Duisburg. Das Stück „Das Gewächshaus“ hatte Premiere im Foyer III. Wie das junge „Spieltrieb“-Ensemble widerstrebende Gefühlswelten auf die Bühne bringt.

In Jordan Tannahills Stück „Das Gewächshaus“ reden zehn Jugendliche über sich und das Leben. Aber es sprechen auch ein Fuchs, ein Sofa und das titelgebende Gebäude selbst. Regisseurin Damira Schumacher hat das Stück des jungen kanadischen Autors mit dem Ensemble „Spieltrieb“ im Theater Duisburg inszeniert.

Seit langem steht das alte Gewächshaus leer und verfällt. Und doch hat es noch eine Funktion. Generationen von Jugendlichen haben sich hier getroffen. Sie haben hier in diesem „Lost Place“ geredet, gefeiert, erste Erfahrungen mit Sex und Drogen gemacht.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert:Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Rosa Mundi und Nearly Wild gehören zu einer Clique, für die das Gewächshaus ein Fluchtort vor der geregelten, erstarrten Welt der Erwachsenen ist – ein bisschen unheimlich vielleicht, aber eben auch ein Freiraum. Doch eines Tages wird für die Teenager mit den sprechenden Namen alles anders.

Regisseurin kam über den Duisburger „Spieltrieb“ zum Theater

Rosa verliert ihr Smartphone, und Nearly entdeckt es, offensichtlich auf einer Leiche liegend. Später scheint sich die Leiche mit dem verlorenen Smartphone zu melden. Die Stimme zwingt die Jugendlichen, sich einer unangenehmen Erinnerung zu stellen.

Auch interessant

Tannahills Stück nimmt Bezug auf Boccaccios „Decamerone“ und spielt mit Elementen von Mystery- oder Horrorfilmen. Auch Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“ könnte ihn inspiriert haben. Damira Schumacher, die vor ihrem Regie-Studium selbst erste Theater-Erfahrungen im „Spieltrieb“ sammelte, macht aus diesen Elementen einen dichten, aber auch leichtfüßigen Theaterreigen.

Widerstrebende Gefühlswelten werden ausgelotet

Ihr gelingt es, aus den zehn Jugendlichen und jungen Erwachsen mit wenig oder gar keiner Bühnenerfahrung eine geschlossene agierende Gruppe zu formen. Nahtlos greift die schnelle Folge von Solo- und Dialogszenen ineinander. Wie selbstverständlich geben die Schauspielerinnen und Schauspieler Tannahills Text Stimme, Gestik und nicht zuletzt auch eine enorme körperliche Präsenz.

Dabei loten sie eine emotionale Bandbreite von Oberflächlichkeit und Bosheit über das Verdrängen bis hin zu Witz, Ernsthaftigkeit und Empathie aus. Was aus diesen Jugendlichen wird, bleibt einstweilen noch offen. Dem Ensemble gelingt eine erstaunliche Balance der widerstrebenden Gefühlswelten. Es bewegt sich fast tänzerisch wie in einer kompakten Choreographie über die Spielfläche im Foyer III des Stadttheaters. Dafür gab – vor allem vom jungen Publikum – beinahe ekstatischen Beifall.

Die nächsten Vorstellungen sind am 15., 22., 29. November sowie 3., 7., 9. und 18. Dezember. Karten 12 Euro, www.theater-duisburg.de