Neudorf. . Aktivitäten sollen Kunden in die Fußgängerzone bringen. Breites Angebot in den Geschäften auf der Neudorfer Einkaufsmeile. Engagement für Kinder.
Vorbei an Fleischwurst, Schinken und Salami, geht es in den hinteren Bereich der Fleischerei. Dort stehen in einem großen Raum dutzende Stühle und ein kleiner Tisch mit einer Leselampe. „Bei uns findet heute Abend eine Lesung statt“, sagt Nicole Blitch, Inhaberin des Fachgeschäfts, stolz. „Wir haben nur noch drei Karten übrig“, ergänzt Petra Lorberg von der Buchhandlung „Tausendundein Buch“.
Etwa 60 Jahre existiert die Oststraße in Neudorf schon, seit 44 Jahren die Interessen-Gemeinschaft der Einkaufsstraße. Die Fußgängerzone bietet mit Geschäften, wie einem Schreibwaren- oder Blumenladen, einem Obststand, Imbiss-Läden, einer Bäckerei oder auch einer Apotheke, einen guten Mix aus verschiedenen Angeboten. Einzelne größere Ketten gibt es trotzdem. Darüber ist Buchhändlerin Petra Lorberg aber ganz froh: „Die ziehen ja auch einige Kunden an.“
An kalten Tagen sieht’s trist aus
Doch der große Ansturm auf die kleinen Läden bleibt aus. Besonders an den kalten Tagen sieht die Straße trist aus, denn viele Kunden bevorzugen dann die großen Einkaufszentren. „Wir werden öfters übersehen“, meint Nicole Blitch, die seit 25 Jahren im Geschäft tätig ist und seit sieben Jahren selbst ihre „kleine Schweineboutique“ besitzt.
Viele Stammkunden kaufen bei ihr noch ein. Hoffnung setzt die Inhaberin aber auch auf Studenten. Bei ihnen beobachtet sie jedoch ein anderes Essverhalten – zum Nachteil für ihre Fleischerei. „Döner und Pizza sind angesagt. Oder sie leben lieber vegan“, hat Nicole Blitch festgestellt.
Buchhandlung vor 21 Jahren eröffnet
Petra Lorberg hat ihre Buchhandlung vor 21 Jahren eröffnet. Damals gab es auf der Oststraße noch Aldi und die Kaufhalle als große Kundenmagnete. Auch wenn weniger Käufer auf der Einkaufsstraße unterwegs sind, möchte sie die Entwicklung der Straße nicht allzu negativ sehen. „Ich kann nicht für alle sprechen, aber ich habe Glück und meine Kunden sind konstant und treu. Vielleicht liegt das aber auch an meiner Branche“, erklärt Lorberg.
Einkaufen im Internet ist ein weiterer Faktor für das Wegbleiben vieler Kunden. Aber auch das versuchen die Inhaberinnen positiv zu sehen. „Wir können besser beraten. Der Kunde ist bei uns keine 08/15“, findet Nicole Blitch. „Den Kunden ist klar geworden, was das Internet nicht kann. Zum Beispiel kann es keinen Schnack über die Gesundheit oder die Enkelkinder anhören. Aber das können wir“, ergänzt Petra Lorberg.
Lesungen in der Fleischerei
Der Kundenkontakt ist beiden auch über das Geschäft hinaus wichtig. Denn um Stammkunden zu behalten und neue Käufer hinzuzugewinnen, planen sie Veranstaltungen, wie etwa Lesungen, die auch mal in der Fleischerei stattfinden können. „Von Anfang an organisieren wir die Lesungen. Kai Magnus-Sting ist bei uns groß geworden“, sagt die Buchhändlerin.
Auch die anderen Geschäfte auf der Oststraße starten Aktionen wie Modenschauen oder Weinverkostungen. Zur Weihnachtszeit organisiert die Interessen-Gemeinschaft Tannenbäume für die Oststraße, obwohl das Geld knapp ist.
Spenden an Immersatt
Doch damit die Einkaufsstraße lebendig bleibt, sind auch die Kunden gefragt. „Sie müssen weiterhin kommen und den Gang über die Oststraße genießen“, sagt Petra Lorberg. Vor allem im Sommer sei es schön dort, wenn Leute draußen sitzen und Kinder herumlaufen. Kinder liegen Nicole Blitch besonders am Herzen. Sieben Jahre lang spendet sie schon für den Weihnachts-Brunch der Einrichtung „Pro Kids“. Und seit kurzem gibt sie auch einmal die Woche Lebensmittel an den Kinder- und Jugendtisch „Immersatt“.
Ihre Trinkgelder gehen auch an die Organisationen. „Das ist mir sehr wichtig. Und solange mein Budget das zulässt, möchte ich auch weiterhin helfen.“