Duisburg. Bis zu 1,50 Euro kostet eine Kugel Eis in Duisburg. Rohstoffe wie Milch werden teurer. Was Eisdielen-Betreiber und Kunden zu den Preisen sagen.
Milch und Sahne sind in den meisten Eissorten vertreten – und die Preise dafür steigen und steigen. Einige Eisdielen haben schon am Anfang der Saison ihre Preise angepasst. Nun hat sich ein Leser bei der Redaktion dieser Zeitung gemeldet. In seiner Stammeisdiele Lilly’s Eiscafé in Rheinhausen sei das Eis plötzlich 30 Cent teurer geworden. Die Kugel kostet nun 1,50 Euro und nicht mehr 1,20 Euro. Der Eisbecher sei von 6,50 Euro auf 7,90 Euro gestiegen. Da schmolz die Laune. Der Eis-Genießer fragt sich, warum diese Preise jetzt sein müssen. Wir waren vor Ort – und geben die Frage an die Besitzerin weiter.
30 Cent Preisanstieg: Eis in Duisburg wird teurer
Die erklärt dann auch ihre Situation, möchte aber ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. „Die Milchpreise stiegen alle zehn Tage.“ Für einen Karton mit 1000 Waffelplätzchen habe sie sonst zum Beispiel neun Euro bezahlt, plötzlich sind es 13 Euro. Die aktuelle Quittung der Löffel habe sie völlig erschrocken. „Vorher hat ein Karton 28 Euro gekostet. Momentan kostet er 95 Euro.“
Sie müsse nun handeln, die Preise an die Kunden weitergeben. „Spaß macht mir das nicht.“ Aber es gehe auch ums Überleben, ihre Existenz. „Ich kann sonst die Rechnungen nicht mehr bezahlen.“ Hinzu kämen noch die Personalkosten. Der angestrebte Mindestlohn von 12 Euro sei nicht einfach zu stemmen. Das macht der Gastronomie generell gerade in Duisburg schwer zu schaffen.
Eisdielen beklagen: Milchpreis steigt kontinuierlich
Renato Venier von der Eisdiele Primavera (1,30 Euro pro Kugel) an der Mülheimer Straße in Neudorf kämpft allerdings ebenfalls vor allem mit den Milchpreisen: „Die steigen gerade wöchentlich, da können wir nur staunen. Wir kommen kaum hinterher. Wenn das so weitergeht, muss ich zumindest die Sahne für einige Zeit erhöhen. Wahrscheinlich um zehn oder 20 Cent. Ich hoffe, dass das nur vorübergehend ist. Woran es liegt, ist reine Spekulation.“
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Die Gäste vor Ort bei Lilly’s Eiscafé in Rheinhausen bleiben im Gespräch sehr verständnisvoll. Christoph Köhler und Natascha Nöll sind Stammkunden. Sie arbeiten gegenüber am Willy-Brandt-Berufskolleg und kommen regelmäßig nach Feierabend hierher. „Wir bestellen auch schon mal für das ganze Kollegium. Das Eis wird hier ja selbst gemacht und da sind auch echte Vanilleschoten und Pistazien drin“, schwärmt Natascha Nöll und ergänzt: „Da kann es ruhig schon mal etwas teurer sein. Zumal die Kugeln ja auch gar nicht klein sind.“ Ihre Lieblingssorte: Blaubeere-Vanille.
„Es schmeckt auch sehr gut und der Kaffee kommt aus einer Rösterei aus Bochum. Das ist ja alles mit sehr viel Liebe gemacht“, sagt Christoph Köhler. Und seine Kollegin fügt lachend hinzu: „Er kommt ja eigentlich aus Düsseldorf, da ist er ganz andere Preise gewohnt.“ Bei den warmen Temperaturen freuen sich die Kunden einfach über die kühle und leckere Erfrischung.
Vergleich: Das kostet eine Kugel Eis in Duisburg
Im Vergleich liegen die Kugelpreise zwischen 1 Euro und 1,50 Euro im Stadtgebiet. Panciera in der Innenstadt nimmt für eine normale Kugel 1,50 Euro, allerdings Pistazieneis mit echten Pistazien kostet hier 1,90 Euro. Bei einer Facebook-Umfrage dieser Redaktion über die Eispreise in der Stadt schreibt eine Duisburgerin, dass ein Bällchen etwa in Erlangen, Nordbayern, 1,70 Euro kosten würde. Da kommen die Duisburger noch gut weg. Bei Rheineis in Wedau zahlt man für die Kugel 1,30 Euro, bei „Zum Kuckuck“ einen Euro.
Silke Maas von der Eisdiele „Zum Kuckuck“ sagt: „Die Preise dieser Zutaten sind in den letzten Jahren merkbar gestiegen, weshalb wir in diesem Jahr den Preis unserer Erfrischungs-Bällchen von 90 Cent auf einen Euro je Kugel erhöhen mussten.“ Sie verkauft das Eis mit kulturellem und lokalem Charme, das selbstkreierte „Rhein Orange-Eis”.
„Ein bisschen Luxus muss man haben“
Alle Eisdielen haben mit der momentanen Lage zu kämpfen. Die Menschen seien heutzutage sehr preissensibel, insbesondere wegen Materialknappheit und Engpässen, was man seit Jahren hier in Deutschland nicht mehr gewohnt sei, so die Rheineis-Inhaber Linda Karsten und Jonas Simon. Auch bei unserer Recherche und der Facebook-Umfrage sehen wir, dass viele auswendig wissen, was sie zuletzt für eine Kugel bezahlt haben.
„Wir gehen oft in die Eisdiele, egal wie teuer – ein bisschen Luxus muss man haben“, schreibt eine Facebook-Userin. So sehen es wohl auch die Duisburger, die sich am sonnigen Wochenende bei 27 Grad in eine der beiden langen Schlangen bei Lilly‘s Eiscafé eingereiht hatten. Tenor: Eis ist zum Glück kein Grundnahrungsmittel – und wenn es frische Zutaten beinhaltet, muss es auch etwas kosten dürfen.