Duisburg-Hochfeld. Die Stadt will in Duisburg-Hochfeld an der Straße „Zur Kupferhütte“ auf der Fläche des Radwegs neue Parkplätze schaffen. Das sagt die Politik.
An der Straße „Zur Kupferhütte“ im Gewerbegebiet in Duisburg-Hochfeld sollen neue Parkplätze entstehen. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen kritisierte die Pläne in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Mitte scharf, denn: Die Stellplätze sollen dort angelegt werden, wo sich heute noch ein Radweg befindet.
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Ein schönes Umfeld für Radtouren ist die Straße, die am Recyclinghof vorbeiführt, ohnehin nicht. Lkw rauschen vorbei, auf dem Weg zu den verschiedenen Firmen. Die Mitarbeiter haben ihre Pkw teilweise auf dem Bürgersteig abgestellt. Grund genug für die Verwaltung, der Politik vorzuschlagen, den Radweg in Parkplätze umzuwandeln.
Umbau der Straße in Duisburg-Hochfeld soll 657.000 Euro kosten
Die Fahrbahnbreite beträgt aktuell neun Meter. Hinzu kommen auf beiden Seiten ein 1,60 Meter breiter Radweg sowie weitere vier Meter Platz für Passanten. „Der Parkdruck ist immens und wir müssen einen Kompromiss aller Verkehrsteilnehmer finden“, betonte Bezirksmanager Torben Nübel gegenüber den Politikern. Im Zuge der Umgestaltung will die Verwaltung auch die zahlreichen geflickten Löcher entfernen. Rund 657.000 Euro wird der Umbau kosten.
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Gabi Siegert, Vorsitzende der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, lehnte den Vorschlag rundheraus ab: „Die erste Straßenbaumaßnahme im Jahr 2022 entfernt einen Radweg, um genau dort Parkplätze zu bauen. Duisburg macht scheinbar eine Rückwärts-Verkehrswende. Zumindest wirkt das wie Verkehrsplanung aus den 80ern. Der Planungsgrundsatz, erst Fuß- und Radverkehr zu berücksichtigen, findet leider zugunsten abgestellter Pkw keine Beachtung.“ Das Auto stehe zu sehr im Vordergrund.
Umweltaktivist und Bündnis 90/Die Grünen kritisieren die Pläne scharf
Umweltaktivist Ulrich Scharfenort kritisiert die Pläne ebenfalls: „Der Begriff ‚Parkdruck‘ ist in diesem Bereich absurd.“ Dort gebe es keine Anwohner, und Publikumsverkehr gebe es auf der Straße in erster Linie im Bereich des Recyclinghofs. Für ihn ist es deshalb nicht nachvollziehbar, warum Radfahrer und Fußgänger künftig weniger Platz zur Verfügung haben sollen. „Was der Vorschlag in Wirklichkeit darstellt, ist eine Umverteilung von Verkehrsraum zugunsten einer klima- und umweltschädlichen Fortbewegungsart“, sagt er.
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Auch die Bauzeit sieht er als Problem: „Solche Projekte umzusetzen, kann in Duisburg sehr lange dauern“, schwant ihm. In der Zeit des Umbaus könne man den Fuß- und Radweg womöglich über einen längeren Zeitraum gar nicht mehr nutzen. „Bei der Stadt setzt man die falschen Prioritäten“, findet er.
Mehrheit beschließt den Vorschlag: Baubeginn bereits für Frühjahr geplant
Der Plan der Stadt sieht vor, dass sich Radfahrer und Fußgänger den Weg teilen. Zur Steigerung der Sicherheit soll die abknickende Vorfahrt von der Werthauser Straße kommend mit einer rot eingefärbten Radwegefurt versehen werden. Die Bushaltestelle wird demnach barrierefrei ausgebaut. „Die geplante Bushaltestelle wird einfach als Hindernis auf dem zusammengelegten Weg für Fuß- und Radverkehr geplant“, kritisiert indes die Grünen-Politikerin Siegert.
Auf Nachfrage von SPD-Politiker Atila Ülger erklärte die Stadt, dass für den Ausbau durchaus Anliegerbeiträge erhoben würden. „Etwas anderes wäre den Bürgern nicht vermittelbar“, befand Ülger. Am Ende wurde der Vorschlag mit Stimmen von SPD, CDU, FDP, Junges Duisburg und AfD beschlossen. Die Fraktion „Linke/ Die Partei“ sowie die Grünen stimmten dagegen. Mit dem Bau soll im Frühjahr 2022 begonnen werden.
>> Niedergang der Schwerindustrie in den 1970er und 1980er Jahren
Im Integrierten Stadtentwicklungskonzept Hochfeld wird auch an die industrielle Vergangenheit des Stadtteils erinnert. „Duisburg-Hochfeld war bis in die 1970er Jahre ein gründerzeitlicher Arbeiterstadtteil und zeichnete sich durch eine besonders enge Verzahnung von Arbeit und Wohnen aus“, heißt es darin. Doch die wirtschaftliche Entwicklung mit dem Niedergang der Schwerindustrie, führte in den 1970er und 1980er Jahren zu einem Verlust von rund 20.000 Arbeitsplätzen und fast der Hälfte der Bevölkerung.
Der damit einhergehende Anstieg der Arbeitslosenzahlen zog Kaufkraftverluste und umfangreiche Geschäftsschließungen nach sich. Ehemalige gut verdienende Industriearbeiter verließen den Stadtteil. Im selben Zeitraum wurde durch ein großflächiges Sanierungsprogramm mit dem Abriss von 1500 Wohneinheiten eine Pufferzone zwischen der Industrie und der Wohnbebauung geschaffen, die den Bevölkerungsverlust beschleunigt. Der Grüne Ring trennt seitdem das Industriegebiet von den Wohnquartieren. Mit den Plänen für die Internationale Gartenausstellung soll auch der Grüne Ring umgestaltet werden.