Duisburg. Im Kunstraum SG1 in der Duisburger Altstadt ist die Ausstellung „New erfunden Land“ von Rona Rangsch wie eine Entdeckungsreise nach Neufundland.

Manche Künstler kommen durch den Blick nach Innen zur Produktion, andere übers handwerkliche Arbeiten, und Rona Rangsch ist über ein Auslandsstipendium ins weit entfernte Neufundland zu ihren Arbeiten gelangt. Jedenfalls zu denen der Ausstellung „New erfunden Land“ im Kunstraum SG1 in Duisburg; sie ist eine spannende Entdeckungsreise.

Für die 1969 in Saarbrücken geborene Rona Rangsch war auch der Weg zur Kunst weit. Zwar habe sie sich schon früh für Kunst begeistert, aber ihre Lehrerin im Leistungskurs diese Zuneigung stark gebremst. Zwar übte sich Rona Rangsch noch in Malerei und Grafik, studierte aber Mathematik und Physik, arbeitete an einem Berliner Forschungsinstitut und im Fachbereich Physik an der Uni Essen.

Fotografien und Fundstücke

1999 begann sie ein Gaststudium an der Kunstakademie Düsseldorf und erhielt ab 2006 zahlreiche Residenzstipendien, 2007 zum ersten Mal in Neufundland, das 2016 zu ihrem zweiten Zuhause wurde, kaufte sie doch mit ihrem Mann, von Beruf Zimmermann, eines der dort üblichen Holzhäuser.

Mit der Gründlichkeit der Wissenschaftlerin erforscht Rangsch seither die große Insel. Es begann mit Fotografien, die noch Eisberge und andere malerische Motive dieses rauen Landes zeigen. Die „Newfound Footage“-Bilder – Footage meint eigentlich ungeschnittenes Filmmaterial – hat sie im SG1 mit Fundstücken aus der Natur oder Souvenirs kombiniert.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

Einen Schritt weiter geht Rona Rangsch in ihren jüngsten, großformatigen digitalen Fotomontagen, mit denen sie unter dem Titel „[Newfound] Land“ das Land sozusagen künstlerisch ordnet. In den Fotos treffen Motive zu Themen wie Ressource, Boden, Heimat und Wildnis zusammen, wobei sie „Überblendungen“, Farbveränderungen und andere Eingriffe zu atmosphärisch dichten Motiven komponiert. Auch hier machen Fundstücke die frei aufgehängten Prints „greifbarer“.

Wie ein Land „erfunden“ wird

Hintergrund ist das Nachdenken über die oft zwiespältige Beziehung von Menschen zum Land: Da trifft etwa Naturliebe auf Ausbeutung. Rona Rangsch zeigt Orte – und wie sie sie versteht. Wie intensiv sie sich mit der Natur und der Geschichte Neufundlands beschäftigt hat, dafür steht auch der Titel der Ausstellung. Er verweist auf die ersten europäischen Siedler, die auch dieses Land als ihr Eigentum betrachteten und nicht etwa als das der bisherigen Bewohner.

Wie sich Rangsch auch in die Geschichte Neufundlands vertieft hat, zeigt der Titel: „New erfunden Land“ ist eine deutschen Übersetzung für das englische „Newfound Land“ (Neugefundenes Land) aus dem Jahr 1631. Aus ihr spricht der Geist der Zeit: Das Land wird erst „erfunden“ mit der kolonialen Besiedelung. Es kann aber auch bedeuten: Jeder „erfindet“ das Unbekannte mit eigenen Augen. So wie Rona Rangsch.

Die Ausstellung bleibt bis 21. Februar im Kunstraum an der Schmalen Gasse 1, geöffnet montags von 17 bis 20 Uhr, Info: www.sg1-kunstraum.de