Duisburg. Dr. Ahmad-Mujtaba Mostakiem impft zu Weihnachten in seiner Duisburger Praxis rund um die Uhr. Wer sich in den Morgenstunden den Pikser holt.

Dieses Weihnachtsfest wird Ahmad-Mujtaba Mostakiem nicht so schnell vergessen. 81 Stunden will er mit Kolleginnen und Kollegen an diesem Weihnachtswochenende und noch bis Montag, 18 Uhr, in seiner Impfpraxis im Ibis Hotel am Hauptbahnhof durchimpfen. Und die Menschen stehen bei dem Duisburger Arzt Schlange.

Am Samstag musste Mostakiem sogar einen weiteren Kollegen verständigen. „Die Leute stehen bis draußen, etwa zu den Bänken. Damit sie nicht zu lange warten müssen oder gar gehen, habe ich Verstärkung organisiert“, freut er sich über den Erfolg. Insgesamt haben sich bis Sonntag mehrere hundert Leute impfen lassen. Was ihn besonders freut: An normalen Wochenenden seien nur rund ein Prozent Erstimpfungen dabei gewesen – „nun sind wir schätzungsweise bei zehn Prozent. Die Leute sind froh und dankbar, dass wir geöffnet haben.“

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Dabei gab es anfangs durchaus Zweifler. Einige Kollegen und Freunde prophezeiten, dass die meisten lieber mit ihren Familien, in die Kirche gehen, Geschenke auspacken oder den Festtagsbraten genießen wollen. „Ich habe mir gesagt, wenn nur einer kommt, hat sich das schon gelohnt“, sagt der 40-Jährige. Doch seit Heiligabend füllte sich der Flur vor den Besprechungsräumen „Köln“ und „Essen“ regelmäßig. Im ersten Zimmer werden die Unterlagen ausgefüllt oder kontrolliert. Im zweiten Raum stehen sechs Kabinen. Am 21. November hat Dr. Ahmad-Mujtaba Mostakiem seine private Impfpraxis auf 80 Quadratmetern hier eingerichtet.

Er selbst hat schon oft an den Feiertagen gearbeitet. „Ich war eigentlich immer das Not-Pflaster und hatte regelmäßig Weihnachten Dienst, damit die anderen mit ihren Familien feiern konnten.“ Der 40-Jährige stammt aus einer Ärzte-Familie, wurde in Kabul geboren und lebt seit Kindertagen in Duisburg. Seine Frau hat türkische Wurzeln. Gemeinsam mit dem Nachwuchs feiern sie das Zuckerfest. An diesem Heiligabend schaut sich der Filius (1) zwischendurch kurz mal an, was der Papa an diesem Wochenende zu tun hat.

15 Mitarbeiter schieben an den Feiertagen freiwillig Dienst in der Duisburger Pop-up-Arztpraxis

„Tagsüber war natürlich deutlich mehr als nachts. Aber wir sind motiviert und arbeiten alles fleißig, freundlich und professionell ab.“ 15 Mitarbeiter hatte der Arzt zusammengetrommelt, die freiwillig an den Feiertagen Dienst schieben. Tagsüber sind es fünf Personen, nachts ein Dreier-Team. Auch dann kamen ein paar Personen vorbei.

Zum Beispiel Sascha Roncevic. „Ich bin am ersten Feiertag abends viel zu früh eingeschlafen, deshalb bin ich um halb vier morgens aufgewacht. Da habe ich mir gedacht: Warum also nicht die Schlaflosigkeit nutzen, um die geplante Boosterimpfung vorzuziehen.“ Der 41-Jährige machte sich auf den Weg und holte sich um 4.40 Uhr seinen Pikser. „Hat problemlos geklappt. Nach fünf Minuten war ich wieder draußen. Alle waren freundlich und nett“, erzählt er.

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Mostakiem und seine Kollegen stellen keine Fragen, warum sich jemand ausgerechnet an Weihnachten für eine erste Spritze entscheidet. „Manchmal ist es auch davon abhängig, ob gerade eine Bahn Verspätung hat, dann kommen die Leute hierhin.“

Charlott stammt aus der Nähe von Limburg und besucht über Weihnachten die Verwandten in Duisburg. In ihrer Heimatstadt gab es kein Biontech, als sie sich boostern lassen wollte, also nutzt sie nun die Gelegenheit.
Charlott stammt aus der Nähe von Limburg und besucht über Weihnachten die Verwandten in Duisburg. In ihrer Heimatstadt gab es kein Biontech, als sie sich boostern lassen wollte, also nutzt sie nun die Gelegenheit. © FUNKE FotoServices | Foto: Kerstin Bögeholz

Auch Charlott (18) und ihre Mutter Cordula Nedden sind gerade auf der Durchreise. Beide haben sich schon chic gemacht. Heiligabend ging’s zur Dortmunder Tante, die am 24., Geburtstag und Weihnachten auf einmal feiert. „Mein Onkel hat mir gesagt, dass man sich in Duisburg problemlos impfen lassen kann“, sagt Charlott. Einen Tag zuvor hatte sie sich noch in ihrer Heimatstadt bei Limburg boostern lassen wollen, doch dann war kein Biontech mehr vorrätig.

4000 Impfdosen sind vorrätig

Cordula Nedden ist im Duisburger Westen aufgewachsen. Ihr Bruder ist selbst Arzt und empfahl das Angebot des Kollegen. „Das läuft hier alles problemlos“, lobt Cordula Nedden. Sogar einen Parkplatz haben sie vor der Tür gefunden. Sie ist schon geboostert. „Wir haben die Impfungen immer gut vertragen“, erklärt die Mama, warum sie sich keine Sorgen über Nebenwirkungen über die Feiertage macht. Und auch Charlott findet: „Hat nicht wehgetan.“

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Immer wieder kommen neue Leute. Die Dame an der Hotelrezeption weist den Weg. Zum Dank gibt’s für die Ärzte und Mitarbeiter manchmal Schoko-Nikoläuse, eine Dame hat eine Tüte Obst vorbeigebracht und sogar ein Blumenstrauß steht in einer Vase. „Das ist echt schön“, sagt Mostakiem.

Angebot sprach sich sogar in den Niederlanden rum

Nur eine Personengruppe musste er enttäuschen. Zwischendurch kamen niederländische Studenten vorbei, die in Deutschland wohnen. Das war kein Problem, sie zu impfen. Auch solche, die in Deutschland arbeiten und eine Krankenversicherung nachweisen konnten, bekamen die Impfung. Als sich das Angebot allerdings unter Verwandten und in sozialen Netzwerken im Nachbarland herumsprach, konnte auch Mostakiem nichts mehr tun. „Die mussten wir leider wegschicken, so sind die Regeln.“

Bis Montagabend, 18 Uhr, macht das Team noch „durch“. „Das plätschert jetzt weiter“, glaubt Mostakiem. Alle Impfwilligen ab zwölf Jahren sind willkommen. 4000 Dosen Impfstoff hatte er zum Start vorrätig.