Duisburg. Nach jahrelangen, massiven Heizproblemen in einer Siedlung in Duisburg-Neudorf hat die LEG endlich gehandelt und diese neuen Systeme installiert.

Die LEG hat in den vergangenen Jahren wegen massiver Heizprobleme immer wieder für Negativ-Schlagzeilen in Duisburg gesorgt. Besonders betroffen: die Einschornsteinsiedlung. Die LEG hat nun reagiert und die Redaktion eingeladen, sich von den Maßnahmen vor Ort ein Bild zu machen, die der operative Vorstand Volker Wiegel zur Chefsache gemacht hatte. Er kam persönlich in die Neudorfer Siedlung, redete Klartext und gestand Versäumnisse in der Vergangenheit ein.

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Wie massiv die Probleme zuletzt waren, zeigte sich noch Anfang 2021, als LEG-Mieterinnen und Mieter in 90 Wohnungen bei Temperaturen von teilweise nur 13 Grad ausharren mussten. Eine Mutter, wohnhaft an der Richard-Dehmel-Straße, berichtete sogar, dass sie ihre sechs Jahre alte Tochter wochenlang zur Oma und zum Ur-Opa schicken musste.

LEG-Mieter in Duisburger Siedlung: immer wieder Heizprobleme

Mieter hatten zuvor sowohl Hausverwaltung als auch die Kunden-Hotline kontaktiert. Ohne Erfolg. Die LEG verpasste es zudem, Heizlüfter zu verteilen. Und am Ende stellte sich heraus, dass die Heizprobleme vermeidbar gewesen wären. So war die Fernwärmeleistung nach Beheben eines Sicherheitsmangels an einer zentralen Anlage unnötig weiter gedrosselt worden, weil die interne Kommunikation bei der LEG nicht funktioniert hatte.

Immerhin mussten die betroffenen Menschen, die sich bei der LEG gemeldet haben, nach Angaben der Duisburger Niederlassungsleiterin Christa Mencel für den Zeitraum der Heizungsausfälle keine Miete zahlen. Was aber viel wichtiger ist: Derartige Probleme soll es ab sofort in den insgesamt 191 LEG-Wohnungen der Einschornsteinsiedlung, die alle über vier Übergabestationen mit Fernwärme versorgt werden, nicht mehr geben.

Die Einschornsteinsiedlung in Neudorf: Nach Angaben der Duisburger LEG-Niederlassungsleiterin Christa Mencel sind die ersten Häuser dort 1920 errichtet worden.
Die Einschornsteinsiedlung in Neudorf: Nach Angaben der Duisburger LEG-Niederlassungsleiterin Christa Mencel sind die ersten Häuser dort 1920 errichtet worden. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Das Grundübel bisher: Die Heizanlagen waren veraltet. „Und bei so einem großen Leitungsnetz“, erklärt Wiegel, „besteht immer die Gefahr, dass die Wärme nicht mehr richtig zirkuliert, wenn sich Blasen im System bilden.“ Dies sei in der Vergangenheit leider sehr oft passiert.

„Wir haben nur die Symptome, aber nicht die Ursache bekämpft“

Die Folge: Die Häuser wurden kalt beziehungsweise nicht mehr richtig warm – je nachdem, wie weit die Wohnungen von den Übergabestationen entfernt waren, so Wiegel. „Man muss dann entlüften. Das haben wir auch immer wieder gemacht, damit aber nur die Symptome und nie die eigentliche Ursache bekämpft.“ Ein Problem nicht nur für die Einschornsteinsiedlung in Duisburg, sondern auch an LEG-Standorten in anderen Städten.

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„Wir haben deshalb im Sommer angefangen, ein ganz neues System in unsere Fernwärmeanlagen zu installieren“, sagt der verantwortliche operative LEG-Vorstand. „Zunächst in Ratingen, Mitte September auch hier in unserer Neudorfer Siedlung, die ebenfalls oben auf der Prioritätenliste stand. Mit dem neuen System – einer neuen Technik – wird automatisch Wasser nachgefüllt, Sauerstoff rausgezogen und so die Blasenbildung verhindert.“ Gleichzeitig werde die Wasserqualität gemessen, so dass Ablagerungen etwa von den Rohren (Schmierstoffe, die die Wärmezirkulation stören können) rechtzeitig entdeckt werden.

LEG hat endlich gehandelt

Wie effektiv und stabil das neue System ist, wissen LEG und vor allem ihre Mieter zwar erst nach Ende der aktuellen Heizperiode, aber: Die LEG hat endlich gehandelt. Eine Frage muss sich Volker Wiegel allerdings gefallen lassen: Warum erst jetzt?

Immerhin versucht Wiegel nicht, um den heißen Brei herumzureden: „Ja, die Probleme hätte man früher angehen können und auch müssen. Ich bin allerdings erst seit zwei Jahren im Vorstand und kann daher die genauen Beweggründe nicht erläutern.“

An der falschen Stelle gespart

Die LEG müsse als börsennotierte Aktiengesellschaft immer auch die Dividende im Blick haben. Aber es sei hier an der falschen Stelle gespart worden. „Die Probleme nicht grundlegend anzupacken, war und ist in diesem Fall definitiv viel teurer“, so Wiegel. „Deshalb sind die aktuellen Maßnahmen auch für unsere Aktionäre, aber vor allem für unsere Mieterinnen und Mieter gut. Eine Wohnung muss warm, sauber und sicher sein. Da gibt es keine zwei Meinungen.“

Grundsätzlich habe die LEG bei der Kundenzufriedenheit noch Nachholbedarf. Wichtig sei ein klareres Erwartungsmanagement bei Anliegen und Problemen – „eine klare Kommunikation, was wie schnell geht und was nicht“, so Wiegel.

Telefon-Hotline, Mieter-App und Mieterportal

Hinsichtlich der vielfach kritisierten Erreichbarkeit des Kundenservice verweist die LEG nicht nur auf die Telefon-Hotline mit Rückrufoption montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr sowie freitags von 8 bis 16 Uhr unter 0211 740 740-0 sowie auf den 24-Stunden-Reparatur-Notdienst unter 0211 90 06 11 00. Anliegen können demnach auch über eine App oder das Mieterportal gemeldet werden. Weitere Infos gibt es dazu auf www.leg-wohnen.de.

Es gebe zudem punktuell Sprechzeiten in Großsiedlungen mit überwiegend älteren Menschen und Bewohnern mit Migrationshintergrund. Eine solche Situation, so Wiegel, bestehe in Neudorf aber nicht.

Er stellt klar: „Wenn wir weiter Wohnungen mit vergleichsweise günstigen Mieten anbieten wollen, können wir uns nicht überall entsprechende Sprechzeiten leisten. Die Kontaktwege per App, Internet oder Telefon sind schlichtweg viel effizienter – und nicht nur für uns als Vermieter, sondern letztlich auch für den Kunden. Klar ist aber auch: Wir müssen dann die Kundenanliegen nachhaltig lösen.“

>> SEIT 2015 BESITZT DIE LEG 191 WOHNUNGEN IN DER NEUDORFER SIEDLUNG

  • Nach Angaben der Duisburger Niederlassungsleiterin Christa Mencel sind die ersten Häuser in der Neudorfer Einschornsteinsiedlung 1920 errichtet worden.
  • Die LEG ist nach eigenen Angaben offiziell seit Anfang 2015 im Besitz von insgesamt 191 Wohnungen, die alle über Fernwärme versorgt werden. Zwei der vier Übergabestationen befinden sich an der Kreutzerstraße, eine an der Wildstraße und eine weitere an der Richard-Wagner-Straße.
  • Andere, aber auch neue Heizungsanlagen hat die LEG schon länger für die über 30 LEG-Wohnungen am Philosophenweg im Innenhafen und vier Häuser in Bergheim installieren lassen. Auch an diesen Standorten hatte es in der Vergangenheit immer wieder Heizungsausfälle gegeben.