Duisburg. In der Stahl-Tarifrunde liegen Forderungen und Angebot weit auseinander. Deshalb rüsten sich die Duisburger Beschäftigten für einen Arbeitskampf.

Nach der ersten Tarifrunde für die rund 68.000 Beschäftigten der Stahlindustrie für Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen liegen die Forderungen der IG Metall und das Angebot der Arbeitgeber weit auseinander. Die Gewerkschaft verweist auf die gute Geschäftslage der Unternehmen, die wiederum betonen die gesamtwirtschaftlichen Risiken für die Branche.

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Die Arbeitgeber haben der IG Metall eine Einmalzahlung in Höhe von 2100 Euro für eine Laufzeit von zwölf Monaten angeboten. Damit soll einerseits der in vielen Mitgliedsunternehmen bis heute guten Entwicklung der Ergebnisse, andererseits den enormen wirtschaftlichen Risiken entsprochen werden, denen sich die Stahlindustrie sowie die Gesamtwirtschaft gegenüber sehen. „Insbesondere die sich abzeichnende Verteuerung und Verknappung von Energie würde die Stahlunternehmen existenziell gefährden“, sagt Dr. Gerhard Erdmann, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Stahl und der Hüttenwerke Krupp Mannesmann in Duisburg.

Arbeitgeberverband: Höchste Risiken seit der Kuba-Krise 1962

Gerhard Erdmann, Geschäftsführer Controlling Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) in Duisburg, ist auch Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Stahl.
Gerhard Erdmann, Geschäftsführer Controlling Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) in Duisburg, ist auch Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Stahl. © Marc-Steffen Unger/www.ms-unger

Die IG Metall forderte eine Entgelterhöhung um 8,2 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten und die Verlängerung der Tarifverträge über Altersteilzeit, zur Beschäftigungssicherung und zur Einführung von Arbeitszeitkonten sowie über den Einsatz von Werkverträgen. „Wir wollen eine tabellenwirksame Erhöhung“, sagen auch der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates von Thyssenkrupp Steel, Tekin Nasikkol und Vertrauenskörperleiter Klaus Wittig. Beide verweisen auf Inflation und steigende Verbraucherpreise. „Die Beschäftigten können das nicht weitergeben.“ Er sei „irritiert“ über das Angebot der Arbeitgeber, so Nasikkol. Die Einmalzahlung könne allenfalls „ein Eintrittsgeld in die Verhandlungen sein“, sagt Wittig.

Die Unsicherheit in der deutschen Wirtschaft und in der Stahlindustrie bezüglich der weiteren konjunkturellen Entwicklung „ist so groß wie seit der Kuba-Krise 1962 nicht mehr“, betont hingegen Prof. Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann, der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes Stahl. In dieser Situation sind außergewöhnliche Schritte erforderlich. Mit dem Angebot einer hohen Einmalzahlung sind die Arbeitgeber weit auf die IG Metall zugegangen.“

Vor der zweiten Verhandlungsrunde am kommenden Montag, 23. Mai, geben sich die Duisburger Stahlkocher kampfbereit. Die Stahlindustrie werde „historisch hohe Gewinne verbuchen“, an denen die Belegschaften beteiligt werden müssten, betont Nasikkol: „Wir sind bereit, unsere Forderungen auch auf der Straße durchzusetzen.“

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