Duisburg. In die Diskussion über eine Impfpflicht nur für Pflegekräfte attackiert der Vorsitzende des Christophoruswerks in Duisburg die Politik hart.
Die Diskussion über eine Impfpflicht für Pflegekräfte hat angesichts der massiven vierten Corona-Welle noch einmal an Fahrt aufgenommen. Das Bundesministerium für Gesundheit hat nach Angaben des deutschen Ärzteblattes konkrete Vorschläge für eine Impfpflicht für Beschäftigte in Pflegeheimen und Krankenhäusern vorgelegt. Ulrich Christofczik, Vorsitzender des evangelischen Christophoruswerks in Duisburg, dem stadtweit größten Anbieter in der Altenpflege, attackiert die politischen Verantwortlichen hart.
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„Es handelt sich hier um eine populistische Stellvertreterdiskussion, die vom politischen Versagen auf Bundes- und Landesebene bei der Bekämpfung der Pandemie ablenken soll“, so Christofczik. „Natürlich appelliere ich an alle Pflegekräfte, sich impfen zu lassen. Aber wir haben beim Christophoruswerk und bei allen anderen Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege in Duisburg eine Impfquote von 93 bis 96 Prozent unter den Mitarbeitern. Wenn wir diese Quote in der Gesamtbevölkerung hätten, müssten wir uns weit weniger Sorgen machen.“
Attacke aus Duisburg: „Schweigepflicht für Politiker statt Impfpflicht für Pflegekräfte“
Statt einer Impfpflicht für Pflegekräfte fordert Christofczik deshalb eine Schweigepflicht für Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Co.. „Dieses ewige Geschnatter in diversen Talkshows kann doch niemand mehr hören. Die Politiker sollen bitte endlich ihren Job machen, für klare und einheitliche Regeln sorgen, die rechtzeitig in Kraft treten, um Schlimmeres zu verhindern.“
Das Christophoruswerk werde auf seinem Campus in Meiderich am 1. Dezember eine Impfaktion mit Betriebsärzten initiieren, um mit dem „Boostern“ weiter voranzukommen. Unter den Mitarbeitern gebe es auch dazu eine hohe Bereitschaft. „Hier nähern wir uns der 60-Prozent-Marke“, so Christofczik. „Und die wenigen ungeimpften Pflegekräfte werden täglich getestet.“
Corona-Infektionen mit leichten Verläufen
Aufgrund der hohen Impfquote gebe es in den Altenheimen in Duisburg – mit Ausnahme des jüngsten Corona-Ausbruchs im Neumühler DRK-Seniorenzentrum – in der Regel nur noch vereinzelte Infektionen beziehungsweise Impfdurchbrüche mit sehr leichten Verläufen. „Ich behaupte, dass eine Pflegeeinrichtung derzeit zu den sichersten Orten für alten Menschen gehören“, so der Vorsitzende des Christophoruswerks.
Wenn eine Impfpflicht eingeführt werde, dann müsse sie für alle gelten – nicht für Pflegekräfte. „Wenn wir die paar Ungeimpften unter ihnen jetzt aber unter Druck setzen, sich impfen zu lassen“, warnt Christofczik, „dann verlieren wir wahrscheinlich Mitarbeiter, die wir dringend benötigen und bekommen ein Versorgungsproblem. Wir sind personell an der Kante, teilweise darüber hinaus und viele Pflegerinnen und Pfleger sind nach vielen Corona-Monaten ohnehin mürbe und müde.“