Duisburg. Eine 89-Jährige muss dringend ins Krankenhaus – und findet in Duisburg zunächst kein Bett. Wo sie unterkommt, was die betroffenen Kliniken sagen.
Wenn es dringend ist: Wie schwierig ist es in Corona-Zeiten dann, ein freies Krankenhausbett in Duisburg zu finden? Diese Frage hat sich Ute Herwig neulich zwangsläufig gestellt. Der Zuckerspiegel ihrer 89-jährigen Mutter war nach mehrtägiger Cortison-Einnahme entgleist. Auf Anraten des behandelnden Arztes sollte sie deshalb am Abend des 25. Februar kurzfristig in eine Klinik.
„Unser Wunsch war das Bethesda, aber der Arzt meiner Mutter sagte uns, dass das Krankenhaus 120 Betten wegen Corona gesperrt hat“, berichtet Ute Herwig. „Wir wollten dann zum St.-Anna-Krankenhaus.“ Doch in der dortigen Helios-Klinik in Huckingen war an jenem Freitagabend auf der Normalstation kein Bett mehr frei, wie Unternehmenssprecher Valentin Riemer auf Nachfrage der Redaktion bestätigt.
Helios-Klinik in Duisburg-Huckingen: am 25. Februar kein Bett mehr auf Normalstation frei
Die Zentrale Notaufnahme sei überdurchschnittlich stark frequentiert gewesen, so Riemer. „Dies führte in der Folge auch zu einer erhöhten Bettenbelegung am St. Anna.“ Im Laufe des Tages waren deshalb demnach nur noch Intensivkapazitäten vorhanden.
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Zum Glück, so Herwig, habe das Bethesda dann doch noch ein Einzelzimmer zur Verfügung stellen können. „Ein Arzt erzählte mir dort, dass die Situation im Haus wegen Corona brandgefährlich ist“, sagt die Duisburgerin.
120 Betten coronabedingt gesperrt? Klares Bethesda-Dementi
Stefan Wlach, Sprecher des Krankenhausverbunds, zu dem das Bethesda gehört, betont gegenüber der Redaktion allerdings, dass die Klinik in Hochfeld an diesem Abend nicht bei der Rettungsleitstelle für die Notfallversorgung abgemeldet gewesen sei. Woher die Information kam, „dass zu dieser Zeit 120 Betten coronabedingt nicht zur Verfügung standen, ist uns völlig unklar“, so Wlach. „Das entspräche beinahe 30 Prozent der gesamten Betten – eine Zahl, die während der gesamten Pandemie niemals erreicht wurde.“
Helios-Sprecher Valentin Riemer betont zudem, dass am 25. Februar an anderen Duisburger Kliniken durchgängig Betten verfügbar und somit Verlegungen problemlos möglich gewesen seien.
Wie heikel aber ist die Situation an einzelnen Tagen auf den Normalstationen? „Während der gesamten Pandemie war, und ist es so, dass die Lage sich täglich verändert“, erklärt Stefan Wlach für Bethesda und Co., „es ist also de facto unmöglich, belastbare Zahlen zu nennen, da diese wenige Stunden später in der Regel bereits nicht mehr aktuell sind.“
In der Vergangenheit habe es „gelegentlich die Notwendigkeit gegeben, eines unserer Häuser bei der Rettungsleitstelle für die Notfallversorgung abzumelden“. Dies bedeute aber nicht, dass das jeweilige Krankenhaus „im Rahmen von Akutbelegungen“ nicht trotzdem von den Rettungsdiensten angefahren werde. „In einem solchen Fall werden die Patienten selbstverständlich trotzdem behandelt – alles andere widerspräche der ärztlichen Berufspflicht“, so Wlach.
Corona-positive Patienten oft wegen anderer Erkrankungen in Behandlung
Auf den Normalstationen gebe es immer wieder auch Corona-positive Patienten. Oftmals seien diese aber wegen anderer Erkrankungen in Behandlung. „Die Covid-19-Diagnose ist dann meist die Folge unseres engmaschigen Überwachungssystems“, erklärt der Sprecher. „Ansonsten ist uns von einer verstärkten Auslastung der Normalstationen über das gewöhnliche Maß hinaus nichts bekannt.“
Omikron- So müssen Krankenhäuser in Duisburg improvisierenPersonell sei es allerdings durch die Omikron-Welle in der jüngeren Vergangenheit „an allen unseren Standorten immer wieder zu stärkeren Ausfällen gekommen“, so Wlach. Vor allem die jungen Eltern unter den Mitarbeitenden haben demnach zuletzt oft aufgrund positiv getesteter Kinder nicht arbeiten können. Im Gesamtverbund haben laut Wlach in Spitzenzeiten coronabedingt rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gefehlt – bei insgesamt mehr als 4000 Beschäftigten.
Personalausfälle in der Omikron-Welle
Auch Valentin Riemer bestätigt, dass Mitarbeitende an den vier Duisburger Akutkrankenhäusern von Helios durch Isolation beziehungsweise Quarantäne oder Quarantäneanordnungen für betreuungsbedürftige Kinder ausfallen. Dies führe in Einzelfällen dazu, dass Betten nicht zur Verfügung stehen.
„Gleichzeitig ist das Patientenaufkommen nach der zwischenzeitlichen, coronabedingten Zurückhaltung in den letzten Wochen in allen Fachbereichen wieder gestiegen“, so Riemer. „Die Anzahl der schwer an Corona erkrankten, intensivpflichtigen Patienten ist im Vergleich zu vorangegangenen Wellen derzeit glücklicherweise deutlich geringer.“ Die genauen Patientenzahlen weist Helios tagesaktuell auf www.helios-gesundheit.de/qualitaet/auslastung aus.
Wlach spricht von einer „seit geraumer Zeit angespannten Lage auf den Intensivstationen, ohne dass diese – zumindest im Regelfall – an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen“.
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- Helios-Sprecher Valentin Riemer betont, dass „wir in den Zentralen Notaufnahmen der vier Duisburger Akutkrankenhäuser zur Akutversorgung aller medizinischen Notfälle sowie bei Berufs- und Schulunfällen rund um die Uhr zur Verfügung stehen“.
- Falls Patienten, beispielsweise aufgrund mangelnder Bettenkapazitäten, verlegt werden müssen, „ruft der diensthabende Arzt im Zielkrankenhaus an, um die Verfügbarkeit abzufragen und den Patienten anzukündigen“, so Riemer. Dies erfolge auch über Träger- und Stadtgrenzen hinweg und gehöre zum Alltag der Notaufnahmen.
- „Abstimmung und gegenseitige Hilfe“, sagt Wlach für Bethesda und Co., „gibt es bei uns vor allem innerhalb unseres Klinikverbundes, in dem ein Haus die Versorgung übernehmen kann, wenn ein anderes Kapazitätsprobleme haben sollte. Bei Notfällen ist in der Regel die Einsatzleitstelle informiert, welche Häuser angefahren werden sollten und welche nicht.“