Duisburg. GT8ND: Die erste neue DVG-Straßenbahn ist längst in Duisburg, wird aber doch noch mal deutlich später als geplant in Betrieb gehen. Die Gründe.

Das erste Serienfahrzeug ist kurz vor Weihnachten nach einigen Lieferverzögerungen beim Hersteller Bombardier endlich am Betriebshof der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) angekommen. Doch die neue Bahn wird trotzdem nicht so schnell und noch einmal deutlich später als zuletzt geplant den Fahrbetrieb aufnehmen können. Die DVG geht laut ihrer Sprecherin Kathrin Naß aktuell nicht mehr von einigen Wochen, sondern von diesem Frühjahr aus.

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Der Grund: Es gibt immer noch keine Zulassung für das erste Vorserienfahrzeug, gleichzeitig Testfahrzeug. Der Prozess sollte längst abgeschlossen sein, zieht sich aber weiter hin. Laut DVG liegen die Verzögerungen auch in diesem Fall an Bombardier. So habe die zuständige Technische Aufsichtsbehörde (TAB) bereits im vergangenen Jahr Unterlagen zur Prüfung erhalten, aber entscheidende Dokumente vom Hersteller fehlen demnach noch.

DVG über Zulassungsprozess: Dokumentation über 18.500 Seiten an Aufsichtsbehörde

In diesem Monat sollen diese nun in der finalen Fassung an die DVG übermittelt werden. „Nach erfolgter Prüfung der Unterlagen werden sie dann voraussichtlich im Februar an die Technische Aufsichtsbehörde zur dortigen Prüfung übermittelt“, erklärt Naß. Insgesamt umfasse die Dokumentation an die Behörde rund 18.500 Seiten.

Die Zulassung für den Prototypen ist die Basis, die Grundvoraussetzung für den Fahrgastbetrieb der neuen Bahnen. Deutlich schneller soll künftig der Abnahmeprozess sein, sobald ein Serienfahrzeug in Duisburg ankommt. Wann weitere Bahnen geliefert werden und in welchen Abständen, ist derzeit noch unklar. Bombardier arbeite weiterhin an einem neuen Lieferplan, heißt es dazu von der DVG.

Wegen Verzögerungen: Verhandlungen mit Bombardier über weitere Entschädigungen

In diesem Zusammenhang seien auch weitere Entschädigungsleistungen des Herstellers Bestandteil der Vertragsverhandlungen. Wegen der Lieferverzögerungen bekommt Duisburg bereits 49 statt der ursprünglich geplanten 47 neuen Bahnen.

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Mit dem Vorserienfahrzeug unternimmt die DVG derweil in diesem Monat weitere Testfahrten – weiter ohne Fahrgäste. Die insgesamt zwei Prototypen unterscheiden sich bereits vom ersten Serienfahrzeug, das laut DVG beispielsweise schon neue Software-Updates aufgespielt bekommen hat, die unter anderem die Übertragungszeit der Außenkameras verbessern.

Darüber hinaus seien nun zwischen den Vierersitzgruppen in den Bahnen Gummiblenden verbaut worden. „Sie sollen verhindern, dass Sachen zwischen die Sitze rutschen können“, erklärt DVG-Sprecherin Kathrin Naß. „Auch an den Fenstern sind jetzt neue, bessere Dichtungen eingebaut worden. Optisch hat sich aber nichts verändert.“

Alle Serienfahrzeuge speziell für die Duisburger Infrastruktur und das Schienennetz

Alle Serienfahrzeuge werden speziell für die Duisburger Infrastruktur und das Schienennetz angefertigt. Jedes Verkehrsunternehmen hat eigene Ansprüche an die Fahrzeuge. „Unsere sind beispielsweise einen Meter länger als Bahnen in Nachbarstädten und haben fünf Türen, andere nur drei“, so Naß. „Sie fahren darüber hinaus Normalspur, also eine Spurweite von 1435 Millimeter, andere Städte haben andere Spurweiten.“

Besonders an den neuen Bahnen sei das optische Kollisionswarnsystem (englisch: Obstacle Detection Assistance System). „Es ist derzeit noch nicht in vielen Schienenfahrzeugen verbaut“, betont die DVG-Sprecherin. „Das System bremst das Fahrzeug automatisch ab, wenn das Fahrpersonal nicht reagiert, und trägt damit zu einer verbesserten Sicherheit bei.“

>> GT8ND: DIE NEUEN DVG-BAHNEN FÜR DUISBURG

  • Die neuen Bahnen haben die betriebsinterne Bezeichnung GT8ND: G steht für Gelenk, T für Triebwagen, die 8 für acht Achsen, N für Normalspur (Spurweite) und für D für Drehstrom (Antriebsart).
  • Der Niederfluranteil liegt bei 70 Prozent (vorher 20 Prozent).