Duisburg-Neuenkamp. In Duisburg-Neuenkamp gibt es ein neues Begegnungscafé für Frauen und Kinder, die aus der Ukraine geflohen sind. Wie es den Frauen nun geht.
1100 Flüchtlinge aus der Ukraine sind mittlerweile in Duisburg angekommen. 160 davon leben in Wohnungen. Die Zahl dürfte allerdings viel höher liegen, denn die Personen, die privat untergekommen sind und bisher keinen Termin zur Registrierung hatten, werden darin gar nicht erfasst.
Um die Menschen willkommen zu heißen, haben zahlreiche engagierte Neuenkamper zum ersten Mal ein Begegnungscafé im Dietrich-Krins-Weber-Zentrum eingerichtet. Es gibt frische Waffeln und selbst gebackenen Kuchen. Der große Andrang zum Auftakt bleibt zwar aus, aber dafür haben die Leiterin des Begegnungszentrum, Britta Tüffers-Schrey, und ihre Kollegin Dorothe Babbick-Fromm genügend Zeit, nachzuhaken, wie es den Frauen und Kindern geht und wie sie ihnen helfen können.
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„Mein Niederländisch ist besser als mein Englisch, aber zur Not geht es auch mit Händen und Füßen“, sagt Britta Tüffers-Schrey vom Beratungs- und Begegnungszentrum. Dort stehen normalerweise eher die älteren Mitbürger im Mittelpunkt, die sich hier zum Mittagstisch treffen oder lernen, wie man mit dem Computer umgeht und eine E-Mail schreibt.
Auch bei der Flüchtlingswelle 2015/2016 gab es in Duisburg-Neuenkamp ein Begegnungscafé
Doch auch als 2015/2016 die Flüchtlinge aus Syrien kamen, haben sie bereits einen Treffpunkt eingerichtet. An der Paul-Rücker-Straße wurde die ehemalige Hauptschule zu einer Unterkunft umfunktioniert. „Einige, zu denen wir damals Kontakte geknüpft haben und die im Stadtteil geblieben sind, kommen heute noch vorbei“, sagt Britta Tüffers-Schrey – und betont, dass auch bei dem jetzigen Angebot viele Organisationen beteiligt sind.
So sind Ansprechpartner von der Wohnungslosenhilfe des Diakoniewerks da und backen Waffeln. Mitarbeiterinnen der evangelischen Kindertagesstätte Pusteblume haben Malutensilien und Spiele mitgebracht, damit sich die kleinen Besucher beschäftigen können. Irene Langolf ist ebenfalls vorbei gekommen. Die gebürtige Kasachin lebt seit 2003 in Duisburg. Sie übersetzt die Gespräche für die Helfer aus dem Russischen.
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Ein bisschen aufgeregt sind sie schon, schließlich haben sie per Handzettel auf Ukrainisch auf das Angebot aufmerksam gemacht – übrigens alles übersetzt mit Google und noch mal kontrolliert von einem Muttersprachler. Aber wie viele tatsächlich vorbei kommen, können sie natürlich nicht ahnen. Am Ende sind es ein älterer Herr aus Neuenkamp, der die beiden Ukrainerinnen Maria und Lada aufgenommen hat. Die Cousinen stammen aus Winnyzja. Die Stadt liegt 200 Kilometer südwestlich von Kiew. Am 7. März berichtete der Nachrichtensender NTV, dass acht Raketen auf die Stadt abgefeuert worden seien und der Flughafen dabei komplett zerstört wurde.
Es stellen sich viele Fragen zu Formalitäten – werden zum Beispiel Abschlüsse anerkannt?
„Wir haben die Raketen gehört“, erzählt Lada Yanchuk. Ihre Eltern seien in der Ukraine geblieben, aber sie wollten unbedingt, dass sich die Tochter mit ihrer Cousine in Sicherheit bringt. Über Bekannte gab es einen Kontakt nach Duisburg. Dort wohnen sie nun bei einem gebürtigen Russen, der mit einer Ukrainerin verheiratet ist. Lada Yanchuk hat in Winnyzja Philologie studiert, sogar schon einen Bachelor in der Tasche und fragt sich nun, ob ihr Studium in Deutschland anerkannt wird und ob sie sogar einen Master machen könnte? Britta Tüffers-Schrey macht sich Notizen und will herausfinden, an wen sie sich wenden können.
Diana Boichuk ist mit ihrer Tochter Veronika, dem zehnjährigen Sohn, einem sieben Monate alten Baby und der Großmutter aus Odessa geflohen. „Wenn meine Mutter nicht gewesen wäre, wäre ich nicht gegangen“, sagt die 15-jährige Veronika. Auch sie haben noch Familie in der Ukraine, telefonieren jeden Tag. Mit dem Auto ging es von der Ukraine über Moldawien, Ungarn und Österreich nach Deutschland. Eine Woche waren sie unterwegs. „Wir haben nur ein paar Papiere und das Nötigste eingepackt“, erklärt die 41-Jährige. Kleidung haben sie von den Bekannten bekommen, bei denen sie untergekommen sind. Ein Föhn fehlt vielleicht, „aber das ist nicht wichtig“, winkt sie ab.
Neues Treffen für den 28. April geplant
Aus der Klasse von Veronika ist circa die Hälfte der Mitschüler in verschiedensten Ländern verstreut. Die anderen sind geblieben. „Wir haben Online-Unterricht, so haben wir noch Kontakt.“ Sie loggt sich regelmäßig via Handy ein, um zu büffeln. „Brauchst du einen Computer oder einen Laptop?“, fragt Dorothe Babbick-Fromm. Veronika Boichuk wiegt den Kopf. Irene Langolf übersetzt: „Sie kann nicht so gut ,Ja’ sagen, aber eigentlich braucht sie einen.“ Dorothe Babbick-Fromm macht sich eine Notiz.
Sie und Britta Tüffers-Schrey machen sich viele Stichpunkte. Es gibt vieles, was noch geklärt werden muss. Deshalb soll es im nächsten Monat wieder ein Treffen in der Begegnungsstätte geben. Es soll am 28. April um 15 Uhr stattfinden. „Viele Neuenkamper freuen sich, wenn sie helfen können“, wissen die Helfer.