Duisburg. Krieg in der Ukraine: Die Duisburger Philharmoniker erweitern ihr britisches Konzertprogramm um ein musikalisches Versöhnungsgebet.

Zwei große romantische Meisterwerke standen auf dem Programm des 8. Philharmonischen Konzertes unter dem Motto „Der Himmel über den britischen Inseln“. Es wurde angesichts des Kriegs in der Ukraine mit einer musikalischen Bitte um Frieden und Versöhnung erweitert.

Generalmusikdirektor Axel Kober leitete den Abend mit Werken von Edward Elgar und Felix Mendelssohn-Bartholdy in der Philharmonie Mercatorhalle. Den Münchener Cellisten Maximilian Hornung konnte man in Duisburg schon im Sommer 2019 mit der Uraufführung von Hauke Berheides Cello-Konzert „Icaro“ erleben. Nun spielt er mit Edward Elgars Cellokonzert aus den Jahren 1918/19 einen der großen Klassiker der Gattung.

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Mit intensivem Bogenstrich beginnt der Solist das eröffnende Adagio, während Axel Kober die Klangfarben des Orchesters sanft zum Blühen bringt. Das Spiel Hornungs ist von einem weichen und ausdrucksvollen Ton geprägt, der wie eine singende Stimme klingt. Warm spielt er das Eröffnungsthema, das dann vom Orchester zu spätromantischer Opulenz gesteigert wird.

Maximilian Hornung war der Solist im 8. Philharmonischen Konzert in der Philharmonie Mercatorhalle in Duisburg.
Maximilian Hornung war der Solist im 8. Philharmonischen Konzert in der Philharmonie Mercatorhalle in Duisburg. © Duisburger Philharmoniker | Marie Laforge

Der Cellist verfügt über alle Fähigkeiten, die ein Musiker benötigt, um eine starke Aufführung dieses Werks zu garantieren: In den Rezitativen gibt er sich nachdenklich plaudernd, rasant tanzen Bogen und Finger in den virtuosen Abschnitten über die Saiten und das Griffbrett.

Duisburger Philharmoniker setzen ein Zeichen

Keine gewöhnliche Zugabe ist dann Max Bruchs „Kol Nidre“, das Hornung mit den Philharmonikern musiziert. „Wir spielen dieses Stück als Zeichen für den Frieden“, sagte Philharmoniker-Intendant Nils Szczepanski zuvor: „Kultur, egal ob ukrainisch oder russisch, steht immer auf der Seite der Menschlichkeit. Unsere Musik erklingt als ein Zeichen der Solidarität mit der Ukraine, aber auch mit den Menschen in Russland, die ihre Stimme erheben.“

Maximilian Hornung spielt das „Kol Nidre“, das auf dem jüdischen Gebet zum Jom Kippur basiert, gefühlvoll, ohne dabei weinerlich zur werden. Nach dem fast verklärt klingenden Finale lauscht das Publikum lange den Schlusstönen nach und applaudiert nur zaghaft. Wahrscheinlich auch, weil solch ein bewegendes musikalisches Gebet zögern lässt, routinemäßigen Beifall zu spenden.

Mit Mendelssohn-Bartholdy ins nebelverhangene Schottland

Felix Mendelssohn-Bartholdy war ein großer Freund der britischen Inseln und hat seine Reise-Erlebnisse in vielen Kompositionen verewigt. In seiner Sinfonie Nr. 3 a-Moll, der „Schottischen“, beschreibt er eben nicht die blühenden Landschaften seiner „Italienischen“ Sinfonie, sondern die Musik ist oft so nebelverhangen wie das schottische Hochland. Zwar sind das eröffnende Andante con moto und der Adagio-Satz eher undramatisch, aber Axel Kober sorgt dafür, dass sein Orchester die Musik ganz natürlich entwickelt und dabei nie an Spannung verliert.

Wenn die Musik sich in einen ersten tönenden Sturm verwandelt, so hat dieses Wüten der Natur auch etwas Tänzerisches an sich. Der zweite Satz jagt dahin wie ein lichtdurchfluteter Wirbelwind, während der Finalsatz sich in triumphalen Blechbläserklängen ergeht. Obwohl diese „Schottische“ Sinfonie wesentlich herber ist als Elgars Cellokonzert, gibt es für die Mendelssohn-Sinfonie den größeren Beifall vom Duisburger Konzertpublikum.

>> WEITER MIT ROMANTISCHEN WERKEN

  • Der aus Köln stammende Komponist Max Bruch (1838-1920), dessen größter Erfolg sein 1. Violinkonzert war, schrieb sein „Kol Nidre“ 1880 auf Anregung des Cellisten Robert Hausmann, der sich eigentlich ein Solokonzert für sein Instrument gewünscht hatte. Das jüdische „Kol Nidre“ wird am Vorabend des höchsten jüdischen Feiertags, des Versöhnungsfestes Jom Kippur, gebetet.
  • Das 9. Philharmonische Konzert am 6. und 7. April leitet die französische Dirigentin Marie Jacquot. Auf dem Programm stehen Robert Schumanns a-Moll-Klavierkonzert mit Solistin Mariam Batsashvili und Mendelssohn-Bartholdys Goethe-Vertonung „Die erste Walpurgisnacht“ mit dem Philharmonischen Chor Duisburg und vier Solisten.