Duisburg. Beim Education-Projekt des Klavier-Festivals Ruhr haben Schüler aus Duisburg, Bochum und Paris einen großen Auftritt. So hart waren die Proben.
Immer wieder legte das Corona-Virus den Probenbetrieb lahm. Aber in den letzten zwei Wochen sind die Vorbereitungen zu einem ambitionierten Education-Projekt des Klavier-Festivals Ruhr auf Hochtouren gelaufen. Jetzt fiebern die jungen Teilnehmer aus Duisburg und Bochum der Premiere in der Essener Philharmonie entgegen.
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Die Aufführung von „Twice upon...“ des italienischen Komponisten Luciano Berio (1925-2003) ist ein ebenso ehrgeiziges wie grenzübergreifendes Projekt, das mit Schülerinnen und Schülern zweier Gymnasien aus Duisburg-Marxloh und Bochum-Gerthe unter denkbar schwierigen Bedingungen zustande gekommen ist. Präsentiert wird es am Montag, 4. April, um 19.30 Uhr in der Essener Philharmonie. Und zwar unter der Mitwirkung von 85 deutschen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie 75 Schülerinnen und Schülern einer Pariser Schule.
Die ersten Gesamtproben mit allen deutschen Mitwirkenden wurden in der Walter-Schädlich-Halle in Hamborn absolviert. „Twice upon...“ ist eines der ungewöhnlichsten Stücke der Neuen Musik. Seit Monaten haben sich trotz der eingeschränkten Arbeitsbedingungen die Sechstklässler des Marxloher Elly-Heuss-Knapp-Gymnasiums und des Bochumer Heinrich-Heine-Gymnasiums mit dem komplexen, etwa 30-minütigen Werk befasst. Es bringt Kinder mit professionellen Musikerinnen und Musikern zusammen.
Schulklassen arbeiten mit dem Kölner „Ensemble Musikfabrik“
Dafür teilen sich die drei Klassen in sechs Gruppen, die mit ihren Musiklehrern jeweils Abschnitte der Komposition erarbeitet haben. Unterstützt und angeleitet von Musikern des renommierten und auf Neue Musik spezialisierten „Ensembles Musikfabrik“ aus Köln unter der Gesamtleitung von Susanne Blumenthal, die als freie Dirigentin und Professorin für Neue Musik an der Kölner Musikhochschule wirkt. Mehrere Jahre leitete sie auch den Philharmonischen Chor Bochum.
Dass es Berio den Kindern mit seiner 1994 entstandenen Komposition nicht leicht macht, davon zeugen Einblicke in die Probenarbeit gerade in der Schlussphase. Mehrstündige intensive Proben sind angesagt. Ein Teil der Kinder ist mit Keyboards und Schlaginstrumenten bestückt, der Rest kann sich frei bewegen und stimmlich artikulieren. Dabei wird nicht nur gesungen, sondern auch geflüstert und geschrien, geschluchzt und gelacht.
Gefordert sind Konzentration und Teamfähigkeit
Es gilt, die rhythmische Formeln mit vokalen Elementen und körperlichen Bewegungen zu kombinieren. Die Koordination aller Elemente stellt hohe Anforderungen an die Konzentration und die Teamfähigkeit. Auch wenn die Kinder in den letzten Monaten eher spielerisch auf ihre Aufgabe eingestimmt wurden, legen Susanne Blumenthal und die Mentoren der Musikfabrik in dieser Phase Wert auf größtmögliche Präzision.
Eine unverzichtbare Voraussetzung, wenn das Zusammenwirken aller Gruppen, zu denen mittlerweile auch die die französischen Gäste gestoßen sind, gelingen soll. Ein Gegenbesuch der deutschen Kinder in Paris wurde zunächst auf Eis gelegt. Eine spätere Reise ist jedoch nicht ausgeschlossen.
>> EINE KOOPERATION MIT DER PHILHARMONIE PARIS
- „Twice upon…“ war bis vor kurzem nahezu unbekannt. Angeregt wurde das Werk von dem englischen Musikvermittler Richard McNicol. Luciano Berio wurde zu seinem 70. Geburtstag mit einem Stück beauftragt, das Kindern ohne besondere musikalische Vorkenntnisse ermöglicht, mit Profis zu arbeiten und auf der Bühne zu stehen.
- Gemeinsame Initiatoren des Projekts sind das Klavier-Festival Ruhr und die Philharmonie de Paris. Beide Kulturinstitutionen setzen sich seit vielen Jahren konsequent für die nachhaltige Förderung junger Menschen im Bereich der musikalischen Bildung ein.
- Die Präsentation am Montag, den 4. April, um 19.30 Uhr in der Essener Philharmonie ist eine deutsche Erstaufführung. Karten und weitere Infos unter www.klavierfestival.de.