Duisburg. Auf dem Museum Küppersmühle im Duisburger Innenhafen ist eine Aussichtsplattform entstanden. Wie es dort oben aussieht und was dort geplant ist.

Mit der „schönsten Aussicht der Stadt“ wirbt Hamburg für den Besuch der Plaza der Elbphilharmonie, von der man aus 37 Metern über Elbe, Hafen, Speicherstadt und Hafen-City blickt. Eine Aussichtsplattform haben die Elphi-Architekten Herzog & de Meuron auch dem Museum Küppersmühle im Duisburger Innenhafen aufgesetzt. Ein Besuch vor der Eröffnung.

Noch ist die Plattform in über 30 Metern Höhe nicht eröffnet. Erst am Montag hat der TÜV den Aufzug abgenommen, der in ein ehemaliges Silo eingebaut worden ist und durch die Röhre nach oben führt. Der verschlossene Eingang zum noch eingehausten Aufzug liegt auf der Rückseite des Gebäudes zum Innenhafen. Und wann die Plattform für Besucher öffnen darf, ist noch offen.

Mehr als 30 Meter über dem Innenhafen: Ein Blick von der Aussichtsplattform des Museums Küppersmühle auf den Duisburger Innenhafen.
Mehr als 30 Meter über dem Innenhafen: Ein Blick von der Aussichtsplattform des Museums Küppersmühle auf den Duisburger Innenhafen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

„Wir haben noch keine Genehmigung durch die Stadt“, sagt Museumsdirektor Walter Smerling. „Es waren Baumaßnahmen komplizierter Natur.“ Er hofft auf einen Eröffnungstermin im Mai. Auch am Konzept für die Nutzung der Plattform wird noch gearbeitet. Noch nicht entschieden ist etwa, ob nur Museumsbesucher die Sicht genießen dürfen. Man werde Termine für Besucher anbieten, die dann in Begleitung nach oben dürfen, so Smerling am Montag.

Ein weiter Blick in eine industriell geprägte Stadtlandschaft

Was sie erwartet, durften wir vorab erkunden. Der Blick reicht von dieser Stelle des Innenhafens über die ganze Stadt und ist spektakulär. Ganz nahe rauscht unten der Verkehr über die A 40 und A 59, die Ost-West- und Nord-Süd-Autobahnen, die sich hier kreuzen. Einen Überblick hat man auch über den Innenhafen mit seinen historischen Kränen und modernen Bürogebäuden.

Auch am Konzept für die Nutzung der Plattform wird noch gearbeitet.
Auch am Konzept für die Nutzung der Plattform wird noch gearbeitet. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Der Blick in die Ferne reicht an diesem nicht ganz klaren Tag vom grünen Hügel des Kaiserbergs über die Innenstadt, aus der die Baukräne hervorragen, bis hin zum HKM-Hüttenwerk im Süden, von der Neuenkamper Brücke über den Rhein bis hin zu den „Weißen Riesen“ im Westen. Der Hafen, die nahe Ruhr, weiter dahinter der Landschaftspark, der auch von hier mit seiner Hochöfen-Kulisse imponiert, weiter nordwestlich ragt der Gasometer in Oberhausen hervor, und Richtung Westen schweift der Blick nach Mülheim. Es ist eine Sicht über eine dicht bebaute, von Industrie geprägte Stadtlandschaft.

Ein doppelt attraktives Museum

Pierre de Meuron präsentierte im April 2017 vor der Grundsteinlegung, wie der Erweiterungsbau des Museums Küppersmühle im Innenhafen aussehen soll.
Pierre de Meuron präsentierte im April 2017 vor der Grundsteinlegung, wie der Erweiterungsbau des Museums Küppersmühle im Innenhafen aussehen soll. © FUNKE Foto Services | Stephan Eickershoff

Die Aussichtsplattform auf den Silos ist sozusagen das Sahnehäubchen auf einem Museum, das architektonisch ebenso glänzt wie mit seiner Kunst. Der Erweiterungsbau, um den die Baseler Architekten Herzog & de Meuron die 1999 wieder eröffnete umgebaute Getreidemühle ergänzt haben, hat dem Museum einen Besucherschub beschert, wie Smerling sagt.

Nach vierjähriger Bauzeit seien seit der Eröffnung vor sieben Monaten rund 70.000 Besucher gezählt worden – aus der Region und weit darüber hinaus. Dabei locken zwei Attraktionen: die Architektur und die Kunst. Alt- und Neubau wurden raffiniert miteinander verbunden durch die Silos der 1908 erbauten Getreidemühle. Die Idee des Verbindens zweier gleichwertiger Gebäudeteile habe im Mittelpunkt gestanden, erläuterte Architekt Jacques Herzog zur Eröffnung.

Faszinierender Blick in 30 Meter hohe Silos

Durch eine Silo-Röhre führt der Aufzug auf die über 30 Meter hohe Aussichtsplattform der Küppersmühle.
Durch eine Silo-Röhre führt der Aufzug auf die über 30 Meter hohe Aussichtsplattform der Küppersmühle. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Im Erdgeschoss passieren Besucher die Grundpfeiler der Silos. Im 1. Obergeschoss fasziniert der Blick in die 30 Meter hohen Röhren: ein dunkler Raum auf zwölf mal acht Metern – ein erhaltenes Industriedenkmal in einem modernen Museum. Hinter der zurückhaltenden, auch mit der Backsteinfassade dem historischen Gebäude angepassten Architektur verbergen sich auf über 5000 Quadratmetern große, hohe, weiße Räume, in denen die umfangreiche Sammlung von Sylvia und Ulrich Ströher mit deutscher Kunst nach 1945 perfekt präsentiert werden kann.

Besteht doch das Besondere dieses privaten Museums darin, dass viele bedeutende Künstler gleich mit einer Vielzahl von Werken in einzelnen Sälen präsentiert werden können, so dass Besucherinnen und Besucher umfassende Einblicke ins Oeuvre der Künstler und Künstlerinnen bekommen, die in anderen Museen oft nur mit einzelnen Werken vertreten sind. Ein Beispiel dafür ist der kürzlich im Oberlichtsaal in der dritten Etage gehängte Zyklus „Original + Fälschung“ von Sigmar Polke.

Ganze Räume sind auch Gerhard Hoehme, Emil Schumacher oder K. O. Götz gewidmet – und wiederum ihren Schülern wie Gerhard Richter, Georg Baselitz oder Anselm Kiefer. „Alle, die in Deutschland und darüber hinaus Kunstgeschichte geschrieben haben“, wie Smerling sagt. Er kündigt an, jetzt auch das Veranstaltungsprogramm wieder aufzunehmen und auszubauen. Angestrebt wird eine Kooperation mit den Duisburger Philharmonikern.

Ein Streifzug mit Schauspielerin Anna Schudt

Einen ausführlichen Streifzug durch das Haus hat der am Sonntag gesendete „Museums-Check“ von 3sat unternommen. Moderator Markus Brock, der im letzten Jahr das Lehmbruck-Museum mit dem Schauspieler und Fotokünstler Stefan Hunstein porträtiert hat, war diesmal mit der bekannten Schauspielerin Anna Schudt (gerade als Dortmunder „Tatort“-Kommissarin ausgeschieden) in Duisburg, um das Museum Küppersmühle zu erkunden.

Schudt zeigt sich tief beeindruckt von diesem „XXL-Museum“: von der Größe des Hauses, der Geräumigkeit und den oft riesigen Formaten der Bilder etwa von A. R. Penck oder Markus Lüpertz, die im Altbau ausgestellt sind. Auch die beiden Treppenhäuser, die in terracottafarbenem Beton als Skulpturen angelegt sind, faszinieren Anna Schudt ebenso wie wohl jeden anderen Besucher.

>> PROGRAMM MIT PHILHARMONIKERN

  • Zwei Konzerttermine mit Ensembles der Duisburger Philharmoniker stehen bereits fest. Am 29. Mai spielt ein Bläsersextett im Polke-Saal, am 12. Juni gibt es anlässlich des 20. Todestages von Raimund Girke, dem die aktuelle Wechselausstellung gewidmet ist, um 11 Uhr ein Wandelkonzert.
  • Wieder aufgenommen werden soll auch die Reihe „Kunst trifft …“, in der Walter Smerling mit Gästen nicht nur über Kunst diskutiert.
  • Duisburgerinnen und Duisburger können das Museum weiterhin donnerstags bei freiem Eintritt besuchen.