Duisburg. 2021 sollte das Mercatorhaus im neuen Mercatorquartier fertig gebaut sein. Warum es in der Duisburger City noch immer eine Brache gibt.

Ursprünglich hatte Klaus Becker von der Bürgerstiftung einmal vor, seinen 75. Geburtstag im neuen Mercatorhaus zu feiern. Bald wird der Projektleiter, der sich für den Aufbau des Gebäudes nach historischem Vorbild engagiert, 80 – und die Pläne sind wegen extrem gestiegener Kosten in weite Ferne gerückt. Aber, so Becker: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Aktuell lässt die Bürgerstiftung eine vertiefende Studie durchführen.

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Die Pläne des neuen Mercatorhauses, das auf historischem Grund wieder aufgebaut werden soll, gehen etwa auf das Jahr 2013 zurück. Klaus Becker kann sich sogar noch an den Tag erinnern: Es muss der 20. oder 21. April gewesen sein, als er mit Kai Gottlob vom Filmforum zusammensaß. Der ehemalige Geschäftsführer des kommunalen Kinos überlegte damals laut, was denn wohl wäre, wenn man ein neues Mercatorhaus bauen würde – und fand in Klaus Becker, aber auch im damaligen Uni-Rektor Radtke begeisterte Fürsprecher.

Zuvor waren auf der heutigen Brache gegenüber vom Rathaus Mauerreste gefunden worden. Unter Federführung der Bürgerstiftung formierte sich eine Projektgruppe, die eine Machbarkeitsstudie veranlasste. Becker kennt sich aus, er war bis Ende der 1990er Jahre Geschäftsführer der LEG.

2015 wurden erste Modelle des Mercatorhauses in der Duisburger Innenstadt präsentiert

Das Luftbild aus dem Jahr 2018 zeigt die Baustelle des Mercatorquartiers mit dem geplanten Nachbau des Mercatorhauses.
Das Luftbild aus dem Jahr 2018 zeigt die Baustelle des Mercatorquartiers mit dem geplanten Nachbau des Mercatorhauses. © funkegrafik nrw | Foto: Hans Blossey/Marc Büttner

Das Ergebnis sah nicht einen Neubau, sondern ein komplettes Ensemble vor. Der Wiederaufbau eines einzelnes historischen Mercatorhauses mache keinen Sinn, weil eine Gebäude-Architektur des Mittelalters, vollgestopft mit notwendiger Technik der Neuzeit, am Ende zu klein und zu unwirtschaftlich für jede Art von Nutzung wäre, waren sich die Experten sicher. 2015 wurden schließlich erste Modelle beim Tag der Städtebauförderung präsentiert.

Um diese Summe stemmen zu können, gründete die Bürgerstiftung eine Genossenschaft. Interessierte Bürger konnten Anteile zeichnen, damit das ehrgeizige Vorhaben realisiert werden konnte. „Das Interesse war groß, rund 400.000 Euro sind zusammengekommen“, erinnert sich Becker. Das Geld war als Eigenanteil nötig, um einen Bankkredit in Höhe von drei Millionen Euro zu bekommen. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gebag, die das Areal entwickelt, würde das Grundstück der Bürgerstiftung kostenlos zur Verfügung stellen. Alle Ratsgremien hatten 2018 rechtzeitig Planungs- und Baurecht geschaffen.

Baukosten galoppieren aktuell davon

2021 sollte der Bau fertig sein, verkündete man vor drei Jahren noch hoffnungsvoll. Die Gebag wollte das Haus als Generalplaner realisieren und einen Bauunternehmer mit der Durchführung beauftragen. Die Kosten wurden 2019 auf rund 4,5 Millionen Euro taxiert. Die Einnahmen der Genossenschaft, langfristige Mieteinnahmen und ehrenamtlich arbeitende Architekten wie Christoph Nellehsen (aib) und Volker Findt trugen einen Teil dazu bei, dass die Idee in greifbare Nähe rückte.

Doch seitdem tut sich: nichts. „Es ist ein schwieriges Grundstück und die Kosten galoppieren davon. Sie sehen es an den anderen Bauprojekten“, erklärt Klaus Becker den Stillstand. Mittlerweile haben er und seine Mitstreiter noch einmal neu gerechnet und eine weitere, vertiefende, Studie in Auftrag gegeben. Dabei soll zum Beispiel überprüft werden, ob man auf andere, günstigere Materialien zurück greifen kann. Die Bürgerstiftung erwartet die Ergebnisse im Oktober. „Das Mercatorhaus ist ein Liebhaberobjekt, das haben wir noch nicht aufgegeben.“

>> Fünf Straßennamen stehen schon fest

Auf der Brache ist noch nichts gebaut, aber fünf Straßennamen hat die Bezirksvertretung Mitte schon beschlossen. „Am Mercatorhaus“, „Katharina-Mercator-Gasse“, „Bohnengasse“, „Corputiusgasse“ und „Keppelshof“ sollen sie heißen.

Bei den Vorschlägen hatte sich die Verwaltung an der Geschichte des Areals orientiert. Die „Bohnengasse“ werde fast genau dort angelegt, wo sich bereits im 18. Jahrhundert ein Weg mit diesem Namen befand. Auf dem Stadtplan von Johannes Corputius von 1566 ist die Gasse eingezeichnet, trägt aber keinen Namen. Katharina Mercator war die Urenkelin von Gerhard Mercator und zugleich die letzte Bewohnerin des Mercator-Hauses, die noch den Namen Mercator trug. Durch die Eheschließung mit Johannes Clauberg im Jahre 1652 nahm sie dann dessen Nachnamen an.