Duisburg. Ein Franzose (33) war sauer, weil ein Duisburger Frachthändler eine Lieferung nach Guinea verzögerte. Zuletzt zerstach er ihm vier Autoreifen.

Weil er unbedingt die Papiere haben wollte, mit denen der Empfänger endlich einen nach Conacry in Guinea verschifften Lastwagen aus dem dortigen Hafen holen wollte, verfolgte ein 33-jähriger Mann aus Toulouse am 3. Dezember 2020 einen Duisburger Kaufmann. An der Moerser Straße in Rheinhausen überholte er dessen Wagen. Was folgte, brachte dem Franzosen eine umfangreiche Anklage vor dem Amtsgericht am König-Heinrich-Platz ein.

Die Anklageschrift listete einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr, eine versuchte räuberische Erpressung und Nötigung auf. Auf riskante Weise habe der 33-Jährige das Auto des Geschädigten ausgebremst und blockiert. Dann soll der Angeklagte durch ein Seitenfenster ins Auto gegriffen haben. Als der Fahrer alles dicht machte, holte der Angeklagte einen Schraubenzieher und schlitzte alle Reifen auf.

Der Angeklagte berichtete, er sei vom Duisburger betrogen worden

Er habe in Frankreich einen Renault-Lastwagen gekauft und nach Westafrika geschickt, so der Angeklagte. Der Duisburger Frachthändler, mit dem er schon einmal ein Geschäft gemacht hatte, sollte sich um den Transport kümmern. „Doch erst wollte er immer mehr Geld und als ich alles bezahlt hatte, hat er mich vertröstet.“

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Inzwischen seien in Conacry erhebliche Standgebühren für den Lastwagen angefallen. Der Franzose fuhr nach Deutschland. Bei der vom Duisburger beauftragten Schiffs-Agentur in Essen habe er erfahren, dass der Mann nicht alle Zahlungen weitergeleitet hatte. Also machte sich der 33-Jährige auf den Weg zum Büro in Hochfeld. Doch der Frachthändler habe von den Papieren nichts hören wollen und sei geflüchtet. Zuletzt habe er keine andere Möglichkeit gesehen, als dessen Auto auszubremsen. „Als er einfach weiterfahren wollte, habe ich die Reifen zerstochen.“

Frachthändler machte keinen vertrauenswürdigen Eindruck

Der 58 Jahre alte Frachthändler machte im Zeugenstand keinen besonders guten Eindruck. Den Vertrag mit dem Angeklagten kannte er kaum, einen Überblick über die Zahlungen hatte er nicht. Die Essener Schiffs-Agentur schon. „Der Kunde aus Duisburg hatte und hat immer wieder Geldprobleme“, so ein Zeuge.

Die Juristen waren sich einig: Das Bremsmanöver habe nicht den Charakter eines Beinahe-Unfalles gehabt. Die versuchte räuberische Erpressung entfiel, weil durchaus fraglich blieb, ob der Angeklagte nicht berechtigte Ansprüche hatte. Und was sich der 33-Jährige sonst noch leistete, schien bereits mehr als abgegolten: Immerhin saß der Franzose 152 Tage in Untersuchungshaft. Das Verfahren wurde eingestellt.