlen uns da jetzt durch und hoffen, Ansatzpunkte zu finden“. Das Flugzeug sei zwar „erheblich zerstört“, es gebe aber Bauteile, die zur Analyse taugen.
Zuvor war bereits die Luftqualität auf dem Gelände vor dem Zirkus Flic Flac geprüft worden. Es stinkt immer noch heftig am Absturzort, gesundheitsgefährdend scheint es auf dem Parkplatz aber nicht zu sein.
Untersuchung wird bis zu einem Jahr dauern
Was genau zum Absturz des Flugzeugs geführt hat, wird womöglich erst in einem Jahr bekannt sein. „Wir gehen davon aus, dass es sich um ein Ultraleichtflugzeug des Herstellers Flight Design handelt“, sagt Gernot Freitag, Sprecher der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BFU). Bei dem Flieger mit der Seriennummer CTSW handele es sich um ein Flugzeug, das aus Kohle-Carbonfaser bestehe.
Die Untersuchung sei komplex, so Freitag. „Wir verfolgen verschiedene Theorien, um das Unglück erklären zu können.“ Die Aspekte Mensch, Maschine und Umwelt würden dabei in den Blick genommen, also ob der Mensch zum Beispiel erkrankte, einen Herzinfarkt erlitt, ob die Maschine korrekt gewartet war, technisch versagte, und ob in der Umwelt Hindernisse oder Wetterereignisse das Unglück beförderten. All das werde ausführlich untersucht und etwa in einem Jahr in einem detaillierten Bericht veröffentlicht. Mit einem Vorbericht sei Ende November zu rechnen.
Abschleppwagen räumen den Parkplatz
Die BFU-Experten kratzen am Montagnachmittag die letzten Reste des Flugzeugs vom Boden, mit vollem Körpereinsatz zerren sie geschmolzenen Kunststoff vom Schotter ab. Mit beiden Händen werfen sie Schutt und Asche in einen kleinen roten Container. Viel ist vom Flieger nicht übrig geblieben nach dem Feuer. Haben Sie überhaupt was finden können? „Quasi nichts“, sagt einer durch seine Gasmaske. Man habe alles fotografiert, dokumentiert und werde das nun analysieren.
Abschleppwagen räumen nach und nach den Parkplatz frei. Das Auto, das die Wucht des Aufpralls am stärksten abbekam, ist kaum noch halb so groß wie zuvor. Das Dach ist fast bis zum Boden eingedrückt, eine Wagenmarke nicht zu erkennen.
Viele Autos sind so zerstört, dass ihre Überreste nur mit einem Kran auf eine Ladefläche gehoben werden können. Damit sie unterwegs nicht ihre Einzelteile verlieren, bekommen sie für die Fahrt eine Verhüllung, erklärt einer der Abschlepper und wirft Reste von Reifen, geschmolzene Kabel und Stücke einer Stoßstange in den Torso eines Autos.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.