Duisburg. Die Stadt Duisburg beteiligt sich am Abwassermonitoring der Emschergenossenschaft. Warum es der Gesundheitsdezernent für vielversprechend hält.

Aufgeschlossener als die Nachbarstadt Essen steht der Duisburger Gesundheitsdezernent Matthias Börger dem neuen Corona-Frühwarnsystem Abwassermonitoring gegenüber. Wissenschaftler und Mediziner hatten mehr Abwasseranalysen in den Kläranlagen ins Spiel gebracht, weil den Corona-Inzidenzwerten nicht mehr zu trauen ist.

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Schon seit Monaten verbirgt sich etwa hinter den Inzidenzwerten eine Dunkelziffer, weil viele Infizierte keinen PCR-Test mehr machen, doch nur positive PCR-Tests in der Statistik zählen. Im ungeklärten Abwasser aber lassen sich Bestandteile der Viren sowie neue Corona-Varianten frühzeitig nachweisen. Dadurch lasse sich schon etwa eine Woche im Voraus erkennen, ob die Corona-Pandemie wieder an Fahrt aufnimmt oder sich abschwächt, haben Daten der Emschergenossenschaft gezeigt.

COVIDready: Daten werden in Duisburg schon seit Mai 2020 erfasst

Duisburg nimmt bereits am Projekt „COVIDready“ von Emschergenossenschaft und Lippeverband teil, mit denen ein Abwassermonitoring aufgebaut werden soll. Die Emschergenossenschaft erhebt unter anderem an der Kläranlage Alte Emscher schon seit Mai 2020 entsprechende Daten. Zusätzlich verfolge die Stadt selbst die Überwachung des Abwassers auf Coronaviren, so Stadtsprecherin Gabi Priem.

Gesundheitsdezernent Matthias Börger nennt das Abwassermonitoring eine vielversprechende Methode.
Gesundheitsdezernent Matthias Börger nennt das Abwassermonitoring eine vielversprechende Methode. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Gesundheitsdezernent Matthias Börger schätzt am Abwassermonitoring, dass es eine weitere Möglichkeit zur Erfassung des Infektionsgeschehens darstelle: „Bei kontinuierlicher Beprobung stellt dies eine kostengünstige, effiziente Möglichkeit dar, die Infektionslage zeitnah abzubilden“, sagt er über diese relativ neue Möglichkeit: „Die Methode ist vielversprechend, und daher treibt Duisburg die Installation vor Ort voran.“

Omikron sehr früh in Kläranlagen in Duisburg festgestellt

Daten aus den sechs Städten, die sich an drei Forschungsprojekten in diesem Zusammenhang beteiligen, gibt die Emschergenossenschaft noch nicht heraus, sagt deren Sprecher Ilias Abawi.

Bereits sagen kann er allerdings, dass man in Duisburg „relativ gute Erkenntnisse“ gewonnen habe. „Abwasser ist immer da und lügt nicht“, habe man in den eigenen Labors in PCR-Tests festgestellt. „Wir waren die ersten, die Omikron nachgewiesen haben, unter anderem in Kläranlagen in Duisburg und Dinslaken.“

Abwasser: „Stadtteilgenaue Daten“ zur Infektionslage

Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft.
Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft. © Emschergenossenschaft | Klaus Baumers

Abawi hält Zweifel daran, ob man die Daten auf die Stadt- oder sogar die Stadtteilebene herunterbrechen kann, für unbegründet. So habe die Kläranlage Alte Emscher ein „sehr konkretes Einzugsgebiet mit dem Duisburger Norden und kleinen Teilen von Oberhausen und Dinslaken“.

Noch genauer könne man die Daten etwa an Knotenpunkten des Abwassersystems erfassen und damit Hotspots erfassen. „Es könnte stadtteilgenaue Daten geben.“ Das hänge aber davon ab, wie die Politik reagiere und bereit sei, die Ausstattung zu finanzieren. Abawi: „Wir könnten das System im Herbst online schalten.“