Duisburg. 2021 wurden in Duisburg 872 Fälle von häuslicher Gewalt angezeigt. Doch viele Opfer schweigen noch immer aus Scham. Aufklärung am Weltfrauentag.
In Deutschland erlebt jede vierte Frau mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexualisierte Gewalt durch ihren Partner. Drei Einrichtungen wollten darum am Weltfrauentag dort aufklären, wo sie viele Frauen erreichen: Die kriminalpolizeiliche Beratungsstelle der Polizei, die Frauenberatungsstelle Duisburg und der Verein Solwodi („Solidarity with Women in Distress“, zu Deutsch: Solidarität mit Frauen in Not) informierten im Hauptbahnhof.
„Es ist fatal zu glauben, dass Gewalt gegen Frauen nur in bestimmten Schichten vorkommt. Das passiert durch die gesamte Gesellschaft hindurch“, sagt Kriminalhauptkommissarin Susanne Thelen. Allein 2021 wurden 872 Taten von häuslicher Gewalt in Duisburg angezeigt. „Die Dunkelziffer liegt aber viel höher“, berichtet Thelen. „Viele Frauen haben Angst sich zu melden und von denen, die sich melden, erstatten nur sehr wenige eine Anzeige.“
Aufklärung im Hauptbahnhof: Häusliche Gewalt ein Massenphänomen, kein Einzelschicksal
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Wenn die Opfer dann doch Hilfe suchen, gelangen sie in Duisburg meist zur Frauenberatungsstelle. Diese hilft ihnen bei der Trennung von gewalttätigen Männern. Das geschieht – je nach Problemlage – durch die anonyme Unterbringung in Frauenhäusern, juristische Beratung und Krisengespräche.
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In der Bahnhofshalle wollten die Initiatorinnen mit ihrem Infostand vermitteln, dass Opfer nicht alleine sind und Frauen ermutigen, sich Unterstützung und Hilfe zu holen. „Bei vielen, die häusliche Gewalt über Jahre erleben, ist die Scham so groß, dass sie schweigen“, sagt Anika Walther von der Frauenberatungsstelle. Häusliche Gewalt sei kein Privatschicksal, sondern bleibe ein Massenphänomen, über das öffentlich aufgeklärt werden müsse.
Menschenhandel: Verschärfung durch Ukraine-Krise befürchtet
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Die Menschenrechts- und Frauenhilfsorganisation Solwodi hat sich dem Schutz von Frauen mit internationaler Geschichte verschrieben. „Viele unserer Klientinnen sprechen kein Deutsch und sind deshalb noch hilfloser“, erklärt Joanna Ostrowicki, die Leiterin der hiesigen Fachberatungsstelle.
Viele der Hilfesuchenden wurden unter falschen Vorwänden nach Deutschland gelockt: „Frauen aus Asien, denen ein Job als Masseurin versprochen wurde. Frauen aus Afrika und Osteuropa, die dachten, sie könnten hier als Zimmermädchen arbeiten. Am Ende wird ihnen der Pass abgenommen und sie müssen sich prostituieren“, berichtet Ostrowicki. Solche Fälle seien häufig.
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Die Sozialarbeiterin befürchtet, dass der Ukraine-Krieg den internationalen Frauenhandel noch verstärken könnte: „Wir haben schon gehört, dass Menschenhändler ukrainische Frauen an der Grenze ansprechen und unter dem Vorwand der Flüchtlingshilfe verschleppen wollen.“