Duisburg. Giuseppe Verdis düstere Oper „Macbeth“ kommt mit zweijähriger Corona-Verspätung auf die Duisburger Theaterbühne. Ein Fest für den Opernchor.
Die letzte Premiere der Spielzeit 2021/22 wird auch ein Fest für den Chor der Deutschen Oper am Rhein. Seit mehr als zwei Jahren mit Lockdown und anderen Corona-Einschränkungen stehen die Sängerinnen und Sänger wieder in voller, 60-köpfiger Besetzung auf der Duisburger Theaterbühne.
Vor zwei Jahren geplant, musste Verdis „Macbeth“ auch wegen des großen Chors abgesagt werden, nachdem die Oper als Koproduktion mit der Opera Vlaanderen 2019 in Antwerpen Premiere hatte. Am 30. Mai 2020 sollte die Premiere an der Rheinoper sein, am 12. Juni kann sie endlich im Duisburger Theater sein.
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Ohnehin hat Giuseppe Verdi die wunderschönsten Opernchöre komponiert. Für seinen „Macbeth“ aber hat er mit dem Hexenchor „eine der schönsten Partien für Damenchor“ geschaffen, wie Chordirektor Gerhard Michalski sagt. Aus den drei Hexen bei Shakespeare hat Verdi drei Hexengruppen gemacht: „genial übertragen und extremst virtuos“.
In Duisburg: Die Chordamen können sich als Hexen ausleben
Es gebe Wohlgesang und skurrile Klänge in der deftigen Shakespeare-Sprache, in der die Hexen ein Wildschwein schlachten und kochen. Die Sängerinnen könnten alles zeigen, sich ausleben, so Michalski. „Sie haben unglaublichen Spaß und szenische viel zu tun, sie werden nach jeder Vorstellung fix und fertig sein. Das ist Hochleistungssport, aber sie können mal sein, was sie sonst nicht sind: Hexen.“
Der Männerchor sei auch gut vertreten, „es ist ein Kabinettstückchen“. Und man dürfe nicht vergessen, dass der Chor – anders als die Solisten – ja stets wechselnde Rollen übernehme, so Michalski. In „Macbeth“ eben auch den Hofstaat spiele oder schottische Flüchtlinge. Dennoch sei dieses „sehr düstere Stück nie so der Publikumsrenner geworden wie Traviata oder Rigoletto“, so Michalski, gehe es doch um Politik und Macht, wie man damit umgehe und wie sie korrumpiert.
Corona-Frust mit Betretungsverbot im Theater
Im Rückblick auf die letzten zwei Jahre sei die Chor nach dem ersten Schock „insgesamt erstaunlich gut über die Zeit gekommen“. Die Annahme, nach der „Lohengrin“-Vorstellung am 11. März 2020 „erstmal bis 2. April“ nicht mehr spielen zu können, sie aus heutiger Sicht naiv gewesen. Singen galt ja als besonders ansteckend, „wir durften erstmal gar nichts“.
Sänger hatten anfangs ein Betretungsverbot im Theater, durften sich „nicht mal allein in einem Raum aufhalten“. Dann galt ein Abstand von sechs Metern, „das war der Wahnsinn“, dann drei Meter. Unter dieser Auflage ist dann eines von vier geplant Chorkonzerten ist im Herbst 2020 in Duisburg über die Bühne gegangen – mit der Hälfte des Chors. Die drei Folgekonzert fielen wieder in die Lockdown-Zeit.
Zuletzt zwei PCR-Tests pro Woche
Wochenlang nicht arbeiten zu können, das war eine „Frustnummer“ für Michalski. Doch habe man großes Glück gehabt, dass die die Städte der Oper zur Seite standen und Kurzarbeitergeld gezahlt wurde. „An der Met in New York sind alle entlassen worden.“ Bis heute sei es für manche Chormitglieder beklemmend, mit 60 Leuten im Chorsaal zu proben.
Mit kleineren Produktionen wie „Clemenza di Tito“ und den geltenden Abstandsregeln sei es dann weiter gegangen, zuletzt galt seit Jahresanfang, dass alle, die auf der Bühne stehen, zweimal pro Woche PCR-Tests machen lassen mussten. „Es war viel Anspannungen und Stress, man war gedanklich permanent damit zugange, „das möchte ich nicht noch mal erleben“. Aber jetzt mache es wieder Spaß – „auch fürs Publikum“.
>>> Michael Thalheimer inszeniert nach „Othello“ jetzt „Macbeth“
- Regie führt Michael Thalheimer, der mit seiner Deutung von „Othello“ bereits 2018 an der Rheinoper begeisterte und dessen Schauspiel-Inszenierungen mehrfach beim Akzente-Theatertreffen in Duisburg zu sehen waren.
- In Duisburg gastiert der isländische Bariton Hrólfur Sæmundsson in der Titelpartie, Ewa Płonka gibt ihr Debüt als Lady Macbeth. Bogdan Taloş und Ovidiu Purcel debütieren als Banco und Macduff. Die Duisburger Philharmoniker spielen unter der Leitung von Stefan Blunier.