Duisburg-Hochfeld. 55 Bewohner, darunter etwa die Hälfte Kinder, sind von der aktuellen Räumung der Taskforce der Stadt Duisburg an der Gravelottestraße betroffen.

Die Taskforce der Stadt Duisburg ist am Mittwochmorgen an der Gravelottestraße in Hochfeld im Einsatz gewesen und hat das Haus Nummer 39 etwa wegen Brandschutz- und Baumängeln geräumt.

Betroffen sind 55 Bewohner, davon rund die Hälfte Kinder. Es wurden außerdem Personen angetroffen, die in dem Objekt nicht gemeldet waren. Die Polizei nahm die Personalien auf und stellte fest, dass eine Person zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben war. Die Bewohner, zumeist Familien, mussten das Gebäude verlassen – und schleppten am Mittwochmittag ihr Hab und Gut in Säcken heraus.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

„Wo soll ich hin? Mein Kind geht hier zu Schule. Haben Sie eine Wohnung“, fragten die Bewohner die Einsatzkräfte hilflos. Passanten, die an dem Einsatzort vorbeikamen, schüttelten den Kopf und sagten: „Schon wieder?“ Vor allem, dass so viele Jungen und Mädchen von der Räumung betroffen sind, macht viele in Hochfeld betroffen.

Stadt Duisburg verweist auf Gefahr in Verzug und Brandschutzmängel

Der Verwalter des Hauses, der herbeigeeilt ist, und das Gebäude seit mehreren Jahren betreut, versteht die Welt ebenfalls nicht mehr: „Das Ordnungsamt sagt ja im Vorfeld nicht Bescheid und erklärt nicht, welche Mängel es gibt. Vor zwei Jahren gab es eine Begehung mit der Feuerwehr, die hatte aber nichts zu kritisieren“, erklärt er.

Viele Familien wussten nicht, wo sie nun hinsollen. Ihnen wurden Schlafplätze in einer Notunterkunft angeboten.
Viele Familien wussten nicht, wo sie nun hinsollen. Ihnen wurden Schlafplätze in einer Notunterkunft angeboten. © FUNKE Foto Services | Foto: STEFAN AREND

Auf Nachfrage unserer Zeitung zählt die Pressestelle der Stadt zahlreiche Mängel auf, die vor Ort festgestellt wurden: fehlende Rettungswege, statische Mängel und nicht vorhandene Fensterbeschläge, weshalb man die Fenster nicht öffnen konnte. „Im Dachstuhl befand sich zudem ein nicht genehmigter Wohnraum. Des Weiteren fehlten Waschgelegenheiten, Wasseranschlüsse und die Toiletten waren defekt. Die Vielzahl der Mängel und vor allem die erheblichen brandschutzrechtlichen Mängel führten zur sofortigen Nutzungsuntersagung, da Gefahr im Verzug festgestellt wurde“, heißt es vonseiten der Stadt.

Pizzeria und Café geschlossen, weil Rettungswege durch das Haus verlaufen

Im Erdgeschoss befanden sich eine Teestube und eine kleine Pizzeria. Bei denen sei zwar eigentlich nichts zu beanstanden gewesen, doch die Nutzung der Gewerbeeinheit wurde trotzdem untersagt „da durch die Schließung des Hauses die Rettungswege fehlen – die führen nämlich durch das Treppenhaus des Gebäudes.

Im März 2021 wurden diese Häuser an der Gravelottestraße geräumt. Inzwischen hat die ehemalige Vermieterin die Gebäude verkauft und sie werden vom neuen Eigentümer saniert. Damals haben die Bewohner eine Demo organisiert, um auf die Misere aufmerksam zu machen.
Im März 2021 wurden diese Häuser an der Gravelottestraße geräumt. Inzwischen hat die ehemalige Vermieterin die Gebäude verkauft und sie werden vom neuen Eigentümer saniert. Damals haben die Bewohner eine Demo organisiert, um auf die Misere aufmerksam zu machen. © FUNKE Foto Services | Foto: STEFAN AREND

In der Vergangenheit hat es nach Räumungen in Hochfeld immer wieder Kritik an dem Vorgehen der Stadt gegeben. In unmittelbarer Nachbarschaft des nun betroffenen Gebäudes befinden sich die Häuser Gravelottestraße 51-55, die im März vergangenen Jahres, von der Taskforce geschlossen wurden. Kurze Zeit später war die Diskussion neu entfacht. Die ehemaligen Bewohner, darunter viele Zugewanderte, machten mit einer Demonstration auf ihre prekäre Lage aufmerksam. Die ehemalige Eigentümerin warf der Stadt indes vor, dass die Stadt ihre Gebäude erst zu Schrottimmobilien gemacht habe. Sie hat die Häuser inzwischen verkauft. Diese sind nun eingerüstet und werden saniert.

Auch interessant

Viele Bewohner wissen nicht weiter – 22 Personen sind eine Notunterkunft gezogen

Die Stadt betont noch einmal, warum ihr keine andere Wahl bleibe: „Gefahr im Verzug bedeutet, dass im Falle eines Brandes die unmittelbare Bedrohung für das Leben der Bewohner besteht. Im Vordergrund steht bei einer Nutzungsuntersagung der Schutz von Mietern und Nachbarn, um diese vor Gefahren zu schützen.“ Erst, wenn der Eigentümer die Mängel abgestellt habe, sei eine Nutzung für die Mieter wieder möglich.

Den Bewohnern seien Ersatzunterkünfte angeboten worden. Nach aktuellem Stand, so die Stadt, ziehen 22 Personen erst einmal in eine Notunterkunft.