Duisburg-Neudorf. Vor 25 Jahren eröffnete Petra Lorberg ihr Geschäft. Seitdem haben sich E-Books und Amazon etabliert. Deshalb schätzen die Kunden „1001 Buch“.

Sommerferien sind gute Zeiten für Petra Lorberg, Inhaberin von „1001 Buch“. Der eine oder andere (Stamm-)Kunde deckt sich mit Lesestoff für den Urlaub ein – oder für Auszeiten auf der heimischen Terrasse. Vor 25 Jahren eröffnete sie an der Oststraße in Duisburg-Neudorf ihr Fachgeschäft für Schmöker. Bald will sie Jubiläum feiern; natürlich mit ihren Kunden, denn die halten ihr seit all den Jahren die Treue.

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„Dat kostet mich wieder Nächte“, verrät ihr gerade eine Neudorferin und packt einen neuen Eifel-Krimi ein. Petra Lorberg nickt. Sie kennt die Vorlieben. 400 Seiten verschlingt der eine oder die andere in Nullkommanix. „Sie hatten ja das achte Buch aus der Reihe hier stehen, aber ich will vorne anfangen. Ich kann Ihnen das nur empfehlen“, bekommt die Geschäftsinhaberin diesmal selbst einen Tipp.

Buchhändlerin arbeitete zunächst in Düsseldorf – und zog dann mit ihrem Geschäft nach Duisburg

Als Petra Lorberg vor 25 Jahren ihre Buchhandlung auf der Oststraße eröffnete, dachte sie noch nicht daran, dass sie nach einem Vierteljahrhundert eine feste Institution im Stadtteil sein würde. Zuvor hatte sie drei Jahre einen Buchladen in Düsseldorf. Ein Bekannter erzählte ihr dann allerdings von Duisburg und dass in der kleinen Einkaufsstraße bald ein Ladenlokal frei werde. Sie wagte den Schritt in die andere Stadt und wurde direkt positiv überrascht: „Die Duisburger sind alle so offen und freundlich“, beschreibt sie. Und der Zuspruch war von Anfang an so gut, dass sie nach drei Jahren ein paar Häuser weiter zog und die Fläche verdoppelte. Längst warten mehr als „1001 Buch“ auf neue Liebhaber, und das gleichnamige Geschäft kann sich sowohl gegenüber großen Buchhandelsketten, der Konkurrenz aus dem Internet und E-Reader behaupten.

Petra Lorberg bleibt lieber direkt beim Buch. „Ich möchte was in der Hand haben“, und zum Glück sehen das viele Leseratten in Duisburg noch genauso. „Anfangs haben wir uns schon Sorgen gemacht“, gibt sie zu. Denn an einem E-Book verdient der Handel kaum. Und auch als Amazon zu einem Handelsriesen wuchs, merkte man zwar einen Umsatzrückgang, doch der pendelte sich zum Glück nur bei rund zehn Prozent ein. „Während Corona, man kann es nicht anders sagen, gehörten wir zu den Profiteuren der Krise. Die Leute hatten Zeit und haben gelesen. Das haben wir besonders im Kinder- und Jugendbereich gemerkt.“

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Das Geschäft an der Oststraße gibt es seit 25 Jahren. Im August soll es eine kleine Feier für die Kunden geben.
Das Geschäft an der Oststraße gibt es seit 25 Jahren. Im August soll es eine kleine Feier für die Kunden geben. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die meisten Titel, die es bei „1001 Buch“ zu kaufen gibt, wurden zuvor gelesen

Die meisten Bücher, die im Regal stehen, haben sie oder ihre beiden Mitarbeiterinnen gelesen. Nicht nur, weil sie müssen, um die Kunden beraten zu können, sondern auch, weil sie selbst einfach gerne schmökern. „Ich bin da nicht festgelegt und interessiere mich auch für internationale Autoren“, erklärt die Chefin, die früher französische Literatur studiert hat. Grundsätzlich gebe sie erst einmal jedem Buch eine Chance, „und ich guck mir auch nicht zuerst die letzte Seite an.“

Sie selbst hat sich für den Urlaub bereits den Titel „Das Leben vor uns“ zurecht gelegt. Die Autorin Kristina Gorcheva-Newberry beschreibt, wie es war, in den letzten Jahren der Sowjetunion kurz vor deren Zerfall aufgewachsen zu sein. Die Geschichte hat viele aktuelle Bezüge. So dick, nämlich 399 Seiten, sei das Buch gar nicht. „Aber es ist auch nur eines von fünf, die ich in den Urlaub mitnehme.“ Was die Vorlieben der Duisburger angeht: „Der Trend geht zum Sachbuch – und da reden wir jetzt nicht von Kochbüchern.“

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Den Lieferservice per Rad, den das Team während Corona eingeführt hat, wird übrigens beibehalten. „Ich bin sowieso mit dem Rad unterwegs, wenn ich zur Sparkasse muss. Da kann ich direkt auch etwas vorbeibringen.“ Dass die Bank geschlossen hat, sei allerdings „sehr ungünstig“ für die Oststraße. Lorberg und ihre Einzelhandelskollegen, darunter Nicole Blitch, engagieren sich seit Jahren dafür, dass sich die Oststraße wieder positiv entwickelt und die Leute ihre Besorgungen in der kleinen Fußgängerzone erledigen. Wer kein Online-Banking macht, muss nun zur Koloniestraße.

Petra Lorberg denkt auch mit 66 noch nicht ans aufhören. „Momentan macht es so viel Spaß, dass ich mir gar nichts anderes vorstellen kann.“

>> Feier für den 13. August geplant

Eine kleine Geburtstagsfeier für die jüngeren Leseratten gab es bereits. Am 13. August sollen dann auch die Erwachsenen zum Jubiläum eingeladen werden. Nachmittags wird es ein bisschen Programm geben, und der eine oder andere hat schon versprochen, etwas Leckeres beizusteuern.