Duisburg. Wie der angehende Karnevalsprinz Tobias Schneider mit einer beispiellosen Solidaritätsaktion vor der MSV-Arena in Duisburg überrascht wurde.

Tobias Schneider ist ein sympathischer und höflicher Mensch. Auf den Mund gefallen ist er eher nicht. Doch am Samstag fehlten dem angehenden Prinzen erst einmal die Worte, als er vor der Schauinsland-Arena von Fahnenabordnungen (fast) aller im Hauptausschuss Duisburger Karneval (HDK) organisierten Vereinen begrüßt wurde. „Wo kommen denn die ganzen Menschen her?“ wunderte er sich. Und eine Pagin war so aufgeregt, dass sie Tobias die Mütze erst einmal verkehrt herum aufsetzte.

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Kaum zu glauben, aber wahr: Obwohl mehr als 100 Karnevalisten aktiv beteiligt waren und sicher doppelt oder dreimal so viele Menschen vorher von der Sache wussten, erfuhr Tobias Schneider – absolut nichts. „Die haben mir nicht gesagt, was los ist. Nur, dass wir uns schick machen sollten und auch Presse da wäre. Mehr war nicht rauszukriegen.“

Gelungene Überraschung für Prinz Tobias I. vor MSV-Arena in Duisburg

Dies grenzt angesichts einiger sonst sehr redseligen Karnevalisten fast an ein Wunder. Und nicht nur die Geheimhaltung der Überraschungsaktion gelang, auch die Resonanz auf die Bitte von HDK-Präsident Michael Jansen, den Tollitäten auf diese Weise moralischen Rückhalt zu geben, war überwältigend.

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28 der 34 Mitgliedsvereine waren jeweils mit Standarte und dreiköpfiger Abordnung vertreten. An einem besonderen Tag: Denn ohne Corona-Pandemie wäre Tobias Schneider am Abend des 15. Januar in der Mercatorhalle gekürt worden, hätte gemeinsam mit der bereits eine Woche zuvor gekürten Kinderprinzencrew auf der Bühne gestanden. Hätte.

Überraschung vor der Arena: So freudig sprachlos hat man den angehenden Duisburger Karnevalsprinzen Tobias Schneider selten erlebt.
Überraschung vor der Arena: So freudig sprachlos hat man den angehenden Duisburger Karnevalsprinzen Tobias Schneider selten erlebt. © Foto: Thomas Gödde

Doch von der Solidaritätsaktion vor dem Stadion war „Tobi“ überwältigt. „Trotz einer gewissen Traurigkeit ist das ein ganz toller Tag“, meinte der seit mehr als anderthalb Jahren auf seine Amtseinführung wartende Schneider. Er vergaß allerdings nicht, seinem Hofmarschall Pavel Weger einen ganz lieben Gruß ins Krankenhaus zu schicken. Der Pechvogel hatte im Dezember einen schweren Arbeitsunfall.

Tollitäten waren überwältigt

Auch Kinderprinz Phil Wolters wusste nicht so recht, was er sagen sollte: „Vielen Dank für die Einladung“, brachte er schließlich heraus. Dann schritten die künftigen Tollitäten die Front der angetretenen Karnevalisten ab. Anschließend gab es für alle kalte Getränke und heiße Würstchen. Corona-konform. Denn die Verpflegung rollte auf einem Karren an den Narren vorbei, die sich so bedienen konnten, ohne sich knubbeln zu müssen.

Reaktiviert: Günter Czaplenski und Günter Walter von der KG Rheinländer Grün-Weiss kramten die Uniformen hervor und holten die Standarte aus dem Museum.
Reaktiviert: Günter Czaplenski und Günter Walter von der KG Rheinländer Grün-Weiss kramten die Uniformen hervor und holten die Standarte aus dem Museum. © Foto: Thomas Gödde

Außer 28 Vereinen aus Duisburg war auch die Bürgergarde Blau-Gold aus Köln vertreten. Dort ist Tobias Schneider Mitglied. „Wir haben uns vor acht Jahren bei einer Sitzung in Köln kennengelernt und angefreundet“, lacht Rainer Pastoor. Der ist nicht nur Duisburger und hier Leiter der CDU-Ratsfraktionsgeschäftsstelle, sondern auch Oberleutnant der Kölner Bürgergarde.

>> EXTRA UNIFORMEN AUS DEM KARNEVALSMUSEUM BESORGT

  • Besondere Erwähnung verdienen die 1932 gegründeten Rheinländer Grün-Weiss. Die hatten schon vor Corona ihre Aktivitäten weitestgehend eingestellt. Doch für die jecke Freundschaftsbekundung holten sie ihre Uniformen aus den hintersten Winkeln der Schränke und die Standarte aus dem Karnevalsmuseum in Wehofen.
  • „Die haben wir schon vor Jahren als Dauerleihgabe abgegeben und ich hab sie extra für die Aktion abgeholt“, so Präsident Günter Walter. HDK-Chef Michael Jansen war gerührt: „Das sind die Momente, in denen man plötzlich wieder genau weiß, wozu man das alles macht.“