Duisburg. Sexuelle Belästigung auf der Straße – Catcalling – ist ein alltägliches Problem. So wehren sich Duisburgerinnen nun mit einem Instagram-Account.

Sexuell anzügliche Rufe, Pfiffe oder unangenehme Nachstellungen von Fremden – dies ist die Realität vieler Frauen, sobald sie auf die Straße gehen. Im Englischen gibt es einen umgangssprachlichen Begriff für diese sexuellen Belästigungen im öffentlichen Raum: Catcalling, auf Deutsch etwa: Katzenrufe. Auch die Besucherinnen und Pädagoginnen des Mädchen-Jugendzentrums Mabilda („Mädchenbildungsarbeit“) in Hamborn haben schon schlechte Erfahrungen mit Catcalling gemacht. Deshalb haben sie Anfang März den Instagram-Account „Catcalls of Duisburg“ (catcalls_of_du) gestartet – gemeinsam mit einigen Jungen vom benachbarten Jugendzentrum Zitrone und vom Projekt Heroes (siehe Infobox).

2021 zeigte eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstitutes Niedersachsen, dass Catcalling auch hierzulande ein großes Problem ist. Von den 3908 Befragen gab mehr als die Hälfte an, dass sie sich in den vergangen drei Monaten mit sexuellen Annäherungsversuchen, sexistischen Sprüchen und/oder anzüglichen Bemerkungen konfrontiert sah.

Instagram-Seite für Duisburger Catcalling-Opfer

Duisburger Catcalling-Opfer haben nun mit den Betreuern der Instagram-Seite eine erste und einfach zu erreichende Anlaufstelle, wenn sie von ihren Erfahrungen berichten wollen. Die Sprüche, welche die Betroffenen auf der Straße zu hören bekommen, werden dann von den Besucherinnen oder Pädagoginnen des Jugendzentrums am genauen Ort des Geschehens mit Straßenkreide auf den Boden geschrieben.

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Im Nachgang werden diese Schriftzüge fotografiert und in dem sozialen Netzwerk veröffentlicht. „Diese Art von Instagram-Accounts gibt es schon in vielen Städten. Wir wollten auch hier auf das Thema Catcalling aufmerksam machen und haben deshalb einen Account für Duisburg gestartet“, erklärt Lea Cerny von Mabilda.

Die Pädagogin arbeitet in Hamborn und wohnt in Großenbaum. Ihr ist es wichtig zu betonen, dass Catcalling keinesfalls nur ein migrantisches Problem ist: „Egal in welchem Stadtteil du unterwegs bist, egal, woher die Männer kommen, Catcalling passiert einfach überall. Das muss aufhören.“

Catcalling: In anderen Ländern eine Straftat

Sidra Mohamed ist 17 Jahre alt und besucht das Jugendzentrum Mabilda regelmäßig. Sie fühlt sich durch Catcalling in ihrer Freiheit eingeschränkt: „Inzwischen ziehe ich mich unauffälliger an, damit diese ekelhaften Sprüche weniger werden. Aber das sollte auch nicht die Lösung sein.“

Die Initiatorinnen erhoffen sich, dass die Dringlichkeit des Problems erkannt wird. In Frankreich, Portugal und Belgien werden diese Belästigungen im öffentlichen Raum bereits unter Strafe gestellt. Auch hierzulande gibt es Bestrebungen, die hiesige Gesetzeslage zu reformieren – bislang jedoch ohne Erfolg.

>> HEROES FANGEN BEI SICH SELBST AN

• Die Heroes sind ein Projekt des Vereins Jungs e. V., der seit 2011 geschlechtsbezogene Jungenarbeit anbietet. Beim Heroes-Programm ist der Grundgedanke, die Gesellschaft verändern zu wollen, indem man bei sich selbst anfängt, bei seiner Familie oder in der Schule.

• Die jungen Männer beschäftigen sich in Workshops mit Rollenbildern, Identitäten und Geschlechtergerechtigkeit. Weitere Infos: www.heroes-net-duisburg.de