Duisburg. Anlagenbauer Mitsubishi Power Europe will in Duisburg viele Stellen abbauen. So erklärt ein Firmensprecher den Schritt und das weitere Vorgehen.
Beim Anlagenbauer Mitsubishi Power Europe steht in Duisburg eine weitere Zäsur an. Nach Informationen dieser Redaktion soll die Zahl der Mitarbeiter am Europasitz am Innenhafen bis Ende 2023 von 570 auf 150 reduziert werden.
„Der Schock sitzt tief“, sagte ein Insider am Dienstagmittag. Der Betriebsrat informierte die Mitarbeiter um 13.30 Uhr per E-Mail über den Stellenabbau. Das Gremium hatte die schlechte Nachricht zuvor nach Redaktionsinformationen vom Wirtschaftsausschuss des Unternehmens erhalten.
Mitsubishi Power Europe in Duisburg: Massiver Stellenabbau
In dessen Sitzung am Montag hatte die Geschäftsführung mitgeteilt, dass sie eine „Restrukturierungsmaßnahme respektive Personalabbau“ durchführen wolle.
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Nach einem Gesellschafterbeschluss möchte sich der Anlagenbauer nun auf das profitable Servicegeschäft mit einem Umsatzvolumen von 100 Millionen Euro pro Jahr konzentrieren. Das verschlechtert vor allem die Perspektive der Mitarbeiter im Neubaugeschäft.
In einem ersten Schritt soll die Belegschaft bereits bis Januar 2023 auf 279 Vollzeitbeschäftigte reduziert werden. Der Betriebsrat des Unternehmens kündigte an, die Maßnahmen nicht hinnehmen zu wollen. In einem ersten Schritt wurde Unterstützung der IG Metall sowie eine juristische und wirtschaftliche Beratung hinzugezogen.
Rechtsabteilung: Sozialplan und keine Kündigungen
Marco Becker, Leiter der Rechtsabteilung bei Mitsubishi Power Europe, erklärt den Stellenabbau mit der „wirtschaftlichen Situation“ und der mangelnden finanziellen Leistung des Standortes. Unmittelbar solle es zunächst keine Kündigungen geben. „Der nächste Schritt ist, mit dem Betriebsrat einen Sozialplan zu erarbeiten“, erklärt Becker.
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Die 150 Mitarbeiter des Servicegeschäfts, die nach dem Stellenabbau übrig bleiben, sollen sich zum Beispiel um die Wartung von Kraftwerken und Wärmepumpen kümmern – ein finanziell profitableres Geschäft als der komplette Neubau thermischer Anlagen, der bisher für das gesamte europäische Gebiet aus Duisburg gesteuert wurde.
Die Frage, ob die Ernennung des neuen Geschäftsführers von Mitsubishi Power Europe, Javier Cavada, am 17. Mai 2022 eine Rolle beim aktuellen Stellenabbau spielt, beantwortet Marco Becker ganz deutlich: „Nein.“
Duisburger Mitsubishi-Standort hat eine lange Geschichte
Mitsubishi Power Europe ist spezialisiert auf „die weltweite Planung und Errichtung von thermischen Anlagen und die Forschung und Entwicklung im Bereich der Energie- und Umwelttechnik“, wie das Wirtschaftsinformationsportal North Data das Portfolio zusammenfasst. 2017 gab das Unternehmen (das damals noch als Mitsubishi Hitachi Power Systems firmierte) zu, von der „Energiewende komplett eingeholt“ worden zu sein und baute jeden dritten Arbeitsplatz am Standort in Duisburg ab.
Noch als „Hitachi Power Europe“ errichtete die Firma zum Beispiel das Steinkohlekraftwerk in Walsum, das mit seinem imposanten Kühlturm eine echte Landmarke im Duisburger Norden geworden ist. Laut North Data hat Mitsubishi Power Europe im Jahr 2021 eine Umsatz von über einer Milliarde Euro gemacht – allerdings auch einen Verlust von 40 Millionen Euro eingefahren.
Vom Neubau von Gas- und vor allem von Kohlekraftwerken hat die Firma schon 2017 weitestgehend Abstand genommen, doch die neuen Schwerpunkte – Flüssigluft-Stromspeicher, Wartung und Modernisierung bestehender Kraftwerke mit Blick auf neue Umweltschutz-Standards – hatten nicht zur erhofften Wende geführt.
Damals formulierte die Geschäftsführung einen Plan, der das Unternehmen zunächst durch die Jahre bis 2020 führen sollte und dann „auch wieder eine Wachstumsphase bringen kann“ – das war wohlgemerkt vor der Corona-Pandemie.
>> TOCHTER der JAPANISCHEN MITSUBISHI HEAVY INDUSTRIES
- Mitsubishi Power Europe ist eine Tochter des japanischen Unternehmens Mitsubishi Heavy Industries. Die Mutterfirma Mitsubishi dürfte der breiten Masse vor allem durch ihre Autos bekannt sein.
- Seinen Ursprung nahm der Duisburger Mitsubishi-Ableger aber bei „Deutsche Babcock“, die aus einer englischen Firma hervorging und seit dem Ende des 19. Jahrhunderts Kesselbau betrieb.