Duisburg-Hochfeld. Die Gemeinde Hochfeld hat einer Band den Probenraum gekündigt. Für die Musiker zwischen 80 und 90 Jahren bedeutet das schlimmstenfalls das Aus.

Über 30 Jahre lang hat die „Rentnerband“ in der Evangelischen Gemeinde Hochfeld geprobt. Als sie nach der langen Corona-Zwangspause wieder loslegen wollte, standen die Rentner vor verschlossener Tür. Das Schloss war ausgetauscht worden. Dann folgte ein Kündigungsschreiben.

Darin steht: „Kirchensteuermittel sind sparsam und zweckgebunden zu verwenden. Die Überlassung des Probenraums ist eine unzulässige Verwendung von Kirchenmitteln.“ Walter Lindermann, der Saxophonist der Band, sagt dazu: „Das war ein herber Schlag für uns“. Für die Band, eine Formation aus fünf Herren jenseits der 80, bedeutet die Kündigung des Probenraums wohl das Aus. „Für die meisten von uns war die Band die einzige Aktivität, die noch geblieben ist“, bedauert Lindermann.

Die Gemeinde in Duisburg-Hochfeld braucht die Räume

Das hört sich hart an. Auch Pastor Stefan Lüben, der Verfasser des Kündigungsschreibens, kann den Frust der Musiker nachvollziehen. Der Vorsitzende des Presbyteriums erklärt den Hintergrund, der zu der Kündigung führte: „Wir sind dabei, die Arbeit der Gemeinde neu aufzustellen, und brauchen die Räume dringend“. Zum Beispiel soll die Jugendarbeit wieder in Gang gebracht werden.

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Bei der Vergabe der Räume stehen „ganz klar gemeindliche Zwecke im Vordergrund“, so Lüben. Im Falle der Rentnerband, die den 30 Quadratmeter großen Probenraum allein nutzte, sehe er diesen Zweck nicht hinreichend erfüllt. Dass die Rentnerband gelegentlich auf den Gemeindefesten gespielt habe, als Dank für die kostenlose Überlassung des Probenraumes, sei nicht ausschlaggebend.

Wenn Platz ist, dürfen externe Gruppen in Gemeinderäumen bleiben

Im Übrigen habe bereits sein Vorgänger der Rentnerband angekündigt, dass sie in absehbarer Zeit, den Probenraum aufgeben müsste. Und auch der Austausch der Schlösser, notwendig geworden wegen eines Diebstahls, sei monatelang durch einen Aushang bekannt gemacht worden. „Es war also keineswegs so überraschend“, sagt Lüben.

Soweit es räumlich möglich ist, dürfen auch externe Gruppen die Räumlichkeiten der Kirche nutzen, erklärt Rolf Schotsch von der Pressestelle der Evangelischen Kirche in Duisburg auf Nachfrage. Mittlerweile müssten sie dafür allerdings einen kleinen Betrag zahlen.

Ein paar Euro Mieteinnahmen helfen nicht weiter

Die Rentnerband, die Swing und Oldies spielt, hat der Hochfelder Gemeinde angeboten, für die Nutzung des Raumes zu zahlen. „Darauf ist der Pastor nicht eingegangen“, sagt Walter Lindermann enttäuscht. Ein paar Euro Mieteinnahmen würden der Gemeinde nicht nutzen, sagt Lüben auf Nachfrage der Redaktion: „Wir brauchen die Räume dringend selbst.“ So proben neuerdings die Kirchenchöre der Nachbargemeinde Neudorf-West im Hochfelder Bonhoeffer-Haus. „Neudorf-West hat ein noch größeres Raumproblem“, sagt Lüben.

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Die Rentner, der älteste von ihnen ist 91, haben die Instrumente aus dem Proberaum geräumt. Einen anderen Raum haben sie bisher nicht gefunden. Und sich reihum zu Hause zu treffen, sei auch keine Option. „Wir können so ein Keyboard nicht dauernd hin- und herschleppen. Das schaffen wir nicht mehr“, sagt Walter Lindermann dazu.

Stefan Lüben sagt, er wolle sich umhören, ob sich vielleicht ein anderer Raum für die musikalischen Herren, die aus verschiedenen Duisburger Stadtteilen kommen, findet.