Duisburg. Eine Duisburgerin hat einen Briefumschlag mit zahlreichen Quarantäneanordnungen von fremden Kindern zugeschickt bekommen. So reagiert die Stadt.

Den Brief vom städtischen Gesundheitsamt hatte die Duisburgerin Sabrina Schultheiß schon erwartet, weil sie sich zuvor mit Corona infiziert hatte und einer ihrer PCR-Tests positiv ausfiel. Jedoch war der Briefumschlag nun viel zu prall gefüllt, um nur die behördlichen Quarantäne-Anordnungen für sie und ihre drei Kinder zu enthalten. Tatsächlich bekam die 36-jährige Mutter, die eigentlich anders heißt, aber ihren echten Namen nicht in der Zeitung lesen will, insgesamt 19 solcher Bescheide geschickt, die meisten waren aber nicht an die Familie aus Hochheide adressiert, sondern an Fremde.

„Ich habe die Hände überm Kopf zusammengeschlagen und bin völlig ratlos, was ich machen soll“, sagt Schultheiß, der es „echt unangenehm“ sei, sensible Gesundheitsdaten fremder Kinder geschickt bekommen zu haben. Deshalb habe sie die Briefe nur nach Familiennamen sortiert, aber nicht gelesen.

In dem Anschreiben wurden Erziehungsberechtigte aus dem ganzen Stadtgebiet darüber informiert, dass ihre Kinder mit einer nachweislich Corona-infizierten Person Kontakt hatten und sie deshalb im Verdacht stehen, sich ebenfalls infiziert zu haben und ansteckend zu sein. Das Gesundheitsamt verhängt eine anderthalbwöchige Quarantäne inklusive Erläuterungen sowie Hinweisen, was bei Corona-Symptomen zu tun ist.

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„Wenn jemand Fremdes meine Unterlagen bekommen hätte, wäre ich echt sauer“, sagt Sabrina Schultheiß im Gespräch mit dieser Redaktion. Denn die Daten darin seien nicht nur sensibel, die Schreiben müssen zudem beim Arbeitgeber und bei den Schulen vorgelegt werden. Betroffene brauchen also diese Briefe. Das weiß sie aus Erfahrung, denn nicht zum ersten Mal sind ihre Kinder Kontaktperson und bekommen vom Amt eine häusliche Quarantäne angeordnet. In dem riesigen Papierstapel fehlt diesmal jedoch die Anordnung für eines ihrer drei Kinder, für Schultheiß ein Indiz dafür, dass das Duisburger Gesundheitsamt überlastet ist.

Stadt Duisburg will die Fehlerquelle finden und abstellen

Im Rathaus gibt man sich zerknirscht über die Datenschutzpanne: „Wir sind äußerst unglücklich über den fälschlichen Versand von Quarantäne-Anordnungen, der wegen eines technischen Fehlers zustande gekommen ist. Bei den Betroffenen entschuldigen wir uns in aller Form“, sagt Stadtsprecher Maximilian Böttner. Aktuell werde nach der Ursache für diese Panne gesucht. Anschließend sollen die Verarbeitungswege geändert werden, „damit sich dieser Fehler nicht wiederholt“.

Bislang seien der Stadt jedoch keine ähnlichen Fälle bekannt, so Böttner, aber sollten Duisburger „fälschlicherweise zugestellte Bescheide“ erhalten, bittet die Stadtverwaltung darum, diese Schreiben zu vernichten. Wer unsicher ist, wie mit fremden Quarantäne-Anordnungen umgegangen werden soll, kann sich demnach zur Absicherung auch an die kostenfreie städtische Corona-Hotline unter 0203 94 00 49 wenden.

Als Einzelfall wertet Maximilan Böttner außerdem den Fehler, dass nur zwei von drei Kindern von Sabrina Schultheiß eine Quarantäne-Anordnung geschickt wurde, obwohl alle Kontaktpersonen sind. Sofern sich solch ein Versehen wiederholt, sollten sich Betroffene „gemäß der aktuell gültigen Corona-Verordnung eigenverantwortlich auch ohne Anordnung des Gesundheitsamtes in Quarantäne begeben“.

>> QUARANTÄNE IST NACH BOOSTER-SPRITZE HINFÄLLIG

● Die Stadt Duisburg hat keinen Überblick über den Impfstatus von Kontaktpersonen. Die Infizierten geben ihre Kontakte beim Gesundheitsamt an, so dass sämtliche Personen einen Bescheid über eine amtlich verhängte Quarantäne erhalten.

● „Für Personen mit einem intakten Impfstatus inklusive einer Auffrischimpfung ist der Bescheid entsprechend der gültigen Corona-Verordnung hinfällig“, erläutert Stadtsprecher Maximilan Böttner.