Duisburg. Eltern aus Duisburg berichten von großem Ärger bei den Anträgen auf anteilige Kostenübernahme für das Schoko-Ticket. Was die Stadt dazu sagt.
Mit dem Schoko-Ticket vergünstigt mit Bus und Bahn zur Schule und im gesamten VRR-Gebiet unterwegs: Kein Wunder, dass das Schoko-Ticket auch in Duisburg beliebt ist – zumal ab einer gewissen Länge des Schulwegs ein Antrag auf anteilige Kostenübernahme gestellt werden kann. Gibt die Stadt dafür grünes Licht, übermittelt sie die entsprechenden Daten an die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG), die das Schoko-Ticket automatisch an die Antragsteller verschickt. Eigentlich. Eltern haben ihrem Ärger nun Luft gemacht.
Der Grund: Einige haben zum Teil schon vor einigen Monaten einen entsprechenden Antrag online gestellt und warten immer noch auf ihre Schoko-Tickets – wie zum Beispiel Philipp (10), Sohn von Elena Knauf aus Rahm.
Schoko-Ticket: Ärger um Antrag auf anteilige Kostenübernahme
Er ist nach den Sommerferien von der Grundschule auf das Steinbart-Gymnasium in Duisburg-Mitte gewechselt. Der Zehnjährige fährt mit der S1, von Rahm bis zur Schule sind es einige Kilometer. Und genau deshalb hat die Mutter, so erzählt sie, früh einen Antrag für die anteilige Kostenübernahme gestellt. Schließlich werben die Stadt und auch die DVG damit, dass dies jetzt über die Plattform „myVia“ einfacher und schneller laufe, innerhalb von rund zwei Wochen.
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Doch darüber kann Elena Knauf nur müde lächeln: „Man sollte erst einmal schauen, dass so eine Plattform funktioniert und dann erst Werbung machen.“ Am 10. Juni habe sie alle notwendigen Daten eingegeben, um für die Plattform beziehungsweise die Antragsstellung erst einmal freigeschaltet zu werden. Am 25. Juli, also erst über sechs Wochen später, habe sie den Antrag online stellen können und am 15. August erst grünes Licht für die anteilige Kostenübernahme bekommen.
„Doch das Schoko-Ticket haben wir immer noch nicht zugeschickt bekommen“, sagt die genervte Rahmerin jetzt, Ende August. Ihre Freundin Anna Kamp, ebenfalls aus Rahm, hat sich um denselben Antrag für ihre Tochter Frieda (10) bereits Ende April gekümmert. Auch in diesem Fall ist noch kein Schoko-Ticket da.
Stadt Duisburg: Technische Probleme von Mai bis Juli
„Wir haben mehrmals nachgefragt – auch bei der DVG“, sagt Elena Knauf. „Sie verweist aber nur an die Stadt.“ Dort habe der zuständige Sachbearbeiter schließlich von technischen Problemen mit der Plattform berichtet. Stadtsprecher Max Böttner bestätigt dies auf Nachfrage der Redaktion. Die Probleme seien „von Mai bis Juli“ aufgetreten, inzwischen aber von der Stadt und der DVG mit dem Software-Hersteller „in enger Abstimmung behoben worden“.
Böttner: „Wir bedauern sehr, dass es zu diesen unglücklichen Umständen gekommen ist und entschuldigen uns dafür.“ Das Amt für schulische Bildung habe die Anträge aber unabhängig davon bearbeitet und auf dem Postweg an die DVG weitergeleitet.
„Aktuell sind alle Anträge übermittelt, somit sollten die Bewilligungen oder Ablehnungen bereits erteilt worden sein“, sagt der Stadtsprecher. Und: „Sind seit dem Schulbeginn Fahrkosten entstanden und es erfolgt nachträglich eine Bewilligung für ein vergünstigtes Schokoticket, können die Eltern diese Fahrkosten über das Erstattungsverfahren geltend machen.“
Familie geht in Vorkasse
Nichts anderes wird etwa der Familie Knauf übrig bleiben. Denn erst zum 1. Oktober sollte sie nach Angaben der Stadt das Schoko-Ticket bekommen. „So lange wollen wir aber nicht warten“, stellt Elena Knauf klar. „Im August konnte Philipp noch das 9-Euro-Ticket nutzen, ab September ja aber nicht mehr. Wir haben deshalb das Schoko-Ticket jetzt erst mal voll bezahlt, 38 Euro.“
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Ihr Mann habe sich dafür zu allem Überfluss auch noch in eine lange Warteschlange vor dem DVG-Kundencenter am Hauptbahnhof stellen müssen. Diese soll zum Beispiel am frühen Dienstagabend rund 50 Meter lang gewesen sein. Zum Monatswechsel sei es regelmäßig voller, sagt DVG-Sprecherin Kathrin Naß dazu. „Viele steigen jetzt aber auch vom 9-Euro-Ticket auf ein anderes Ticket um und wollen sich im Kundencenter beraten lassen.“
Servicekräfte stehen laut Naß bereits am Eingang, „um Kunden zu helfen, Fragen zu beantworten und zu schauen, ob alle Dokumente da sind“. Ansonsten seien im Kundencenter „wie sonst auch alle Schichten voll besetzt“, so die DVG-Sprecherin. Dies hat vielen Kunden zumindest am Dienstagabend aber nichts genutzt.
El Hassane Ziamni aus Rheinhausen zum Beispiel wartete mit seinem Sohn (17) nach eigenen Angaben fast zwei Stunden vergeblich, um ein Schoko-Ticket zu kaufen. Pünktlichst um 18.30 Uhr schloss das DVG-Kundencenter. Ziamni ist am Mittwochmorgen schließlich erfolgreicher gewesen. Sein Sohn gehe in Huckingen zur Schule, sei deshalb auf den ÖPNV angewiesen. Den Antrag auf anteilige Kostenübernahme für das Schoko-Ticket will der Vater nun nachträglich stellen.
Man darf gespannt sein, ob dies reibungslos funktioniert.
>> ZAHLEN ZUM SCHOKO-TICKET IN DUISBURG
- Das Schoko-Ticket ist nach Angaben der DVG das einheitliche Ticket für alle Kinder und Jugendlichen, die eine Schule besuchen (für Fahrgäste bis 25 Jahre). Es ist nur im Abo erhältlich und kostet 38 Euro.
- Ist der Weg zur nächstgelegenen Schule länger als 3,5 Kilometer gibt es laut DVG gegebenenfalls einen Anspruch auf Fahrtkostenübernahme. Bei Grundschülern gelte dies bereits ab zwei Kilometern. Bei der Sekundarstufe liege die Grenze bei fünf Kilometern.
- Gibt es einen Anspruch, liegt nach Angaben der Stadt Duisburg der Eigenanteil bei volljährigen und minderjährigen Kindern bei 14 Euro, bei sieben Euro beim zweiten minderjährigen Kind und bei null Euro ab dem dritten minderjährigen Kind.
- Für das Schuljahr 2022/2023 seien in Duisburg bisher 1043 entsprechende Anträge gestellt worden, 870 auf Papier, 173 über die Online-Plattform „MyVia“. 2021/2022 waren es 4099 (3959/140), 2020/2021 insgesamt 3874 und 2019/2020 insgesamt 4859 ausschließlich auf Papier.
- In den Schuljahren 2020/21 und 2021/22 waren nach Angaben der Stadt, bedingt durch den Distanzunterricht, sehr viele Tickets vorzeitig gekündigt beziehungsweise nicht neu beantragt worden. Im aktuellen Schuljahr 2022/23 rechnet die Stadt mit einer höheren Anzahl von Anträgen, da sich der Schulbetrieb wieder weitestgehend normalisiert hat.
- Diese werden laut Stadt „erfahrungsgemäß zum Schulbeginn eingereicht und seien spätestens bis zum Oktober abgearbeitet – einschließlich der Erstattungsverfahren für die Eltern, die in Vorkasse treten mussten. Erst dann liegen demnach also konkrete Zahlen vor.
- Nach Angaben der DVG liegt der Bestand an Schoko-Tickets (Stand: August 2022) bei 18.666, im Vorjahr seien es bis zu diesem Zeitpunkt 18.235 gewesen.