Duisburg. Dirk Krämer und Klaus Maas widmen sich in ihrem Duisburger Museum DKM der Schönheit. Und greifen ein in der Kunst lange tabuisiertes Thema auf.

Dirk Krämer und Klaus Maas kehren mit neuen Ausstellungen an den Ausgangspunkt ihres Museums DKM zurück. Mit der Dauerausstellung „Linien stiller Schönheit“ wurde es 2009 in Duisburg eröffnet und ist weitgehend unverändert geblieben. Nun widmen sich die Museumsgründer dem Eros und den Urkräften der Natur.

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Während die Kimono-Ausstellung Omoshirogara mit ihrem politisch-historischen Blick nach Japan aus dem bisherigen DKM-Rahmen gefallen war – Teile der Präsentation bleiben noch bis September –, haben Krämer und Maas vor allem in ihre umfangreiche Sammlung mit Fotografien geschaut, um sich der Schönheit als „ganz besondere Herzensangelegenheit“ zu widmen. Und sich dabei auch an ein Thema getraut, das lange Tabu war: der männliche Akt.

In der Antike war der nackte Mann Held oder Märtyrer

Der weibliche Akt spielt in der Kunst eine große und ganz selbstverständliche Rolle, obwohl es auch immer Darstellungen gab, die als skandalös empfunden wurden. Zuletzt waren die Mädchen-Akte von Künstlern der Vereinigung „Brücke“ umstritten, ihnen wurde vorgeworfen, pädophil gewesen zu sein. Der männliche Akt hingegen ist seit der Antike lediglich als Held oder Märtyrer akzeptiert. Das zeigt auch der antike Teil der DKM-Dauerausstellung, darunter schwarz-roten Schalen attischer Keramik, verziert mit dem nackten Mann als Speerkämpfer.

Nackter mit Schlange: Ein Foto von Charlotte March, in dem sie die symbolkräftige Schlage nicht der Frau, sondern einem Mann um den Hals legt.
Nackter mit Schlange: Ein Foto von Charlotte March, in dem sie die symbolkräftige Schlage nicht der Frau, sondern einem Mann um den Hals legt. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Einer der ersten Fotografen, die sich direkt der männlichen Schönheit und Sexualität widmete, war der deutsche Wilhelm von Gloeden (1856-1931), der im sizilianischen Ort Taormina seine männlichen Modelle in malerischen Traumkulissen fotografierte, in einem Arkadien, das in der Antike in Griechenland als Ort glückseligen Lebens galt.

Erst mit der sexuellen Befreiung in den 1960er Jahren konnten die Künstler auch die männliche Nacktheit ohne Tabu darstellen. Die Ausstellung unter dem Titel „Eros – in Erwartung der Ewigkeit“ zeigt realistische, sinnliche, oft inszenierte Aktfotografie, die das Genre enttabuisierte. Fotografien bilden den Schwerpunkt, aber auch Skulpturen sind zu sehen – oder der Stoßzahn eines Narwals als beeindruckendes Phallus-Symbol.

Realistische und kunstvoll inszenierte Fotografie

Katharina Bosse inszeniert ihren Mann als Aktmodell mit Engelsflügeln oder in Frauenkleidern, Will McBride dekoriert einen Akt mit bacchantischer Fülle oder fotografiert Salem-Schüler im Gemeinschaftsbad, Charlotte March legt einem Mann eine Schlange um den Hals und variiert so das eigentlichen Eva-Motiv, Robert Mapplethorpe, New Yorker Ikone der homoerotischen Fotografie, beschränkt sich auf einer überdimensionale Schwarz-Weiß-Fotografie auf den Ausschnitt einer männlich-muskulösen, haarigen Achsel.

Unter den Porträts ragt das Gesicht einen jungen Soldaten von Hilmar Pabel heraus. 1968 hat er den GI in Vietnam fotografiert. Ein zartes Gesicht, darüber der mit einem Bild seiner Mutter beklebte Helm. Es spricht von Anspannung und Angst.

Claudia Terstappens Serie mit Buschbränden

Die andere Ausstellung gilt Fotografien der großen Claudia Terstappen, die 1959 in Menden geboren wurde und heute in Barcelona und Australien lebt. Sie steht bereits seit den 1980er Jahren in enger Verbindung mit Krämer und Maas. Diesmal ist unter dem Titel „Urkräfte der Natur“ eine Auswahl von Naturfotografien zu sehen, die nicht die Schönheit der Natur zeigen, sondern ihre Verletzlichkeit.

Eine Fotografie aus Claudia Terstappens Serie mit Buschbränden Anfang der 200er Jahre.
Eine Fotografie aus Claudia Terstappens Serie mit Buschbränden Anfang der 200er Jahre. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Die Serie ihrer Buschfeuer-Fotografien aus den 2000er Jahren in Australien mit den schwarzen Baumstämmen, beleuchtet von den hinter ihnen wütenden Feuern, ist ebenso faszinierend wie erschreckend. Wie wir wissen, sollte es innerhalb weniger Jahre noch bedrohlicher werden.

>> AUSSTELLUNGEN BIS SEPTEMBER

  • Die Ausstellungen, die die Museumsgründer selbst kuratiert haben, sind nicht offiziell eröffnet worden. Sie bleiben bis September.
  • Das Museum DKM an der Güntherstraße 13 in Duisburg at samstags und sonntags sowie an jedem ersten Freitag im Monat von von 12 bis 18 Uhr geöffnet; für Gruppen öffnet es nach Vereinbarung an allen Tagen.
  • Eintritt für Erwachsene 12, ermäßigt 6 Euro. Es ist erreichbar unter 0203 93 555 470, per Mail an mail@museum-dkm.de oder auf www.museum-dkm.de.