Duisburg. Nach einer Vollbremsung der Straßenbahn 903 stürzt eine Duisburgerin, beklagt eine Beckenprellung. Was sie dem Fahrer vorwirft und die DVG sagt.
Nicole S. hat nach eigenen Angaben immer noch Schmerzen. Bis einschließlich 10. April sei sie krank geschrieben, erzählt die 38-Jährige. Jede größere Bewegung tue weh. Und mit einer Straßenbahn fahre sie nur noch mit einem mulmigen Gefühl – seit einer folgenschweren Vollbremsung der 903 am Montagnachmittag, 21. März, im Bereich der Kreuzung Duisburger Straße/Kampstraße in Duisburg-Obermarxloh.
Nach der Arbeit – die Walsumerin ist Betreuungskraft in einem Altenheim – steigt sie an jenem Tag an der Haltestelle „Hamborn Rathaus“ in die Bahn in Richtung Dinslaken. „Ich wollte nur nach Hause, die 903 war voll, ich musste stehen, habe ich mich an der Stange oder an den oberen Halterungen festgehalten“, erzählt die 38-Jährige. „Doch als der Fahrer in Höhe Kaufland abrupt gebremst hat, bin ich gestürzt. Ich lag am Boden, bis zu zehn Leute sind noch auf mich gefallen.“
Duisburgerin beklagt Beckenprellung nach Sturz in Straßenbahn der Linie 903
Was sie ärgert: Der Fahrer habe per Durchsage nur über die Vollbremsung informiert, keinen Grund genannt und sich vor allem nicht danach erkundigt, ob Fahrgäste verletzt sind. „Er ist einfach weitergefahren“, so die Walsumerin. Direkt nach dem Sturz habe sie keine gravierenden Schmerzen empfunden. „Aber abends zu Hause wurde es so schlimm, dass mich mein Vater noch ins Krankenhaus gebracht hat“, so Nicole S., „dort hat ein Arzt dann ein Sturztrauma beziehungsweise eine Beckenprellung diagnostiziert.“
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Sie habe die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) über den Vorfall informiert. Auf Nachfrage der Redaktion bestätigt DVG-Sprecher Felix zur Nieden zunächst einmal eine sogenannte Gefahrenbremsung an jenem Tag und an jener Stelle.
DVG: Gefahrenbremsung wegen Auto auf den Gleisen
„Der Straßenbahnfahrer hatte das eindeutige Signal zur Weiterfahrt über die Kreuzung“, so zur Nieden. „Von der gegenüberliegenden Linksabbiegerspur sind aber noch zwei Fahrzeuge von der Duisburger Straße in die Kampstraße abgebogen, wovon eines im Gleisbereich der Kreuzung stehen geblieben ist. Unser Fahrer hat nur dank einer vollen Bremsleistung einen Zusammenstoß verhindern können.“
Der DVG-Sprecher widerspricht der Aussage der Walsumerin, dass sich der Fahrer nicht nach verletzten Fahrgästen erkundigt habe. „Dies hat er per Durchsage getan, aber keine Rückmeldung erhalten – auch nicht an der nächsten Haltestelle ,Rhein-Ruhr-Halle’“, sagt zur Nieden. „Nur deshalb hat er seine Fahrt fortgesetzt und sich aus unserer Sicht korrekt verhalten.“
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Nicole S. bleibt bei ihren Aussagen. „Ich habe eine Zeugin, die das alles belegen kann“, sagt die 38-Jährige. Sie hat inzwischen auch Anzeige bei der Polizei erstattet, wie Sprecher Jonas Tepe bestätigt. „Es geht in solchen Fällen um den Verdacht der fahrlässigen Körperverletzung“, so Tepe. „Die Ermittlungen laufen aber noch.“
>> DVG: 20 DOKUMENTIERTE GEFAHRENBREMSUNGEN 2021 IN DUISBURG
- Nach Angaben der DVG kommt es in Duisburg immer wieder zu Gefahrenbremsungen bei Bus und Bahn – „wegen Unachtsamkeit von anderen Verkehrsteilnehmern“, so Sprecher Felix zur Nieden. „Vom Fußgänger mit Kopfhörer auf den Ohren, der plötzlich im Gleisbereich auftaucht, bis zu unvorhergesehenen Manövern von Autofahrern ist alles dabei. Dazu kommt das Phänomen der Türaufrisse.“
- 20 solcher Gefahrenbremsungen seien für das Jahr 2021 dokumentiert. „In sechs Fällen sind verletzte Fahrgäste vom Rettungsdienst versorgt worden oder kamen ins Krankenhaus, in weiteren vier Fällen haben verletzte Personen darauf verzichtet“, sagt der DVG-Sprecher.
- Er ergänzt: „Sobald sich bei diesen Vorfällen Personen wissentlich verletzen, ruft der Fahrer immer auch die Polizei.“