Duisburg. In der Helios St. Anna Klinik wird der erste Kreißsaal in Duisburg unter alleiniger Regie der Hebammen geführt. So funktioniert das neue Modell.

Der erste Hebammen-Kreißsaal in Duisburg entsteht bis Ende des Jahres am Helios St. Anna. Das Huckinger Krankenhaus zählt zu den landesweit 20 Geburtskliniken, die aus einem Förderprogramm des NRW-Gesundheitsministeriums 25.000 Euro bekommen. Damit solle die Geburtshelferinnen geschult werden, um natürlich verlaufende Geburten eigenständig begleiten und betreuen zu können.

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„Wir möchten werdenden Müttern ab dem Frühjahr das alternative Betreuungsmodell zusätzlich zu unserem ärztlich geleiteten Kreißsaal anbieten“, berichtet Helios-Sprecher Valentin Riemer. „Mit diesem Angebot möchten wir das Vertrauen werdender Mütter in den gesunden, natürlichen Geburtsverlauf und ihre eigenen Kräfte stärken.“ Die Betreuung, so Riemer weiter, beginne dann vor dem Klinikaufenthalt mit Hebammen-Sprechstunden und geburtsvorbereitenden Angeboten wie Akupunktur. Ziel sei eine möglichst interventionsarme Geburt in ungestörter Atmosphäre. „Dabei streben wir eine 1:1-Betreuung an.“

Ärztliches Team steht bei Bedarf jederzeit zur Verfügung

Nach der Geburt bleibt die Hebamme von der Erstuntersuchung bis zur Visite auf der Station und dem Verfassen des Entlassbriefes erste Ansprechpartnerin. „Im Falle von Komplikationen oder falls doch eine Rückenmarksanästhesie gewünscht sein sollte, stehen unser ärztliches Team und das Standby des Krankenhauses den Gebärenden jederzeit zur Verfügung“, erklärt Stefanie Bertsch, Leitende Hebamme am St. Anna.

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Weit sei der Weg zu einem von Hebammen geleiteten Kreißsaal für das Team in Huckingen nicht, sagt Melanie Gaarz, Leitende Oberärztin der Geburtshilfe. „Die Hebammen arbeiten an vielen Stellen autark und immer sehr eng mit den werdenden Müttern zusammen.“ Bei der Planung habe man von den positiven Erfahrungen der Geburtshilfe am Helios Klinikum Niederberg in Velbert profitiert, das bereits 2008 als erste Klinik in NRW einen Hebammengeleiteten Kreißsaal einrichtete.

Weitere Duisburger Kliniken können sich Hebammen-Kreißsaal vorstellen

Im Perinatalzentrum der Sana Kliniken betreuen Prof. Dr. Markus Schmidt und sein Team viele Risiko-Schwangerschaften und Mehrlingsgeburten.
Im Perinatalzentrum der Sana Kliniken betreuen Prof. Dr. Markus Schmidt und sein Team viele Risiko-Schwangerschaften und Mehrlingsgeburten. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Das neue Modell wird in Duisburg möglicherweise nicht lange ein Alleinstellungsmerkmal des St. Anna bleiben: Die Geburtshilfe der Helios St. Johannes Klinik im Duisburger Norden „möchte perspektivisch ebenfalls einen Hebammengeleiteten Kreißsaal anbieten“, kündigt Kliniksprecher Valentin Riemer an. „Aktuell keine Ambitionen in dieser Hinsicht“ habe des Bethesda in Hochfeld, so Stefan Wlach, Sprecher des Ev. Klinikverbundes Niederrhein.

Auch in den Sana Kliniken Duisburg wünscht man sich einen Hebammen-Kreißsaal. „Dies macht jedoch nur im Zuge baulicher Veränderungen Sinn“, so Sana-Sprecherin Ute Kozber. Wegen zahlreicher Risiko-Schwangerschaften und Frühgeburten, die im Perinatalzentrum betreut werden, arbeiten Hebammen- und Ärzteteam von Chefarzt Prof. Dr. Markus Schmidt am Kalkweg vorläufig weiter wie gewohnt zusammen.

>>> DAS SIND DIE VORAUSSETZUNGEN FÜR DIE MÜTTER

  • Die Voraussetzung für eine Geburt im Hebammen-Kreißsaal ist – neben dem Wunsch nach einer noch natürlicheren Geburt – eine unauffällige Schwangerschaft.
  • In der geburtshilflichen Sprechstunde wird deshalb in der 30. und 36. Schwangerschaftswoche geklärt, ob es individuelle gesundheitliche Ausschlussgründe gibt.