Duisburg. Für Familie Kraemer mit drei Kindern und Hund war die Wohnungssuche in Duisburg eine große Herausforderung. Nach 68 Absagen hat es nun geklappt.

Die Suche hat ein Ende: Familie Kraemer hat nach vielen Absagen eine Wohnung in Duisburg gefunden. Noch stapeln sich im Flur in Hochheide einige Umzugskartons, die Küche ist ein Provisorium, doch für die achtjährige Tochter Mia-Marie steht bereits fest: „Jetzt kann unser Leben wieder anfangen.“

Hinter der fünfköpfigen Familie liegen kräftezehrende Monate. Im Februar hatte diese Zeitung erstmals über ihre Wohnungssuche berichtet. Damals wollten die Kraemers zurück nach Duisburg. Mit einem Koffer voller Hoffnung hatten sie fünf Monate zuvor der Stadt an Rhein und Ruhr den Rücken gekehrt. In einem 2508-Seelen-Dorf in Rheinland-Pfalz wollten sie stattdessen den Traum von einem Haus auf dem Land leben.

Traum vom Leben auf dem Land zerplatzt schnell

Doch schnell hatte das Dorfidyll seine Glückseligkeit verloren, das unrenoviert übernommene Haus mit immer neuen Hiobsbotschaften die Familie belastet. „Wir hatten eine rosarote Brille auf“, sagt der Familienvater, der in einer Privatinsolvenz steckt, rückblickend. Auch soll es falsche Versprechungen des Eigentümers gegeben haben.

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Mehr als 68 Wohnungsanfragen soll Etienne Kraemer in der Folge verschickt haben, doch es habe nur Absagen oder keine Rückmeldung der Eigentümer gegeben. Mal seien die Kinder oder Hund Luna, eine französische Bulldogge, das Problem gewesen. Auch ein RTL-Team hat in den vergangenen Wochen einen Beitrag über das Leben der Kraemers gedreht.

Nach 68 Absagen: Chance für die Familie in Duisburg

„Die Familie brauchte Hilfe, jeder kann in eine finanzielle Schieflage kommen“, sagt Andrea Berns, die in Duisburg eine Immobilienverwaltung betreibt und rund 120 Wohneinheiten verwaltet. Nachdem sie den Artikel in der Zeitung gelesen hatte, zögerte die 60-Jährige nicht, der Familie eine Chance zu geben. „Kinder sind unsere Zukunft“, sagt Berns, die die fehlende Akzeptanz kinderreicher Familien von einigen Hauseigentümern nicht nachvollziehen kann.

Neue Heimat der Familie ist nun Hochheide, nur wenige Minuten von der Oma und der Patentante entfernt. Auch die Grundschule und die Kita der drei Kinder sind fußläufig zu erreichen. Bei dem Umzug haben die Töchter und der Sohn eifrig geholfen: „Wir lassen doch nicht unsere Eltern alleine arbeiten“, sagt der sechsjährige Finn, während er mit einem Betonmischer spielt, den der Osterhase gebracht hatte.

Zeit für neue Erinnerungen

Noch in dieser Woche soll die Schlüsselübergabe erfolgen, dann ist das Kapitel Rheinland-Pfalz abgeschlossen, sagt der Familienvater, auch wenn den Kraemers ein langwieriger Rechtsstreit mit dem Eigentümer bevorsteht. Zwar müssen sich die drei kleinen Kinder – acht, sieben und vier Jahre – nun ein Zimmer teilen, doch die Familie ist froh, wieder in Duisburg zu sein. Überflutete Keller und keine funktionierende Heizung sollen nun der Vergangenheit angehören.

Die Wände der 85 Quadratmeter großen Wohnung zieren schon Familienerinnerungen: Fotos von einem Ausflug in den Unterwasserzoo, Aufnahmen der drei Kinder und Hochzeitsbilder. Neue Erinnerungen entstehen bereits: Am Wochenende ging es für die Familie auf die Kirmes in Homberg, zum Trödelmarkt in Wedau und aufs Streetfood-Festival im Landschaftspark. Auch im Sportverein sind die Kinder bereits angemeldet.

„Es soll uns ein Mahnmal sein“

Ganz ohne Sorgen ist die Familie aber nicht. Durch den blauäugigen Umzug aufs Land sind neue finanzielle Rückstände entstanden. Um ein Hochbett für die Kinder und einen Backofen zu kaufen oder den Transporter für den Umzug zu mieten, hatte Etienne Kraemer jüngst das eigene Auto verkauft. Ihm graut es auch vor der Nebenkostenabrechnung, weil wochenlang im Haus mit dem Backofen geheizt wurde ...

Damit die Fehlentscheidung der Familie nicht vergessen wird, hat Etienne Kraemer den Zeitungsartikel über die Familie im Hausflur eingerahmt. „Es soll ein Mahnmal sein“, sagt der gelernte Berufskraftfahrer, der im Juni eine neue Stelle beginnt, und ergänzt: „Damit uns das nicht noch einmal passiert.“