Duisburg-Ruhrort. Zwei Duisburger haben 2000 Stunden in die Oscar Huber gesteckt. Was der Tag der Modelleisenbahn im Binnenschifffahrtsmuseum damit zu tun hat.
Zwei Duisburger haben 2000 Stunden investiert, um die Oscar Huber nachzubauen. Nun haben die Männer ihr Werk dem Binnenschiffsmuseum in Duisburg-Ruhrort geschenkt. Das Original liegt als Museumsschiff am Vinckekanal, das Modell steht als neuer Blickfang im Foyer des Museums. Am „Tag der Modelleisenbahn“ am Wochenende wird es erstmals einer größeren Öffentlichkeit vorgestellt.
Thomas Wendt ist ein routinierter Modellbauer. Den Duisburger Hauptbahnhof und das Rathaus hat er sich bereits vorgenommen. Nun sollte es ein Schiff sein – und zwar eins, das einen Bezug zu Duisburg hat. Die Oscar Huber bot sich an. Schließlich ist es das prominenteste Schiff der Stadt, 1922 auf der Duisburger Werft Ewald Berninghaus gebaut und immer noch präsent. Denn der letzte erhaltene Raddampfer auf dem Rhein liegt als Museumsschiff vor der Schifferbörse in Ruhrort.
Alles ist maßstabsgetreu - die komplizierte Berechnung übernahm der Computer
Viele Stunden hat Thomas Wendt zusammen mit seinem Kollegen Dirk Seraphin auf dem Museumsschiff verbracht, um die Oscar Huber genau auszumessen. Denn es sollte alles maßstabstabgerecht im Verhältnis 1:53 werden. Das Modell ist 158 Zentimeter, das Original misst 75 Meter. Der Computer übernahm die komplizierte Berechnung.
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Bevor es an die praktische Umsetzung ging, haben die beiden Duisburger zahlreiche Fotos und auch Videos von der Oscar Huber auf youtube angeschaut. Als Vorlage suchten die Männern eine Postkarte aus dem Jahr 1928 aus. Denn sie wollten die Oscar Huber im Einsatz darstellen.
Nur Oscar Huber entging der Verschrottung
Bis in die 1960er Jahre zog der Seitenraddampfer voll beladene Kähne, mitunter sieben auf einmal, den Rhein hoch. Dunkle Dampfwolken kündigten den Raddampfer schon von Weitem an, die großen Schaufelräder wirbelten Wasser auf. 1927 übernahm Raab Karcher das Räderboot und taufte es in Oscar Huber um. Huber war seinerzeit Geschäftsführer der Raab Karcher GmbH in Karlsruhe. Ende der 1950er Jahre lösten Schubboote mit Dieselmotoren die Raddampfer ab. Nur die „Oscar Huber“entging als einziger Radschleppdampfer auf dem Rhein der Verschrottung.
Früher waren 15 Mann Besatzung im Einsatz. Für die Strecke von Duisburg-Ruhrort nach Rotterdam und zurück brauchte die Oscar Huber sechs Tage und 70 Tonnen Kohle. Bis zu sechs Heizer hielten die Maschine am Laufen. Fotos im Binnenschifffahrtsmuseum dokumentieren die Knochenarbeit und die beengten Lebensverhältnisse an Bord.
Es wäre schade, wenn das Schmuckstück in einem Duisburger Keller verstauben würde
Für den Nachbau haben die Bastler vor allem Balsaholz verwendet, das leichte Holz, das bevorzugt von Modellbauern eingesetzt wird. Und außerdem stabiles Papier, ein bisschen Blech und natürlich Farbe. Für Dirk Seraphin, als Schlosser den Umgang mit robusten Materialien gewohnt, war der Modellbau eine Herausforderung. Denn dabei ist viel Fingerspitzengefühl und Geduld gefragt. „Ich habe manches Mal geflucht“, so Seraphin. Jetzt ist er stolz auf das vollbrachte Werk.
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In den letzten beiden Monaten war die Oscar Huber im Kreativquartier Ruhrort „geparkt“. Und hat dort bereits die Blicke zahlreicher Besucher auf sich gezogen. „Da kam uns die Idee, so etwas muss man doch der Öffentlichkeit zeigen. Es wäre einfach schade, wenn das Schiff irgendwo im Keller verstaubt“, sagt Heiner Heseding vom Kreativquartier.
Museumssprecherin wünscht sich ein Modell vom Eimerkettendampfbaggers „Minden“
Er stellte einen Kontakt zum Museum her. Ein Experte kam im Kreativquartier vorbei und war sofort begeistert. Ein solch’ präzises und gut gearbeitetes Modell der Oscar Huber hatte das Binnenschifffahrtsmuseum bisher nicht im Bestand. Kunsthistorikerin Dr. Cornelia Garwer-Schier kann sich gut vorstellen, weiter mit den beiden Modellbauern zusammenzuarbeiten. Sie denkt dabei spontan an einen Nachbau des Eimerkettendampfbaggers „Minden“, der an der Schifferbörse neben der Oscar Huber liegt. Doch vorläufig sind Wendt und Seraphin mit der „Hohentwiel“, einem Raddampfer vom Bodensee, beschäftigt.
>>> Tag der Modelleisenbahn im Binnenschifffahrtsmuseum
Die Oscar Huber ist zwar ein Schiff, wird aber dennoch am „Tag der Modelleisenbahn“ im Museum der Deutschen Binnenschifffahrt ausgestellt.
Der Tag der Modelleisenbahn am Samstag und Sonntag, 27. und 28. November, von 10 bis 17 Uhr findet zum vierten Mal im Museum an der Apostelstraße 84 in Ruhrort statt. Privatleute und Vereine zeigen dort ihre Eisenbahnanlagen. Aber auch Schiffsmodelle sind zu bewundern: Segel- und Motorjachten, Passagierschiffe und eben auch Raddampfer wie die Oscar Huber.