Duisburg. Schwarzer Humor, geheimnisvolle Geschichten und hohe Liedkunst bei Duisburger Akzenten: So lief der Liederabend „Hinter den Wölfen“ im Theater.
Gemeinsam mit dem Schrei der Eule machte der gute alte Wolf als furchterregender Heuler über Jahrhunderte den deutschen Wald unsicher. Heutzutage ist der eigentlich schon Ausgerottete wieder schwer im Kommen und wird von Naturschützern als mythisches Wildtier verehrt. Doch der um Schafe und Pferde fürchtende Bauersmann wird dagegen niemals mehr ein Freund des grauen Räubers. „Hinter den Wölfen“ lautet der Titel des Liederabends, den der Kieler Schauspieler und Sänger Dirk Schäfer mit seinen musikalischen Freunden anlässlich der Akzente jetzt im nicht ganz gefüllten Theater in Duisburg präsentierte.
Theater Duisburg- So sang Dirk Schäfer Jacques Brel Nach lobenswerten Abenden mit Chansons von Jacques Brel und tiefsinnigen Tango-Interpretationen war diesmal mit ausgesuchter Musik der Wolf an der Reihe. Angekündigt war ein Blick auf die grimmige Kontroverse um den ganz und gar nicht kuscheligen Vierbeiner, der mit gruseligen Geschichten und märchenhaften Ängsten behaftet ist.
Duisburger Akzente: Liederabend mit schwarzem Humor und geheimnisvollen Geschichten
Freuen durfte man sich auf schwarzen Humor, geheimnisvolle Geschichten und auf hohe Liedkunst. So durften weder Astor Piazzolla als melancholischer König des Tangos noch die Blues-Ikone Billie Holiday mit „You’re my Thrill“ oder auch Lou Reed und Kate Bush fehlen. Aber auch eigene Texte und szenische Collagen versuchten, dem Wolf näher zu kommen.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Begleitet wurde Dirk Schäfer von Wolfram Nerlich am Bass, von Vassily Dück auf dem Akkordeon und von Benjamin Günst ganz himmlisch auf der Geige. Musikalischer Leiter des kleinen eingespielten Ensembles war der derzeit sehr gefragte Pianist und vielseitige Arrangeur Ferdinand von Seebach, dem man den begnadeten Jazzmusiker auf Anhieb anhört.
Zum Auftakt Randy Newmans Song „In Germany before the War“
Eröffnet wurde der Abend mit Randy Newmans „In Germany before the War“, ein Song, den man lange nicht gehört hat. Doch zunächst verlor sich Dirk Schäfer als agiler Chef dieses kleinen Musiktheaters ein wenig im Stakkato der geballten Texte und der Zuhörer hätte sich über mehr Konzertantes vom grandiosen Quartett um Ferdinand von Seebach gefreut, der an diesem Abend vor allem Piazzollas Tango huldigte und mit Liedern wie „Milonga del Angel“ süchtig machte.
Dann aber stellte sich Dirk Schäfer als vielseitiger Sänger vor, der in verschiedenen Stimmlagen zu großer Form auflief und neben markanten Klassikern des Pop-Songs Geschichten vom Wolf erzählte. So war dieser auch das Symbol der braunen Machthaber und der Liebling Adolf Hitlers. Dirk Schäfer kramte tief in den Ideologien der NS-Symbolik, erinnerte an das Grauen der Lager und an die Zeiten nach dem Krieg, als es keiner gewusst haben wollte.
„Der Wolf ist weder gut noch böse“
Zuletzt mahnte Dirk Schäfer ein entspanntes Verhältnis zum Wolf an: „Der Wolf ist weder gut noch böse. Er ist nur einfach wieder da.“ Das begeisterte Publikum verabschiedete das Quintett mit reichlich Applaus.