Duisburg. Wieder muss die LEG massive Heizungsausfälle eingestehen – nun in Duisburg-Bergheim. Unter den betroffenen Mietern ist eine hochschwangere Frau.

Die LEG kommt in Duisburg nicht aus den Negativ-Schlagzeilen heraus. Ende November 2019 hatten 70 LEG-Mieter in der Neudorfer Einschornsteinsiedlung über Heizungsausfälle geklagt, die über mehrere Wochen andauerten. Das gleiche Trauerspiel dann seit Anfang des Jahres in einem 35-Parteien-Haus am Philosophenweg im Innenhafen. Dort hofft die LEG, die Probleme bis Mitte März in den Griff zu bekommen. Sie hat allerdings seit dem vergangenen November noch eine weitere große Baustelle, wie die Redaktion jetzt erfuhr. In Bergheim fällt die Heizung in vier Häusern bis heute immer wieder aus. Auch das Warmwasser ist betroffen – mit teils schwerwiegenden Folgen für die insgesamt 32 Mieter.


Marcell Ketzer (31) lebt zusammen mit seiner Verlobten Michelle in einer der Wohnungen. Die 25-Jährige ist hochschwanger. „Die Heizung wird zwischendurch maximal lauwarm. Die meiste Zeit frieren wir“, sagt Ketzer. Zwei Jogginghausen übereinander, dicker Pulli – so versuchen die beiden seit Monaten, über die Runden zu kommen.

Eine betroffene Duisburger Mieterin ist hochschwanger

„Ich hab mir einen Gasheizstrahler von meinen Eltern besorgt Aber da muss man ja irgendwann lüften. Und dann geht das Ganze wieder von vorne los. Von der LEG haben diesbezüglich bis heute keine Hilfe bekommen“, so der 31-Jährige. Seine Partnerin habe häufig mit Husten und Schnupfen zu kämpfen. Dem ungeborenen Kind gehe es aber Gott sei Dank gut.

Was das Warmwasser betrifft: „Wenn wir Glück haben, kann einer von uns mal kurz fünf Minuten duschen“, so Ketzer. „Meine Verlobte fährt ansonsten oft zu ihrer Oma oder wir duschen bei meinen Eltern.“

Zwischenzeitlich zum Sohn nach Friemersheim gezogen


Sebahat Eskici, eine weitere Mieterin, ist von November bis Januar sogar komplett zu ihrem Sohn nach Friemersheim gezogen. „Ich hab Asthma, hatte eine Nasennebenhöhlenentzündung - mir hat es irgendwann gereicht.“ Jetzt sei sie wieder in ihre Wohnung zurückgekehrt – in der Hoffnung, dass die Heizung bald wieder reibungslos funktioniert. „Wir haben diese Probleme schon seit drei Jahren immer wieder.“

Sebahat Eskici und Marcell Ketzer berichten beide unisono, dass die LEG schlecht zu erreichen, der Kundenservice eine Katastrophe sei. „Aus der Hotline wird man nach einer halben Stunde Wartezeit einfach rausgeworfen“, sagt der 31-Jährige. Über Facebook habe er die LEG erreicht – aber ohne den gewünschten Erfolg. Inzwischen sei ein Anwalt beauftragt. „Auf seine Briefe hat die LEG nur mit einer Mietererhöhung geantwortet.“

LEG will komplette neue Anlage nach der Heizperiode einbauen lassen


Auf Nachfrage der Redaktion entschuldigt sich LEG-Sprecherin Sabine Jeschke „ausdrücklich und in aller Form“ bei den betroffenen Mietern. „Wir haben die Probleme zur Chefsache gemacht.“ Sie sagt, dass Heizlüfter bereits im vergangenen November an Mieter verteilt wurden. Sollte noch jemand keinen haben, werde dies nach einem entsprechenden Hinweis nachgeholt.

Es sei darüber hinaus mittlerweile klar, dass eine komplett neue Heizungsanlage eingebaut werden müsse. Da dies mehrere Wochen in Anspruch nehme, will die LEG diese Maßnahme erst nach Ende der Heizperiode umsetzen. So lange werde versucht, „die Versorgung so gut wie eben möglich zu gewährleisten“. Dies habe derzeit höchste Priorität. „Zudem werden wir kurzfristig auf alle Mieter zugehen, um sie über den aktuellen Stand der technischen Maßnahmen zu informieren und einen angemessenen finanziellen Ausgleich anzubieten“, so Jeschke.

LEG bewirtschaftet in Duisburg rund 6.800 Wohnungen

Die LEG bewirtschaftet in Duisburg rund 6.800 Wohnungen. Jeschke betont, dass es keine Häufung von Heizungsausfällen im Einzugsgebiet der Duisburger Niederlassung gebe. Im gesamten LEG-Gebiet mit dem Schwerpunkt auf Nordrhein-Westfalen verzeichne das Unternehmen sogar signifikant weniger Ausfälle als in vorangegangenen Heizperioden.


Jeschke äußert sich auch zum Thema Erreichbarkeit: „Im Schnitt reagieren wir auf Kundenanfragen innerhalb von drei Tagen, in Notfällen natürlich schneller.“ Gleichwohl gibt sie zu, dass die LEG in der Vergangenheit hinsichtlich des Kundenservices zu stark auf die digitale Schiene gesetzt habe. „Gerade ältere Menschen haben Probleme, ihre Anliegen online darzustellen“, so die Sprecherin. „Es gibt deshalb Überlegungen, wieder mehr Mieterbüros zu eröffnen und mehr Sprechstunden anzubieten.“

Mieterbund Rhein-Ruhr: Immer mehr Beschwerden über die LEG

Sonja Herzberg vom Mieterbund Rhein-Ruhr sagt, dass die Beschwerden über die LEG zuletzt zugenommen haben. Die Hauptthemen seien die schlechte Erreichbarkeit, fehlerhafte Betriebskostenabrechnungen sowie mangelhafte oder ausbleibende Instandsetzungen, weniger Versorgungsausfälle.

Je nach Dauer könne die Warmmiete bis zu 50 Prozent gemindert werden, so Herzberg. Wenn die Heizung ausfällt, sei es wichtig, täglich morgens und abends Temperaturprotokolle zu schreiben. Dabei unbedingt die Innen- und die Außentemperatur messen, rät die Expertin. Es reiche, wenn das ein paar Mieter machen, um im Falle einer gerichtlichen Auseinandersetzung etwas in der Hand zu haben.