Duisburg. Zahlreiche Mitarbeiter der Duisburger Hafens helfen beim Verpacken des Flutweins von der Ahr. Deshalb bleiben die Flaschen verschlammt.

Nachdem die Flut im Sommer die Weinregion Ahr völlig verwüstet hatte, will die Kampagne „Flutwein“ nun finanzielle Unterstützung beim Wiederaufbau leisten. Auch der Duisburger Hafen beteiligt sich an dem Projekt und kümmert sich um die Logistik. Dabei halfen nun Ehrenamtliche am Wochenende.

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Rückblick: Ahr – Weinanbaugebiet, im Juli 2021. Die Flut reißt Straßen mit sich, Häuser, Kirchen, Geschäfte – und mit Ihnen ganze Existenzen. Die Umweltkatastrophe hat auch die Winzer der Region schwer getroffen. Seit langem gilt die Ahr-Region als beliebtes Weinanbaugebiet. Doch auch deren Keller, Flaschen und Fässer wurden vom Wasser überspült. Alles konnten die Winzer nicht mehr retten. Doch einige Flaschen haben die Flut überlebt. Voller Schlamm, mit kaum lesbaren Etiketten. Aber immerhin heil geblieben.

Kartons mit verschlammten Flaschen wurden im Duisburger Hafen zwischengelagert

Als Mahnung und Erinnerung an die Flut werden die Flaschen von den Helfern bewusst nicht gesäubert.
Als Mahnung und Erinnerung an die Flut werden die Flaschen von den Helfern bewusst nicht gesäubert. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Einige Monate später packen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Duisport an einem Samstagvormittag eben diese verschlammten Flaschen behutsam in Kartons. Freiwillig und unbezahlt. In den Lagerhallen der Hafen-AG-Tochterfirma „Bohnen Logistik“ wurden die Flaschen zwischengelagert. „Um sie vor Wetter und Witterung zu schützen“ , erklärt Julian Schneider. Der gebürtige Bottroper ist Geschäftsführer von Bohnen Logistik. Für ihn ist das Projekt eine Herzensangelegenheit.

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Die Flutwein-Kampagne brauchte eine schnelle und einfache Logistik. „Wir wurden von der Flutwein-Kampagne kontaktiert“, erzählt Julian Schneider. „Sie brauchten eine schnelle und effiziente Logistik-Lösung, um die Flaschen an den Endkunden zu bringen.“ Das Konzept stand innerhalb von 48 Stunden.

Erlös soll beim Wiederaufbau in der Ahr-Region helfen

Der Wein wurde in der Ahr-Region abgeholt und in Duisburg zwischengelagert. Dort in Kisten gepackt, etikettiert und schließlich von DHL an die Käufer geliefert. Die Logistik-Kosten versucht das Unternehmen möglichst gering zu halten. „So fließt möglichst viel des Erlöses wieder in die Region zurück“, sagt der 31-jährige Geschäftsführer. Das Geld soll dort beim Wiederaufbau der Weinregion helfen und die wirtschaftlichen Existenzen der Winzer sichern.

Aus diesem Grund startete der Hafen einen Aufruf an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ehrenamtlich beim Verpacken zu helfen. „Ich bin selber ganz überrascht, wie viele Menschen sich gemeldet haben“, freut sich Linda Wosnitza. Die 33-jährige Duisburgerin ist stellvertretende Leiterin der Unternehmenskommunikation und packt mit an. „Das ist ja nicht selbstverständlich, dass man sich am Wochenende morgens hier ins Lager stellt und Kartons packt. Eine Kollegin ist sogar mit ihrem Kind her gekommen, weil sie so gerne helfen wollte.“

Projekt läuft noch bis Ende November

Im Dezember sollen die Kunden, die für die Flaschen gespendet haben, ihren Wein bekommen.
Im Dezember sollen die Kunden, die für die Flaschen gespendet haben, ihren Wein bekommen. © FUNKE Foto Services | Foto: Tanja Pickartz

Die Freiwilligen arbeiten in zwei Schichten. Von 8 bis 12 Uhr und von 12 Uhr bis 16 Uhr. „Hier sind Mitarbeiter aus allen Bereichen der Hafen-AG aktiv“, sagt Linda Wosnitza. „Aus dem Büro oder dem Lager und von Jung bis Alt.“ Als Dank bekommen die Helfer Armband der Kampagne, „SolidAHRität“ steht darauf.

„Ich finde, dieses Projekt steht vor allem für eine außerordentliche Solidarisierung von Menschen und Unternehmen“, findet auch Geschäftsführer Schneider. Die Flaschen bleiben beim Verkauf „original verschlammt“. Sie sollen auch ein mahnendes Symbol der Flut darstellen.

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Neben Sachschäden und wirtschaftlichen oder privaten Existenzen verloren auch viele Menschen ihr Leben. Die Region Ahrweiler war von der Flut besonders stark betroffen. Noch bis Ende des Monats läuft das Projekt. In der ersten Dezemberwoche soll die die letzte Ladung versendet werden. Julian Schneider liegt das Projekt merklich am Herzen. „Das war alles so nah. Ich hoffe, so können wir alle unseren Beitrag leisten.“

>> SPENDENSUMME VON 4,5 MILLIONEN EURO

■ Das Flutwein-Projekt wurde kurz nach der Umweltkatastrophe ins Leben gerufen und über die Crowdfunding-Plattform „Start Next“ finanziert. Bisher konnten etwa 175.000 Flaschen Wein verkauft werden.

■ Dabei ist eine Spendensumme von knapp 4.5 Millionen Euro zusammengekommen, die in die Ahr-Region zurückfließt und dort den Wiederaufbau finanziert. Mehr Infos gibt’s dazu im Netz: www.flutwein.de.