Duisburg-Mitte. Die SPD holt in Duisburg-Mitte eine hauchdünne Mehrheit und könnte mit den Grünen koalieren. Euphorisch sind nur die Grünen, die Partei und JuDU.

Bis nach Mitternacht musste die SPD zittern, dann verloren die Linken ihren zweiten Sitz in der Bezirksvertretung – und die Sozialdemokraten sicherten sich mit 26,32 Prozent ein fünftes Mandat. Damit ist der Patt zwischen SPD und Grünen aufgehoben. Bündnis 90/Die Grünen profitieren vom Trend und sichern sich mit 25,21 Prozent vier Sitze.

Die absoluten Zahlen verdeutlichen, wie hauchdünn der Vorsprung ist: 8.444 Personen machten ihr Kreuzchen bei der SPD, 8.087 bei den Grünen. Mit insgesamt acht Parteien wird das Gremium zudem deutlich bunter. Die Parteien und Gruppierungen wollen nun sondieren, mit wem eine Zusammenarbeit möglich ist.

SPD wünscht sich stabile Mehrheiten im Duisburger Bezirk Mitte

Insgesamt hat der Wähler die Partei von OB Sören Link zwar auf ganzer Linie abgestraft, dennoch bleibt die SPD mit einem Gesamtergebnis von 26,32 Prozent die stärkste Kraft im Bezirk Mitte. Die Grünen profitieren von ihrem starken Ergebnis in Neudorf, Duissern und im Dellviertel. Gemeinsam könnten die beiden Partei koalieren und hätten eine knappe Mehrheit von einer Stimme.

Doch bereits am Wahlabend erklärte der bisherige SPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Lothar Tacke, dass er ein Freund von stabilen Mehrheiten sei. „Die Grünen, die jetzt in der BV sitzen, kenne ich persönlich gar nicht“, sagt er. Die bisherigen grünen BV-Mitglieder Dirk Schönhagen und Gisela Schelle-Parker hatten sich zum Ende der Legislatur zurückgezogen und so den Generationenwechsel eingeleitet.

Elvira Ulitzka, die gerne wieder Bezirksbürgermeisterin werden möchte, weiß, dass in den nächsten Jahren wichtige Verkehrsfragen angepackt werden müssen, aber auch die Internationale Gartenschau in Hochfeld geplant werden muss. Man werde schauen, mit wem man am besten zusammen arbeiten kann.

Bündnis 90/Die Grünen: „Diese Woche fängt gut an“

Die Grünen haben am Sonntagabend Corona-konform ihren Sieg gefeiert.„Diese Woche fängt gut an. Die SPD muss in sich gehen und darüber nachdenken, was da passiert ist. Uns sind Umwelt- und Verkehrsthemen wichtig. Die Stadt hat ein gar nicht so schlechtes Klimaschutzkonzept, das in den Schubladen vor sich hingammelt. Das müsste umgesetzt werden“, gibt Dr. Gabriele Siegert die Linie vor.

Die 53-Jährige, die sich in der Urban Gardening Initiative „Kants Gärtnern“ engagiert, trat vor zwei Jahren bei den Grünen ein. „Ich bin sehr positiv aufgenommen worden und habe direkt einen Arbeitskreis geleitet. Toll, dass so etwas möglich ist.“ Die promovierte Physikerin und ihre Parteikollegen wollen Gespräche mit den anderen Parteien abwarten.

Katerstimmung bei der CDU

Bei der CDU fiel die Wahlparty eher klein aus. Im Garten von Martin Schumacher haben sich die Kandidaten, die im Bereich Innenstadt antraten, versammelt und mussten zuschauen, wie ihr Ergebnis von 23,85 Prozent auf 17,34 Prozent absackte. Damit besteht die CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung nur noch aus drei Personen.

„Ich habe heute morgen mit Herrn Tacke telefoniert, aber im Moment können wir nicht viel sagen“, erklärt Schumacher. In der Vergangenheit hatte es eine Koalitionsvereinbarung zwischen SPD und CDU gegeben. So ein Abkommen möchte er auch für eine Konstellation mit mehreren Parteien nicht ausschließen.

Michael Dubielczyk hält für die Linken die Fahne hoch


„Ich habe ganz schlecht geschlafen“, gibt Michael Dubielczyk zu. Als er am späten Sonntagabend zu Bett ging, war er noch im Glauben, dass die Linken mit zwei Sitzen ihren Fraktionsstatus verteidigen können. Allerdings wird er künftig alleine die Fahne der Linken hochhalten.

„Wir haben so einen tollen, engagierten Wahlkampf gemacht und hatten so viele Junge Leute dabei. Aber sicherlich haben uns auch die Grünen einige Stimmen abgenommen“, schätzt Dubielczyk das Wahlergebnis ein. Seine Hoffnung: Dass künftig ein frischer Wind durch den Bezirk Mitte geht. „Da nehme ich nun auch die Grünen in die Pflicht.“ In der Vergangenheit seien auch sinnvolle Anträge von den großen Parteien „abgebügelt“ worden. Da Rot-Grün nur eine Stimme Mehrheit hätte, stellt sich Dubielczyk auf wechselnde Mehrheiten ein.

Freude bei Matthias Eidens von „Die PARTEI“

„Wir werden der Stachel im Fleisch sein“, hat sich Matthias Eidens von „Die PARTEI“ vorgenommen. Für die Satiriker hat es sich ausgezahlt, dass sie nicht in allen Wahlkreisen angetreten sind, sondern ihr Engagement auf die Stadtteile begrenzen, in denen sie sich Chancen ausgerechnet hatten.

„Es ist fantastisch und ein großer Erfolg, ohne großes Budget einen Sitz in der Bezirksvertretung zu bekommen. Es freut uns, dass die Beton-SPD abgestürzt ist.“ Angst vor dem Realitäts-Check hat er nicht.

AfD offen für Gespräche mit anderen Parteien

Ebenfalls mit einem Mandat ist die AfD vertreten. In der vergangenen Legislatur hatte die „Alternative für Deutschland“ ebenfalls ein BV-Mitglied, allerdings verließ Ulrich Martel die Partei und gehörte dem Gremium als Parteiloser an.


„Dieses Mal sind wir mit erfahrenen Leuten angetreten, die sich schon einige Zeit bei uns engagieren. In der Mitte werden Themen wie die Innenstadtentwicklung eine Rolle spielen“, blickt AfD-Sprecher Alan Imamura voraus und zeigt sich auch offen für Gespräche mit anderen Parteien. „Allerdings muss man schauen wie offen die anderen dafür sind.“

FDP und Junges Duisburg mit einem Mandat vertreten

Frank Albrecht ist als Ratskandidat für die FDP in Duissern angetreten und freut sich, dass sein Ergebnis (4,9 Prozent) stadtweit mit unter den drei besten liegt. Da er über die Reserveliste nicht abgesichert war, zieht er nun als Spitzenkandidat der Liberalen in die BV ein. Als Einzelperson hat Albrecht aber keinen Fraktionsstatus und könnte keine Anträge stellen. Er schließt aber nicht aus, sich mit einem anderen Einzelbewerber zu einer Fraktion zusammen zu schließen.

Oliver Beltermann, Vertreter von Junges Duisburg, betont: „Auf der Bezirksebene sind wir sehr zufrieden. Mitte/Süd/Walsum sind ein großer Erfolg. Wir werden Gespräche führen und sondieren.“