Duisburg. Es gibt bislang keine PCR-Pooltests in Duisburger Kitas. Wie die Stadt dies begründet und warum sich ein Vater und Ratsherr aufregt.
Aufgrund der Omikron-Welle setzen einige Städte in NRW, anders als in Grundschulen auf freiwilliger Basis, in den Kitas auf PCR-Testungen per Lolli-Test – Duisburg bislang nicht. Wie die Stadt dies begründet und warum sich ein Vater und Ratsherr aufregt.
„Der Krisenstab hat sich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt“, sagt Stadtsprecher Jörn Esser. „Im Vorfeld wurde sorgfältig recherchiert, welche Rahmenbedingungen zu beachten und welche logistischen Vorbereitungen zu treffen sind, um in 205 Duisburger Kindertageseinrichtungen PCR-Pooltests durchzuführen. Im Ergebnis ist festzustellen, dass eine kurzfristige Einführung nicht möglich ist.“
Stadt Duisburg: Bisher keine PCR-Pooltests in Kitas
Der Grund laut Esser: „Es müssen unter anderem Verträge mit Laboren geschlossen, Abhol- und Lieferketten gesichert sowie ein Vertrag mit dem Land geschlossen werden, das wiederum seine Verträge mit den Lieferanten der Antigen-Lolli-Selbsttests kündigen muss. Die freiwillige Teilnahme der Freien Träger an diesem System müsste geklärt und individuell jedes Elternteil der Teilnahme seines Kindes an diesem Testverfahren zustimmen.“
Eine Umsetzung würde deshalb nach Angaben der Stadt mehrere Monate benötigen. „Das zeigen auch die Erfahrungen in den vergleichsweise wenigen anderen Kommunen, die gegenwärtig PCR-Pooltests in den Kitas nutzen“, so Esser.
Vater und Ratsherr spricht von einem Skandal
Für Sebastian Ackermann ist dies ein Unding. Er sei als Vater sehr besorgt und hält es für einen Skandal, dass die Stadt nicht früher mit den Planungen begonnen habe. NRW-Familienmister Joachim Stamp habe am 22. Dezember 2021 auf das Verfahren hingewiesen und das Robert Koch-Institut (RKI) das PCR-Verfahren bereits im Juli empfohlen.
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„Mein Eindruck ist, dass hier wissentlich eine Durchseuchung in Kauf genommen wird. Die ,Alten’ sollten wir schützen, die ,Jungen’ nicht?“, fragt Ackermann, in Duisburg gleichzeitig Ratsherr für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Er verweist auf die Stadt Dortmund, die schon vor einigen Monaten mit PCR-Pooltests in Kitas begonnen hat, und auf die Stadt Essen, bei der der Startschuss am Donnerstag, 13. Januar, gefallen ist.
Essen hat mit PCR-Pooltestungen in 180 von rund 300 Kitas begonnen
Essen hat nach eigenen Angaben nun mit entsprechenden Testungen in rund 180 der rund 300 Kitas angefangen. Die Kommune hatte die Entscheidung dazu bereits Ende November 2021 getroffen und daraufhin mit den Planungen begonnen. Die Vorbereitungen dauerten „etwa sechs Wochen abzüglich der Feiertage und Schließzeiten der Kitas“, so eine Stadtsprecherin. „Ohne den engen Schulterschluss mit allen Trägern, Kitas und Eltern wäre der schnelle Start der PCR-Pooltestung nicht möglich gewesen“, sagte Jugenddezernent Muchtar Al Ghusain.
https://www.waz.de/staedte/essen/corona-lolli-tests-an-den-essener-kitas-gestartet-id234304195.htmlDie Stadt Duisburg verweist dagegen zudem auf die im Elternbrief vom 22. Dezember 2021 von Stamp ebenfalls thematisierten, begrenzten Laborkapazitäten. „Mit Blick auf die landesweit und bundesweit stark ansteigenden Infektionszahlen werden diese dringend für die Überprüfung der steigende Anzahl von symptomatischen Patienten sowie die Testung von besonders gefährdeten Personengruppen benötigt“, so Sprecher Jörn Esser.
„Bewährtes Verfahren“: Duisburg setzt weiter auf Schnelltests
Duisburg setze auch deshalb weiterhin auf das bewährte Verfahren, die positiven Fälle per Schnelltest zu identifizieren und so Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie insbesondere die Kinder vor einer Infektion zu schützen. Ab dieser Woche werde die Testfrequenz in den Kindertageseinrichtungen mit den Antigen-Lolli-Selbsttests auf drei Tests pro Woche erhöht.
Dieser Test, den das Land über Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegestellen den Eltern zur Verfügung stellt, ist nach Angaben des Landes noch sensitiver und soll insbesondere auch auf die Omikron-Variante ansprechen. „Dies erhöht neben den bereits getroffenen Maßnahmen in den Kindertageseinrichtungen den Schutz nochmals“, so Esser.
Er betont aber: „Der Krisenstab wird das Infektionsgeschehen in den Kindertageseinrichtungen weiterhin sehr genau im Blick behalten und die zum jetzigen Zeitpunkt etablierten Verfahren bei einer sich verändernden Lage entsprechend anpassen.“
>> PCR-POOL-TESTS IN KITAS: NRW-MINISTER GEGEN LANDESWEITE EINFÜHRUNG
- NRW-Familienminister Joachim Stamp hat noch vor kurzem einer landesweiten Einführung von PCR-Pooltestungen in Kitas eine Absage erteilt.
- Kommunen, die sich dafür entscheiden und diese selbst organisieren, sollen aber einen entsprechenden „Kostenersatz“ vom Land bekommen.
- Grünen-Ratsherr Sebastian Ackermann hat nach einer Anfrage an das NRW-Familienministerium nun erfahren, welche Kommunen beziehungsweise Kreise schon auf PCR-Pool-Testungen in Kitas umgestellt haben: Neben Essen und Dortmund sind dies demnach Bonn, Dormagen, Düsseldorf, Köln, Krefeld, der Kreis Düren (inklusive Stadt), Meerbusch, Mönchengladbach, Niederkassel, Ratingen, der Rhein-Sieg-Kreis, Solingen, Troisdorf, Willich, Brühl, Mettmann und Kerpen.