Duisburg. Michael Droll und Max Nuscheler haben zwei Duisburg-Lieder veröffentlicht. Warum die Songs nichts beschönigen und doch liebevoll sind.

„Hallo aus Duisburg, hallo aus Kaputtland“: Ein neues Musikprojekt namens „Huisker Duisi“ widmet der Stadt zwei neue Songs. Dahinter stecken Max Nuscheler und Michael „Walla“ Droll. Den beiden, die sonst eher härteren Noise-Punk spielen, gelingt es, die Playlist mit Heimatsongs um eine neue musikalische Facette zu erweitern – der Text kommt ohne Pathos aus, beschönigt nichts und ist dennoch durchaus liebevoll gemeint, frei nach dem Motto: „Duisburg ist die schönste Kackstadt vonne Welt.“

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Lange hat sich Max Nuscheler, der mit seiner Frau Sabine den Laden „Onkel Stereo“ betreibt und mitverantwortlich ist für den Spruch „Berlin kann jeder, Duisburg muss man wollen“, dagegen gesträubt, ein Heimatlied zu machen. Eine Ranschmeiße sollte es nicht werden. „Alle sagen immer, dass die Leute hier so ehrlich sind und das Herz auf der Zunge tragen, das ist so platt, ich kann es nicht mehr hören“, sagt Max Nuscheler und fand: Es wird Zeit für neue Texte.

„Style-Gourmets“ wollen Hörer mit dem Duisburg-Lied aus der Komfort-Zone holen

Gemeinsam mit seinem Weggefährten „Walla“ – beide kennen sich seit 25 Jahren und machen auch schon etliche Zeit Musik – hat er sich nun hingesetzt und die beiden Songs entwickelt. Droll übernahm den Part am Soundsystem, Nuscheler die Texte. Musikalisch erinnert die Scheibe ein bisschen an die Hamburger Elektro-Punk-Band „Deichkind“ und ist damit deutlich poppiger als alles, was sie sonst veröffentlicht haben. „Aber wir wollen ja ein breites Publikum erreichen“, sagt Max Nuscheler.

„Das Lied haben wir eigentlich schon vor eineinhalb Jahren gemacht“, erinnert sich Computerspezialist Droll. Seinen Spitznamen „Walla“ bekam er schon in der Schule verpasst, weil er mit der gleichen Tasche unterwegs war wie „Locker vom Hocker“-Conférencier Walter Giller. Beide gehörten zur Band „Telemark“. Aktuell gibt es noch ein weiteres Musikprojekt, in dem beide zusammen mit einem Dritten spielen.

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„Wir wollten die Lieder unbedingt auf Vinyl herausbringen, aber das Presswerk ist so gut ausgelastet, dass es neun Monate gebraucht hat, bis die Platte auch da war“, so Nuscheler. In der Zwischenzeit seien weitere Duisburg-Songs herausgekommen, zum Beispiel hat die Metall-Band „Ignition“ das Duisburg-Lied von Philipp Eisenblätter gecovert. Doch die Songs von Huisker Duisi schlagen noch einmal in eine andere Kerbe. Im Klappentext offerieren die „Stylegourmets“, wie sie sich nennen, ihren Anspruch: „Es wird versucht, die Herz-Rhythmus-Störungen dieser mediterranen Wohlfühloase widerzuspiegeln. Komfortzone galore!“ Das gelingt zweifelsohne.

Duisburger Verkehrsgesellschaft bekommt ordentlich etwas ab

So viel sei verraten: Die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) bekommt ordentlich was ab. „Es gibt eigentlich nichts außer Krieg und Faschismus, was mich mehr auf die Palme bringt als die DVG“, gesteht Nuscheler. Der Sozialarbeiter fährt täglich mit der Straßenbahn in den Duisburger Norden – und oft genug geht etwas schief.

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In „Duisi vermissen“ machen die Musiker einen Streifzug durch die Stadt – klar, der geklebte Hauptbahnhof darf ebenso wenig fehlen wie der zur Duisburg-Ikone stilisierte Stadtwerke-Turm: „Schau mal hier, schau mal da: Bausünde. Hör mal hier, hör mal da: Selbstgespräche. Jaja, nicht immer schön (...). Jetzt hör mal hier, hör mal da: Gemecker. Jetzt schau mal hier, schau mal da: Bahn kommt nicht. Jaja, Schienenersatz. (...) Und dennoch: Duisi vermissen. Wir haben nen grünen Turm. Duisi vermissen.“

Platte gibt es nur 300 Mal

Für das Video vom „Igno-Tanz“ haben die beiden rund 60 Freunde und Bekannte auf die Beine gebracht, die bei dem sehr sehenswerten Musik-Video mitmachen. Die überzeugten Duisi-Statisten halten zum Beispiel selbst gemalte Sprechblasen in die Kamera oder tragen die passenden „Brutalismus“-Shirts zu den Textzeilen. Die Textzeile dazu lautet: „Ja voll am Arsch und Deutschland weit bekannt. Ach du meine Fresse, schon wieder schlechte Presse. Das nennt man Brutalismus - Minus mal Minus gibt Plus (...) Ja, watt denn, ja watt denn.“ Später merken sie noch an, dass in Duisburg „Genitiv und Mode deutlich überschätzt sind“ und empfehlen: „Tanz den Duisi-Ignotanz. Jaja, weil schöner ist es nirgendwo, sonst hau doch ab nach irgendwo.“

Die Platte gibt es ab sofort in einer nummerierten Auflage von 300 Stück und wird bei Duisburg-Liebhabern wahrscheinlich schnell vergriffen sein. Erhältlich ist sie bei „Onkel Stereo“. Auftritte sind allerdings erstmal nicht geplant. „Das Feedback, das wir bisher bekommen haben, ist aber toll“, freut sich Droll. „Alle wollen immer aus Duisburg weg und kommen doch wieder“, sagt Max Nuscheler. Sein Kumpel Walla wundert sich darüber nicht: „Wo sollen sie auch hin?“

>> DUISBURG HAT MITTLERWEILE EINE LANGE PLAYLIST

Die Liste der Musiker und Bands, die ihre Heimatstadt Duisburg besingen, ist gar nicht so kurz. Philipp Eisenblätter gehört mit seinem Duisburg-Lied zu den Klassikern, Carsten Butterwegge widmet seiner Heimatstadt in „Deine Wellen“ ein paar Zeilen, Tenor: „Duisburg, du bist genauso schäbig wie ich“.

Frank „Zepp“ Oberpichler nahm indes den Slogan „Duisburg ist echt“ zum Anlass, um im Liedermacher-Country-Stil zu singen: „Ich weiß, diese Straße kennt ein Ziel. Und ich weiß, ich verlange nicht zu viel. Denn Duisburg, du bist echt, echt mein Ding.“

Die Band „Die Bandbreite“ hat 2007 den Song „Dat is Duisburg“ veröffentlicht und nimmt darin die Stadt auf Schippe: „Dat is Duisburg, hier will einfach keiner hin.“ Seitdem fiel Sänger Marcel Wojnarowicz allerdings nur noch als Verschwörungsmystiker auf.