Duisburg. In einer Ausstellung in der Liebfrauenkirche in Duisburg zeigt Dirk Vogel den Alltag von Juden in Deutschland. Nah dran und überraschend.
Dieses Jahr wird 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert. Viele Schüler und Erwachsene kennen die Fakten rund um den Holocaust aus dem Geschichtsunterricht. Doch wie leben Juden heute in Deutschland, wie sieht ihr Alltag aus? Fotograf Dirk Vogel ist seit 25 Jahren mit der Kamera unterwegs.
Bei einer Reise mit Sinti und Roma in eine KZ-Gedenkstätte traf er erstmals auf deutsche Juden. Seitdem begleitet er Einzelne oder Gemeinden und richtet mit der Kamera den Blick auf die Menschen und ihre Religion. „Jüdisches Leben sichtbar machen“ ist ab Sonntag, 12. September, gemeinsam mit der Ausstellung „ein Schutzmann für Kafka“ in der Liebfrauenkirche zu sehen. Die Stiftung Brennender Dornbusch kooperiert mit der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen.
Dirk Vogel zeigt ein breites Spektrum: junge und alte Menschen, alteingesessene und zugewanderte Gemeindemitglieder. Aber auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Gemeinden und jüngste Demonstrationen gegen Antisemitismus hat er in seinen Fotos dokumentiert.
Fotograf zeigt ein breites Spektrum des jüdischen Alltags in der Liebfrauenkirche Duisburg
„Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, wie unterschiedlich auch die Lebensentwürfe von jüdischen Menschen sind. Einige sind liberal, andere eher konservativ“, beschreibt er. In einem Fall hat er einen Koch in einer Gemeinde aufgenommen, der gerade Matzenbrot in eine „To go“-Box einpackt. Es war ein Angebot für die Mitglieder, auch in Corona-Zeiten nicht auf Traditionen zu verzichten.
Der Foto-Designer, der immer wieder auch journalistisch arbeitet, dokumentiert Ereignisse für Museen und hatte auch schon eine große Ausstellung im Jüdischen Museum Westfalen. „Wir merken, dass das Interesse der Duisburger am Jüdischen Leben sehr groß ist. Wir bieten viele Führungen an“, erklärt Alexander Drehmann, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde in Duisburg, und lobt die Schau in der Liebfrauenkirche.
Mitten im Foyer sind weitere Bilder aufgebaut. Sie stammen aus einem Fotowettbewerb der „Initiative kulturelle Integration“ – der Deutsche Kulturrat und der Zentralrat der Juden haben hier zusammengearbeitet. Unter dem Titel „Ein Schutzmann für Kafka“ wurde beispielsweise ein bekannter Sicherheitsmann porträtiert, der von einer jüdischen Einrichtung in Berlin postiert ist. Die zehn Fotos sind bis zum 22. September zu sehen. Die Ausstellung von Dirk Vogel noch bis zum 9. Oktober.
Geöffnet ist die Kirche am König-Heinrich-Platz immer Montag bis Donnerstag von 11 bis 18 Uhr, Freitag und Samstag von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.