Duisburg-Ruhrort. Bisher sind sämtliche Initiativen, neue Läden anzusiedeln, gescheitert. Der Leerstand wird allenfalls kreativ genutzt. Das soll sich ändern.
Im Zentrum von Ruhrort stehen rund 70 Prozent der Ladenlokale leer, auch der letzte Metzger hat den Stadtteil verlassen. Ruhrort ist neben Alt-Homberg und Rheinhausen eines der Nebenzentren, die nun von einem neuen Förderprogramm profitieren könnten. Mit Hilfe von finanziellen Anreizen will die Stadt neue Mieter finden.
Eine Initiative zur Bekämpfung des Laden-Leerstands in Ruhrort ist vor zwei Jahren kläglich gescheitert. Ob es dieses Mal klappt? Die Bedingungen, vor allem für potenzielle Mieter, klingen erst einmal verlockend. Der Mieter zahlt nur ein Fünftel der ursprünglichen Miete, also zum Beispiel 200 statt bisher 1000 Euro, plus Nebenkosten. Bedingung ist, dass der Vermieter die Miete um 30 Prozent reduziert. 50 Prozent der ursprünglichen (höheren) Miete wird über den Anmietungsfonds des Landes NRW finanziert. Ehe ein Ladenlokal weiterhin jahrelang leer steht, kann dieser Deal auch für Ruhrorter Vermieter attraktiv sein. Dieses Förderprogramm läuft bereits in der Duisburger Innenstadt.
Vermieter leerer Ladenlokale verzichten auf 30 Prozent der Miete
Zur Zeit stehen in Ruhrort etwa 20 Ladenlokale leer, vor allem entlang der Fabrik-, Bergius- und Harmoniestraße. Der Lokalpolitiker Michael Büttgenbach (CDU) hofft, dass dieses Mal tatsächlich Vermieter und Mieter zueinanderfinden: „Ich habe schon mit einigen Eigentümern gesprochen. Sie wären mit einer subventionierten Miete einverstanden, würden auf einen Teil Ihrer Miete verzichten.“
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Er listet gerade alle Leerstände auf und ist auch bereit, Vermieter der Immobilien aktiv anzusprechen. Der CDU-Politiker, der sein Geld als Makler verdient, profitiert im Übrigen nicht persönlich vom Sofortprogramm, wie er betont. Denn es fließen keine Provisionen. Der Mietvertrag wird direkt zwischen dem Eigentümer und der städtischen Wirtschaftsförderung Duisburg Business & Innovation (DBI) geschlossen. Das Ladenlokal wird dann an den Bewerber durch die DBI untervermietet.
In Ruhrort fehlen Metzger, Schuster und noch viel mehr
Was fehlt dringend in Ruhrort? „Ein Metzger, es ist schade, dass die Metzgerei Meinert weg ist“, sagt Büttgenbach. Doch er ist optimistisch, dass ein Betrieb, der sich mit guter Qualität einen Namen macht, genügend Kunden, auch über die Stadtgrenzen hinaus, gewinnen kann. Bestes Beispiel dafür sei die Konditorei Kurz in der Fabrikstraße mit ihren „genialen Torten“.
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Auch ein Schuster und ein Schlüsseldienst fehlen. Büttgenbach fährt immer bis nach Meiderich, um ein paar Schuhe besohlen zu lassen. Eine weitere Idee: ein kleines Zentrum, das sich rund um Ladesäulen für E-Autos ansiedeln soll. Das wären zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn man brauche nicht nur mehr Geschäfte, sondern auch weitere E-Ladesäulen. „Während das Auto lädt, könnten die Leute einen Kaffee trinken, was einkaufen oder zur Fußpflege gehen“, so Büttgenbachs Vorstellung.
Gastronomie und private Initiativen sind gefragt
Die Fäden laufen beim Duisburger Beratungsnetzwerk der DBI zusammen. Hier können sich sowohl interessierte Eigentümer als auch potenzielle Mieter melden. Eine Jury aus Vertretern der Stadt, Lokalpolitik und Kaufmannschaft vor Ort entscheidet über die Bewerbungen.
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Willkommen sind Mieter mit innovativen Ideen. Das können Unternehmen, auch Start-ups und Pop-Up-Stores, aus den Bereichen Handel, Gastronomie und Dienstleistungen sein. Auch Showrooms, in denen Onlinekonzepte präsentiert werden, sind denkbar. Und ebenso weitere Ateliers sowie Initiativen aus der Bürgerschaft, die zum Beispiel ein Repair-Café oder andere Treffpunkte anbieten wollen.
Einen neuen Fall Lindt soll es in Ruhrort nicht geben
In der Nachbarstadt Essen profitiert die Firma Lindt (Schokolade) von der subventionierten Miete, was rege Diskussionen ausgelöst hatte. Das soll es in Ruhrort nicht geben: „Das kann nicht das Ziel des Programms sein. Es sollen zwar Leerstände wiederbelebt werden, aber zugleich auch neuen, innovativen und nachhaltigen Konzepten, Impulse gegeben werden“, sagt Stadtsprecher Peter Hilbrands. Bis zum 31. Dezember 2023 stehen für Ruhrort gut 45.000 Euro zur Verfügung. Danach endet der Vertrag. Ein neuer Vertrag kann dann zu Realkonditionen mit dem Mieter geschlossen werden.
Immerhin ist Ruhrort in Sachen Kultur auf einem guten Weg. Der Kulturtreff „Das Plus am Neumarkt“ ist eine echte Bereicherung. Und ebenfalls die Neueröffnung der Mercator-Buchhandlung sowie die beiden Galerien von Gernot Schwarz.
>>> So kommen Mieter und Vermieter zusammen
Interessierte Mieter müssen sich für das Sofortprogramm bewerben. Hier geht’s zum Bewerbungsformular: https://www.duisburg-business.de/leistungen/city-management
Auf der DBI-Website www.duisburg-business.de stehen die jeweiligen Konzentrationsbereiche als Download zur Verfügung: Sofortprogramm Innenstadt – Duisburg Business & Innovation.