Duisburg. Duisburgs Inzidenz steigt besonders rasant. Hier stecken sich noch mehr Unter-20-Jährige an. Amt schafft Kontaktverfolgung teilweise nicht mehr.

Die Omikron-Variante des Coronavirus hat in Duisburg laut Amtsstatistik zu besonders vielen Ansteckungen in kürzester Zeit geführt. Die Infektionszahlen steigen rasant wie nie: Seit Mitte Oktober lag die örtliche Sieben-Tage-Inzidenz meist sogar unter der durchschnittlichen Neuinfektionsrate in NRW. Das ist plötzlich wieder anders – vor allem wegen der überdurchschnittlich vielen Ansteckungen unter den Fünf- bis 19-Jährigen in Duisburg.

Am Dienstag, 11. Januar, lagen die Sieben-Tage-Inzidenzwerte von Duisburg (391,1) und Nordrhein-Westfalen (395,7) noch gleichauf. Seither ist die Duisburger Inzidenz auf 668,9 am Sonntagabend gesprungen, während der NRW-Wert moderater auf 504,8 neue Fälle je 100.000 Einwohner stieg. In Duisburg verdoppelte sich die Zahl der Neuinfektionen vom 8. bis 16. Januar. Damit einher geht die Verdrängung der Delta-Mutante: „Die neuen Fälle lassen sich fast ausschließlich auf die Omikron-Variante zurückführen“, teilt die Stadt mit.

Duisburg: Sieben-Tage-Inzidenz in jungen Altersgruppen noch viel höher als in NRW

Das Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG) berechnete am Sonntagabend nur für vier Städte noch höhere Inzidenzen: für Wuppertal (842,0), Leverkusen (784,6), Dortmund (780,8) und Solingen (714,9). In Krefeld (668,7) gibt es ähnlich viele neue Fälle wie in Duisburg.

Beim Blick auf die Duisburger Infektionszahlen fallen die extremen Inzidenzen in den Altersgruppen unter 20 auf. Fast überall gibt es hierzulande nun unter Schulkindern und Jugendlichen die meisten neuen Fälle, aber in Duisburg aktuell nochmals deutlich mehr als im NRW-Schnitt. Das verdeutlicht der direkte Vergleich der altersspezifischen Sieben-Tage-Inzidenzen (Stand: 16. Januar):

• 10- bis 14-Jährige: 1946,2 (453 neue Fälle in sieben Tagen); NRW-Inzidenzwert: 1048,0

• Fünf- bis Neunjährige: 1825,7 (427); NRW: 1132,9

• 15- bis 19-Jährige: 1411,1 (339); NRW: 1073,4

• 20- bis 24-Jährige: 925,0 (274); NRW: 836,7

• 25- bis 29-Jährige: 864,2 (288); NRW: 714,5

• 35- bis 39-Jährige: 846,2 (256); NRW: 613,8

• 40- bis 44-Jährige: 802,2 (240); NRW: 610,6

Omikron beendet Hoffnung auf Herdenschutz im Ex-Hotspot

„Die Inzidenz bei den jüngeren Altersgruppen hat sich mehr als vervierfacht“, berichtet Stadtsprecher Peter Hilbrands für das Gesundheitsamt. Es gebe zwar einige kleinere Ausbrüche im Stadtgebiet, „die aber rein von der Fallzahl her nicht ins Gewicht fallen“. Das Infektionsgeschehen sei „sehr breit in der Bevölkerung verteilt.“

So beendet die Omikron-Wand wohl auch die Hoffnungen, im Ex-Dauer-Hotspot Duisburg dämpfe inzwischen ein gewisser Herdenschutz das Infektionsgeschehen. Denn die neue Mutante ist so erfolgreich, weil sie den bestehenden Immunschutz unterläuft und sich so viel mehr Genesene und Geimpfte als in den zurückliegenden „Delta-Monaten“ anstecken.

Kontaktverfolgung teilweise „nicht mehr zu leisten“

Im 150 Frauen und Männer starken Corona-Team des Gesundheitsamtes seien zurzeit etwa 100 Mitarbeiter in der direkten Kontaktpersonennachverfolgung eingesetzt, darunter 25 Bundeswehr-Soldatinnen und Soldaten. Fünf weitere Kameraden seien angekündigt. Und doch muss die Truppe bei etwa 500 positiven PCR-Test täglich teilkapitulieren. Hilbrands: „Obwohl der Fachbereich seit Pandemiebeginn und in Erwartung der Omikron-Wand personell massiv verstärkt wurde, ist die Kontaktnachverfolgung, die nicht nur die Infizierten, sondern auch deren Kontaktpersonen umfasst, trotz aller Anstrengungen, nicht mehr zu leisten.“

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Die Masse der Fälle führt zu Verzögerungen, das Amt muss noch stärker priorisieren. Ziel des städtischen Corona-Teams sei es nun, „die Infizierten und ihr unmittelbares Umfeld möglichst schnell zu erreichen“, erklärt der Stadtsprecher. Zudem habe das Amt einen wachen Blick „vor allem auf kritische Bereiche mit Personen, die ein hohes Risiko haben, schwer zu erkranken“.

Bei der Warnung und Erfassung aller anderen Kontaktpersonen soll das Programm CISS (Covid IT-Solutions for Sormas) helfen, das seit vorigen Freitag SMS an Infizierte und Kontaktpersonen verschickt. Die so versendeten Links beginnen mit „https://app.cov-it.de/case-investigation/..“ (wir berichteten). Das Instrument, so Hilbrands, ermögliche „ein Management sehr großer Personenzahlen in der Kontaktnachverfolgung“.

>> KRISENSTAB WILL IMPFEN, BOOSTERN UND VERSTÄRKT AUFKLÄREN

• Der Duisburger Corona-Krisenstab setzt im Kampf gegen Omikron und mit Blick auf die nach wie vor niedrige Impfquote auf das „Impfen und Boostern und macht hierzu niederschwellige Angebote, die wir im Stadtgebiet verteilt fortsetzen und mit Aktionen wie zum Beispiel in Berufsschulen und im Jobcenter ergänzen wollen“.

• Zudem kündigt der Krisenstab an: „Das Kommunale Integrationszentrum wird zudem die Beratung in den migrantischen Teil der Stadtgesellschaft nochmals verstärken.“