Duisburg. Für die Corona-Zeit wurde eine neue Version von Wagners Oper „Tristan und Isolde“ entwickelt. In Duisburg soll es ein neues Hörerlebnis geben.

Es war ein Versuch: Die drei Akte von Richard Wagners Oper „Tristan und Isolde“ in einer kammermusikalischen Fassung an drei aufeinander folgenden Abenden zu spielen, erwies sich in Düsseldorf denn doch als „unpraktisch“, wie Generalmusikdirektor Axel Kober sagt: „Wer kann schon an drei Abenden ins Theater?“ Dennoch ist er vom Projekt überzeugt, das am Sonntag, 31. Oktober, erstmals komplett auf die Duisburger Theaterbühne kommt.

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Als bei der Vorbereitung des Corona-Spielplans der Rheinoper für 2020/21 ein Stück gesucht wurden, in dem es um Nähe und Distanz geht, und die Idee ausgesprochen wurde, doch „Tristan und Isolde“ zu spielen, war Kober zunächst fassungslos: „Seid ihr wahnsinnig?“, habe er die Dramaturgen gefragt. Schließlich erfordert die Oper normalerweise eine riesige Orchesterbesetzung.

Wagner-Oper für Streichquartett und Englischhorn in Duisburg

Doch dann habe er sich daran erinnert, dass der frühere Bochumer GMD Eberhard Kloke für eine Aufführung dieser Oper in der Jahrhunderthalle eine Fassung für zwei Orchester entwickelt hatte: für ein großes Orchester und ein Kammerorchester, das die Vorgeschichte zur Oper begleitete. Der Vorschlag, eine kammermusikalische Version für die ganze Oper zu erstellen, habe Kloke begeistert. Und letztlich sei aus Wagners maximal besetztem Werk ein schlank besetztes Orchester plus Streichquartett und Englischhorn auf der Bühne geworden.

Axel Kober setzt die große Wagner-Tradition an der Deutschen Oper am Rhein fort. Nach dem „Ring“ gibt es jetzt eine besondere Fassung von „Tristan und Isolde“.
Axel Kober setzt die große Wagner-Tradition an der Deutschen Oper am Rhein fort. Nach dem „Ring“ gibt es jetzt eine besondere Fassung von „Tristan und Isolde“. © Fabian Strauch / FUNKE Foto Services

Nur am Ende, verrät Kober, entfaltete sich einmal ein großer Orchesterklang. Bei Isoldes Liebestod kommen Hörner, Trompeten, Posaunen… insgesamt 23 Musiker auf die Bühne, um ihren Abschied zu begleiten. Für Regisseur Dorian Dreher ist am Ende Tristan zwar tot, aber Isolde akzeptiert das nicht, für sie lebt er weiter. Durch die Musik entstehe „ein Kosmos, in dem Tristan nach wie vor lebendig ist“. Das sei eines der „großen Wunder des Musiktheaters“.

Oboistin der Duisburger Philharmoniker im Dialog mit Tristan

Axel Kober betont, dass man mit dem Original verantwortungsbewusst umgegangen sei, jeden Ton gebe es auch bei Wagner, und die Harmonien seien „voll da“. Da auch Musiker mit auf der Bühne sitzen, entstehe ein ganz besonderer Raumklang, eine „sehr intime“ Situation so der GMD der Rheinoper und der Duisburger Philharmoniker, mit denen er das Stück neu einstudiert.

Eine besondere Rolle nimmt das Englischhorn ein, das in Duisburg die Oboistin Kirsten Kadereit-Weschta spielt. Sie ist eingebunden in die Inszenierung als eine Art Alter Ego Tristans, tritt mit ihn in einen Dialog. Dahinter steckt die Idee, dass die „alte Weise“ des Englischhorns eine Melodie sein könnte, die sich ins Tristans Unterbewusstsein eingegraben habe. Ein Lied, das Tristans Mutter ihm hätte vorsingen können, wenn sie nicht bei seiner Geburt gestorben wäre.

Das Sängerensemble ist neu besetzt

Oboistin Kirsten Kadereit-Weschta spielt in „Tristan und Isolde“ das Englischhorn.
Oboistin Kirsten Kadereit-Weschta spielt in „Tristan und Isolde“ das Englischhorn. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Kirsten Kadereit-Weschta ist es zwar gewohnt, als Mitglied der Duisburger Philharmoniker auf der Bühne zu sitzen, „aber so habe ich das noch nicht erlebt. Das ist sehr, sehr spannend und herausfordernd.“ Auch die szenische Entwicklung, bei der es „auf winzigste Kleinigkeiten ankommt“, habe ihre Achtung vor Sängern noch einmal steigen lassen. Sie selbst sei auch gefordert, denn diese Partie auswendig zu spielen sei „sehr anspruchsvoll“.

Anders als in Düsseldorf kommt das vierstündige Mammutwerk in Duisburg am Sonntag um 17 Uhr komplett auf die Bühne – mit zwei Pausen. Dorian Dreher inszeniert das Stück mit einem neu besetzten Sängerensemble. Alexandra Petersamer gibt ihr Debüt als Isolde, Daniel Frank ist Tristan (die Partie hat Startenor Jonas Kaufmann kürzlich als „Mount Everest“ bezeichnet), Hans-Peter König ist als König Marke zu erleben. Katarzyna Kuncio debütiert als Isoldes Vertraute Brangäne, Richard Sveda gibt Tristans Freund Kurwenal.

>> DREI VORSTELLUNGEN IN DUISBURG

  • Die Premiere am 31. Oktober findet noch nach Maßgabe der 3G-Regel statt. Bei der Folgevorstellung am Samstag, 6. November, um 17 Uhr, und Sonntag, 14. November, um 17 Uhr, gilt die 2G-Regel (wie ab 1. November in allen städtischen Kultureinrichtungen).
  • Karten (Premiere 27 bis 66 Euro, weitere Vorstellungen 19 bis 76 Euro) gibt es an der Theaterkasse am Opernplatz, 0203 283 62 100, und über www.operamrhein.de