Duisburg-Duissern. Der Duisburger Detlev Grütjen betreibt eine kleine Bäckerei in Duissern. Warum bei ihm trotz Plätzchenduft kaum Weihnachtsstimmung aufkommt.
In dem kleinen Laden von Detlev Grütjen riecht es nach Weihnachten. Der 61-Jährige backt, was das Zeug hält. Als „Omma Paula“ bietet er das ganze Jahr „Kuchenträume“ an, mit Streuseln, Obst – und, Hauptsache, viel guter Butter. Im Advent füllt er seine nostalgischen Blechdosen nun mit Spritzgebäck, Vanillekipferln, englischem Buttergebäck oder Nougatkeksen. So können auch alle Backfaulen in Genuss „wie von Omma“ kommen. Bei dem gelernten Konditor will sich die Weihnachtsstimmung in diesem Jahr allerdings nicht so recht einstellen.
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„Riecht gut? Ja, dass merk ich schon gar nicht mehr, wenn ich jeden Tag hier stehe“, sagt er etwas niedergeschlagen. Es ist die Corona-Pandemie, die ihm zugesetzt hat. „Ich bin irgendwie durch Corona gekommen, aber man merkt schon, dass die Leute weniger rausgehen“, blickt Grütjen auf die vergangenen Monate zurück. Und wer zu Hause bleibt, kocht und backt eben eher selbst.
Kunden können ihm in seiner Backstube in Duisburg-Duissern zuschauen
Dabei hatte er viele Stammkunden, die bei ihm regelmäßig ein Stückchen Kuchen kauften. Alles wird „to go“ angeboten, denn viel Platz ist nicht in dem Ladenlokal an der Hansastraße. Corona-Soforthilfe habe er zwar bekommen, doch müsse er die Unterstützung wahrscheinlich komplett wieder zurückzahlen.
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Als dann der erste Lockdown vorüber war, dauerte es dennoch eine Weile, bis die Kunden wiederkamen. Die meisten steuern die Hansastraße 98 ohnehin gezielt an. Laufkundschaft ist in dem Wohngebiet höchstens unterwegs, wenn sie Richtung Innenhafen spaziert. „Momentan arbeite ich nur für die laufenden Kosten. Zurücklegen kann ich nix“, sagt er verbittert, dabei ist es eigentlich ein Job, der ihm Freude macht.
2010 hat er das Geschäft von Horst Winz übernommen, der die Bäckerei als Hommage nach seiner Großmutter benannte. Detlev Grütjen machte zwar nach der Schule eine Ausbildung zum Konditor, und doch war der Weg in die eigene Backstube nicht so geradlinig wie gedacht. Erst arbeitete er nach der Lehre unter Tage. Später tingelte er mit Hörspielen und Büchern über Flohmärkte. Erst schloss der Pütt, später hatten die Leute kein Interesse mehr an Kassetten und Co. Weil er nebenbei bei Winz jobbte, stieg er irgendwann ein und wurde zu „Omma Paula“.
Süßes Handwerk soll sich von Großbäckereien abheben
Wer an der Theke wartet, kann dem Chef meist sogar beim Teigrühren oder Verzieren des Kuchens zuschauen. Donauwellen und einen Nusskuchen hat er schon fertig. Im Ofen bräunt der Boden für eine Sachertorte. In der Vitrine wartet Stollen. „In der Zeit zwischen St. Martin und Heiligabend mache ich normalerweise 300 Kilogramm Gebäck“. Produziert wird alles per Hand – und dann in vier haushaltsübliche Öfen geschoben. Das Obst kommt bei ihm denn auch nicht etwa aus der Dose, sondern wird per Hand geschält.
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Mit den Mengen großer Bäckereiketten kann er nicht mithalten. Zwischen acht und zehn Kuchen warten an einem durchschnittlichen Tag auf Abnehmer. „Die Leute mögen den Geschmack, den sie von zu Hause kennen.“ Auf Bestellung fertigt Grütjen auch Hochzeitstorten oder Geburtstagskuchen. „Aber große Feiern dürfen ja leider auch nicht mehr stattfinden.“
Ursprünglich hatte er mal vor, in der Vorweihnachtszeit komplett nur auf Kekse zu setzen. „Doch da war das Geschrei groß.“ Also hat er sich ein paar einfache Plätzchen-Rezepte ausgesucht. Viele Mürbeteige werden gerollt und dann in kleinere Stücke geschnitten, so wie beim Schwarz-Weiß-Gebäck. Geht schnell und schmeckt gut.
Und welches ist sein Lieblingsrezept? Detlev Grütjen schaut ein bisschen verlegen und gesteht: „Eigentlich bin ich gar nicht so ein Süßer.“
>> Die Öffnungszeiten
Die Plätzchen von Detlev Grütjen werden pro 100 Gramm berechnet und kosten zwei Euro. Die Stücke Kuchen gibt es ebenfalls ab zwei Euro.
Anfang der Woche hat Grütjen in der Küche zu tun, geöffnet ist aktuell donnerstags und freitags von 12 bis 18 Uhr. Am Samstag und Sonntag kann man sich zwischen 12 und 16 Uhr versorgen. Nähere Infos gibt’s telefonisch unter 0203 3486532.