Christopher Street Day (CSD) in Duisburg: So lief der Umzug
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Duisburg. Beim Christopher Street Day (CSD) in Duisburg haben Menschen die Vielfalt gefeiert. Wie der Umzug ablief und welche Forderung die Community hat.
Großen Andrang hat es beim ersten Christopher Street Day (CSD) nach der Corona-Pause in der Duisburger Innenstadt geben. Unter dem Motto „CSD Duisburg – zwei Jahrzehnte sichtbare Vielfalt“ wurde es am Samstagmittag bunt, laut und fröhlich auf dem Rathausplatz.
Die diverse Menschenmenge vom Kettenhund mit Neoprenmaske über das Stubenmädchen mit den haarigen Beinen bis zur Regenbogenfamilie mit Bollerwagen und Einhorn-Haarschmuck feierte ausgelassen die Regenbogenflagge am Fahnenmast vor dem Rathaus. Zwar ging das Hissen der Flagge der ersten Bürgermeisterin Edeltraut Klabuhn nicht ganz leicht von der Hand, weil die Mechanik etwas klemmte. Aber umso größer war der Jubel, als sich die Regenbogenfarben endlich in der Sommerbrise entfalteten.
CSD in Duisburg: „Wir setzen uns gemeinsam für Diversität ein“
Auch bei dem CSD-Umzug wurde eine Flagge mitgetragen, die mit 24 Metern Länge inzwischen ein stolzes Ausmaß erreicht hat. Integriert waren darin auch die Trans-, Inter- und Biflagge. Die Flaggenkunde ist etwas schwer zu überblicken und genauso vielfältig und bunt wie die Bewegung selbst. Viele Hände mussten nach den angebrachten Halteschlaufen greifen, um den Zug in Bewegung zu setzen.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas und Veranstalter Christian Karus vom Verein DU-Gay e.V. machten den Anfang und viele Aktivisten und Aktivistinnen, Politiker und Politikerinnen schlossen sich an. „Wir setzen uns hier alle gemeinsam für Diversität ein, ich hoffe, man sieht uns heute und man hört uns auch“, sagte Karus und löste ein schrilles Trillerpfeifen-Konzert aus. Dann ging es in einer langen Parade einmal um die Innenstadt herum.
CSD unter dem Motto „Zwei Jahrzehnte sichtbare Vielfalt“
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Mehr als 1200 Menschen zum Start der Parade
„Das ist ein toller Anblick, wenn man, soweit man gucken kann, nur bunte Vielfalt sieht“, sagt Karus. Seiner Schätzung nach waren 2500 Menschen dabei, um persönlich Flagge für Diversität zu zeigen. Die Polizei lag mit ihrer inoffiziellen Zählung der Blöcke am Anfang der Parade bei etwa 1200 Besuchern. Aber der Zustrom riss auch während der Demonstration, die in ein großes Straßenfest auf dem König-Heinrich-Platz mündete, nie ab.
Man tanzte zu „Born this way“ und aus den mitgeführten Boxen klang „Christophers Straße“. „Jesus hatte zwei Väter und entwickelte sich prima“ stand auf einem Plakat und die Mitarbeiterinnen eines großen schwedischen Möbelhauses lobten ihren Arbeitgeber, bei dem sie „ganz sie selbst sein dürfen“. Neben vielen schrillen Outfits gab es auch jede Menge Selbstplakatierung. „Free hugs“ und „free kisses“ – kostenlose Umarmungen und Küsse – wurden auf nackten Rücken und Bäuchen schriftlich angeboten. Den meisten war aber zu warm für engen Körperkontakt.
Regenbogenflaggen hängen aus den Fenstern
Manche Hundemaske wanderte aufgrund der Hitze vom Gesicht ins Genick der fröhlichen Schar, und auch die Drag-Queen in den Latex-Stilettos hatte zu kämpfen und hoffentlich ein paar bequeme Schläppchen in der Tasche. „Aufklärung, Solidarität und Vielfalt sind unsere Waffen, wir weichen nicht zurück,“ verkündete Karus per Lautsprecher bei einem Zwischenstopp am Lehmbruck-Museum.
Warum Petplay mehr ist als nur ein erotisches RollenspielEr erinnerte daran, dass noch immer in 22 Staaten auf Homosexualität die Todesstrafe steht. Und es auch in den offenen Gesellschaften immer noch viel Ausgrenzung und Hetze gegen LSBTIQ-Menschen (Lesben, Schwule, Bi-, Trans-, Intersexuelle und queere Personen) gibt. Da tat jede Regenbogenfahne gut, die aus einem Fenster wehte, und jede alte Dame, die unterwegs im pinken T-Shirt enthusiastisch der Parade winkte.
„Ich finde das toll, dass die Leute inzwischen so mitgehen und uns freundlich anlächeln. Das wird eigentlich Jahr für Jahr mehr“, freute sich Jana Scholz über die zunehmende Offenheit. Auf dem König-Heinrich-Platz angekommen, warteten viele Infostände und eine herrlich kühle Berieselungsanlage auf die heiß gelaufenen Partymenschen.
Queeres Zentrum für Duisburg: Gespräche stehen an
Christian Karus, dessen Verein DU-Gay seit Jahren ein queeres Zentrum für Duisburg fordert, freute sich über Mülheim und Düsseldorf, wo die queeren Zentren schon einen Schritt weiter sind als in Duisburg. Demnächst stehen zwar Gespräche mit dem Rat der Stadt an. Noch ist aber keine zentral gelegene Location gefunden, wo Platz für Beratungsangebote, Café-Betrieb, Ausstellungen und Aufführungen wäre. Noch gibt es keine Finanzierungszusagen und noch ist kein Trägerverein gegründet.
„Eine Stadt muss sich damit auch zeigen wollen,“ sagte Karus, der gespannt ist, auf das politisch Machbare. Der bunt beleuchtete Stadtwerketurm sei zwar ein schönes Zeichen für Diversität, aber greifbare Schritte in Richtung queeres Zentrum wären noch schöner. Und ein echtes Zeichen dafür, dass es den Parteien mit ihrem Bekenntnis zur Vielfalt in Duisburg ernst ist.
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