Duisburg. Ein Instagram-Kanal beleuchtet mit „Memes“ den Alltag in Duisburg. Mittlerweile folgen der Seite über 6000 Menschen. Wer die Beiträge produziert.

Der Weihnachtsbaum sieht prachtvoll aus. Rote und goldene Kugeln hängen an den grünen Zweigen, dazu Schleifen und weihnachtlicher Schmuck. „Weihnachtsbaum Rumeln“, steht in weißen Buchstaben unter dem Bild. Direkt daneben: ein Foto von einem Duftbaum. Quietschgelb mit der Aufschrift „Wunderbaum“. Der Titel: „Weihnachtsbaum Hochheide“. Es sind Foto-Collagen wie diese, sogenannte Memes (englisch, ausgesprochen: Miems), mit denen der Instagram-Kanal „Duisburg maximal“ mittlerweile mehr als 6000 Menschen im Internet begeistert.

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Hinter den „Kunstwerken“ steckt der Duisburger Jan, der seinen richtigen Namen nicht nennen möchte. Denn: „Es weiß niemand, dass ich diese Seite betreibe“, erklärt er. „Weder die Freunde, noch die Familie, noch meine Partnerin.“ Noch möchte Jan mit seinem Hobby anonym bleiben. Es war im August 2019, als Jan das erste Meme veröffentlichte, die Seite mit dem bedeutungsschwangeren Untertitel „Duisburg – Die Stadt am Jobcenter“ existierte zu diesem Zeitpunkt schon einige Monate. Zuvor hat er vergleichbare Seiten gesehen, „bei einem Glas Bier dachte ich: Duisburg könnte sowas auch gebrauchen.“

Instagram-Kanal über Duisburg spielt mit Klischees

Es dauerte eine Zeit, bis er sich zum ersten Mal traute, etwas zu veröffentlichen. Sein Erstlingswerk: Eine Collage mit zwei Schülergruppen, einmal im Anzug und Kleid in einer Kirche („Abtei-Gymnasium“), einmal bedrohlich wirkend mit Kapuze auf dem Schulhof („Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium“). Jan spielt bewusst mit Klischees, um das Leben in der Stadt an Rhein und Ruhr zu beleuchten. In fast jedem Post spiegeln sich Motive wieder: der privilegierte Süden der Stadt und der vernachlässigte Norden, das schöne Familienausflugsziel „Zoo Duisburg“ am Tag, der Treffpunkt für Prostitution bei Nacht.

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„Ich komme ursprünglich aus Meiderich, wohne jetzt im Süden“, sagt Jan. Er kenne die Unterschiede innerhalb der Stadt. Seine Ideen bekommt er im Alltag, „bei Spaziergängen, oder wenn man sich an gewisse Situationen erinnert.“ Manchmal, so berichtetet er, entdecken Freunde die Seite, schicken ihm Screenshots und lachen über die Beiträge. Ein echtes Kompliment: „Da sie ja nicht wissen, dass ich dahinter stecke, ist das wohl das ehrlichste Testpublikum.“

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Mittlerweile bekommt Jan auch Zusendungen von Fans von „Duisburg maximal“, die selbst in Duisburg etwas Absurdes oder Besonderes beobachtet haben. „Das ist natürlich cool, so kriegt man extrem viel von der Stadt mit. Ich kann ja nicht den ganzen Tag durch die Stadt laufen. Es macht Spaß, wenn die Community da so mitzieht.“

Instagram-Seite Duisburg maximal: „Das Überziehen ist ein Stilmittel“

Hin und wieder erreichen ihn aber auch kritische Stimmen, zum Beispiel bei überzogenen Beiträgen zum Thema Migrationshintergrund. „Da kommt dann schon mal die Rückmeldung, dass man das auch hätte falsch verstehen können.“ Jan ist wichtig: Er möchte mit der Seite weder jemanden beleidigen noch zu nahe treten. „Das Überziehen ist ein wichtiges Stilmittel. Am Anfang ging es mir nur um den Humor, aber irgendwann hat man eine Reichweite, um auf Missstände hinzuweisen“, sagt er.

Ein Beitrag auf der Instagram-Seite „Duisburg maximal“: Die Seite spielt mit Klischees, oft geht es um den vernachlässigten Norden und den privilegierten Süden.
Ein Beitrag auf der Instagram-Seite „Duisburg maximal“: Die Seite spielt mit Klischees, oft geht es um den vernachlässigten Norden und den privilegierten Süden. © Unbekannt | Screenshot: „Duisburg maximal“, Instagram

Jan liebt seine Stadt Duisburg, möchte mit der Seite einen Brückenschlag erreichen. „Wenn man außerhalb erzählt, dass man aus Duisburg kommt, dann sind die Reaktionen meistens schlecht. Das ärgert mich.“ Denn Duisburg habe viel Potenzial, ist Jan überzeugt. Der Landschaftspark, die Sechs-Seen-Platte – „Es gibt hier so viele Grünflächen, die Außenwirkung von Duisburg spiegelt das gar nicht wieder.“

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Jan hofft, mit steigender Reichweite irgendwann auch „etwas Sinnvolles“ zu erreichen. Eine Spendenaktion kann er sich vorstellen, schon jetzt teilt er mit seiner Seite Beiträge, die eine soziale Intention verfolgen. So neulich, als die Stadt Duisburg über Hilfsangebote für Wohnungslose in den Wintermonaten informierte. „So hat man es mit Quatsch geschafft, eine Reichweite zu generieren, mit der man was Sinnvolles von sich geben kann.“ Jan ist auf einem guten Weg. Die Seite wächst langsam, aber stetig. Feste Zeiten, wann er etwas hochlädt, gibt es nicht. „Wenn ich einen kreativen Moment habe, kommen schon mal mehrere Bilder am Tag. Dann gibt es Tage, an denen ich gar nicht aktiv bin.“ So wie bei jedem guten Hobby.