Duisburg. Der Duisburger Künstler, der als Bildhauer berühmt wurde, hatte auch eine andere Seite. Und dann dreht sich alles um einen Großen der Gegenwart.
Die Ausstellung über das Leben von Wilhelm Lehmbruck ist vorerst abgebaut. An ihrer Stelle im Lehmbruck-Trakt gibt es jetzt eine Kabinettausstellung, die einen Einblick ins selten gezeigte malerische und zeichnerische Werk des Künstlers gibt. Schon bald macht sie Platz für ein großes Ausstellungsprojekt.
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Die Kabinettausstellung „Lehmbruck als Zeichner und Maler“ erinnert daran, dass dem Künstler (1881-1919), der heute als bedeutender Bildhauer wahrgenommen wird, „seine Zeichnungen und Gemälde gleich wichtig waren“ wie seine Skulpturen, sagt Jessica Keilholz-Busch, Kustodin für Klassische Moderne und Wilhelm Lehmbruck.
Das gehe unter anderem aus einer Preisliste vor, die Lehmbruck dem Sammler Karl Ernst Osthaus vorgelegt hat. In der verlangte er sowohl für eine mittelgroße Skulptur als auch für ein Pastell den gleichen Preis von 2000 Mark. Sowohl beim Pariser Herbstsalon als auch bei der Armory-Show in New York wurden neben wichtigen Skulpturen wie der „Knienden“ auch Zeichnungen und Gemälde präsentiert.
Auswahl aus dem Museumsbestand
Neben den fast 100 Skulpturen, die der in Duisburg-Meiderich geborene Künstler während seiner wenigen Schaffensjahre vollendet hat, umfasst sein Werk auch mehr als 1000 Zeichnungen und knapp 40 Gemälde. Für die Kabinettausstellung hat Keilholz-Busch aus dem Museumsbestand eine konzentrierte Auswahl zum Thema menschlicher Körper getroffen, dem sich Lehmbruck ja auch in seinen Skulpturen vorrangig gewidmet hat.
Vor allem weibliche Modelle hat Lehmbruck in typischen Posen gezeichnet: Rückenakte oder Liegende beispielsweise, wobei der Körper zum Träger des Ausdrucks wird, denn die Köpfe bleiben gesichtslos, sind oft nur durch eine Linie angedeutet. So wie die männliche Silhouette im „Großen weiblichen Akt und Mann“ von 1913/14 auch nur zu erahnen ist. Und bis auf eine Landschaft, die um eine Liegende angedeutet wird, bleibt sonst auch die Umgebung im Atelier ausgeblendet.
Die Linien sind elegant, vermitteln eine spontane Bewegung, und auch farblich experimentiert Lehmbruck in diesen Zeichnungen und Gemälden, die viel weniger geplant wirken als seine Skulpturen. Besonders interessant, aber auch sehr empfindlich sind die Pastelle, die wie Vorarbeiten für den „Gestürzten“ wirken. Hier arbeitet er allerdings mit einem weiblichen Körper, der die Pose einnimmt, sozusagen eine „Gestürzte“.
Körperhaltungen drücken Gefühle aus
Und auch Gefühle wie die Verzweiflung einer Mutter mit Kind, Schmerz und Angst werden allein durch die Haltung der Körper ausgedrückt. Ganz ungewöhnlich die Zeichnung einer „Gebärenden“, die im Profil leicht zurück gelehnt und mit einem angewinkelten Bein gezeichnet ist. Sie – wie alle Dargestellten – vermitteln durch ihre Nacktheit, die nüchtern beschreibenden Titel wie „Halbakt“ und ohne Einordnung in eine Umgebung eine Allgemeingültigkeit, ein Idealbild.
Wegen ihrer Lichtempfindlichkeit können die Bilder nicht oft und nicht lange ausgestellt werden. Sie bleiben bis zum 28. August, dann gehen sie zurück ins Depot. Die Ausstellung, die dann eingerichtet wird, wird sich über das ganze Haus erstrecken. Am 23. September wird die bislang größte Ausstellung des britischen Bildhauers Antony Gormley in Deutschland in Duisburg eröffnet.
Museum kündigt große Antony-Gormley-Schau an
Nachdem seine Skulptur „Loss“ bereits 2014 in der Reihe „Sculpture 21st“ im Lehmbruck-Museum gezeigt wurde und 2016 die Freunde und Förderer des Museums die Skulptur „Sublimate VIII“ dem Haus übergeben haben, ist Gormley dauerhaft in Duisburg vertreten. Jetzt wird der Bildhauer, der als einer der wichtigsten und einflussreichsten der Gegenwart gilt, in der Ausstellung „Calling on the Body“ umfangreich präsentiert.
Auch für Gormley ist die äußere Erscheinung lediglich das Instrument, um Inneres zum Ausdruck zu bringen. Die Ausstellung mit Schlüsselwerken will die Verbundenheit seiner asketischen Figuren mit denen Wilhelm Lehmbrucks beleuchten.
>> AUSSTELLUNG IM ANGENEHM TEMPERIERTEN MUSEUM
- Im mit etwa 22 Grad angenehm temperierten Museum sind über den Sommer noch zwei Wechselausstellungen zu sehen. Die raumgreifenden Klanginstallationen von Janet Cardiff & George Bures Miller bleiben bis zum 14. August. „Escape Room“, die jüngste Installation des kanadischen Künstlerpaars, bleibt bis April 2023.
- Und in der Reihe „Sculpture 21st“ ist bis zum 28. August Rineke Dijkstras Videoarbeit „Ruth Drawing Picasso” in der Glashalle zu sehen. Monumental und anrührend zugleich wird eine Szene mit einem sehr konzentriert zeichnenden Mädchen gezeigt.