Duisburg-Wanheimerort. Die Kirche St. Michael in Wanheimerort schließt. Der Abschied hat nun begonnen. Eine Fotoausstellung zeugt vom einst lebendigen Gemeindeleben.
Die letzte Woche in St. Michael ist angebrochen. Die Katholiken in Wanheimerort verabschieden sich von ihrem Gotteshaus, für das sie in früheren Zeiten ordentlich geschuftet haben.
In der ehemaligen Gemeindebibliothek liegen die langen Tischreihen nun voller Bilder. Die meisten der 300 Fotos der Ausstellung über 60 Jahre Gemeindeleben hat Günter Zirbi selber gemacht.
„Grausame Kirchenschließung“: Wanheimerorter verfassen wütende Kommentare
Zirbi ist von Jugend auf in der Wanheimerorter Gemeinde aktiv gewesen. Als Pfarrgemeinderatsvorsitzender und Duisburger Vorsitzender der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) hat ihn das Thema der sich abzeichnenden Kirchenschließung St. Michael schon beinahe 20 Jahre lang beschäftigt.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Die Empörung, die praktizierende Christen aus Wanheimerort empfinden, wenn „ihre“ Kirche außer Dienst gestellt wird, hat längst der Kapitulation vor dem Unausweichlichen Platz gemacht. Zwar liest man auf der Internetseite der Gemeinde auch wütende Kommentare, die „dieses grausame Geschehen der Kirchenschließungen in Duisburg mit großem Entsetzen“ verfolgen, wie zum Beispiel Marius Szymczyk schreibt.
Der Chor und andere Aktive der Gemeinde dürfen die Räume weiter mietfrei nutzen
Aber die Aktiven um Günter Zirbi haben sich inzwischen längst dem Machbaren zugewandt. Sie sind froh darüber, dass die Kirche nicht entweiht wird. So dürften theoretisch zu besonderen Gelegenheiten weiter Messen gefeiert werden. Darüber hinaus freuen sie sich, dass sie mit dem Chor, der KAB und den Frauen der kfd die Gemeinderäume weiter mietfrei nützen dürfen.
„Das waren noch Zeiten“, erinnern sich die Ausstellungsbesucher gegenseitig beim Anblick der Bilder aus dem lebendigen Gemeindeleben vergangener Jahrzehnte. Zirbi betrachtet ein schwarz-weiß Bild von 1958, das die Pfadfindergruppe in kurzen Lederhosen, Fahrtenhemden und Halstüchern zeigt. „Ich bin aber nicht der Pimpf mit der Wandergitarre“, winkt er lächelnd ab, „sondern der, der gerade den Pfannkuchen in der Luft wendet. Keine Ahnung, wie oft ich die schwere Pfanne schwenken musste, bis diese Aufnahme geklappt hat.“
Erinnerungen an das Männerballett in rosa Strumpfhosen
Die Bilder erzählen vom gemeinsamen Spaß der Gemeindegruppen beim Karneval und auf Ausflügen. Es gibt Bilder vom Auftritt des umjubelten Männerballetts in rosa Strumpfhosen, an den viele Besucher gerne zurückdenken. Aber es wird auch klar, in welchem Umfang die Wanheimerorter für ihr Gotteshaus anzupacken bereit waren.
Eine fröhliche Rentnertruppe hat jahrelang die Außenanlagen in Schuss gehalten. Und zwischen 1977 und 1981 haben Gemeindemitglieder den kompletten Innenumbau der Kirche nur mit ehrenamtlichen Kräften aus den eigenen Reihen gestemmt. Eigentlich eine unverstellbare Leistung. „Unentgeltlich zum Nutzen und Wohl der Gemeinde“, so steht es stolz in der Urkunde von damals, darunter viele Unterschriften der treuen Helfer. „Von denen lebt heute wohl keiner mehr“, vermutet Günter Zirbi beim Entziffern.
Erzengel Michael zieht in die kleine Kapelle um
Das Leben gehe ja trotz Kirchenschließung weiter, auch in der Gemeinde, meint Zirbi tapfer und fromm zugleich: „Wir stellen die Holzfigur vom Erzengel Michael aus der Kirche rüber in die kleine Kapelle, die wir noch haben, damit er uns von da aus weiter behüten und beschützen kann.“
>>> ABSCHIED MIT FOTOS UND PROZESSION
• Zusätzlich zur Fotoaustellung hat die Wanheimerorter Gemeinde in der Abschiedswoche einige Abschiedsgottesdienste für einzelne Gemeindegruppen gestalten. Die Fotos sind bis zum 31. Oktober jeweils zwischen 15 und 17 Uhr in der ehemaligen Bücherei (Erlenstraße 63) zu sehen.
• Am Sonntag, 31. Oktober, wird um 11. 15 Uhr die feierliche Abschiedsmesse in St. Michael gefeiert. Anschließend gibt es eine Prozession durch die Kirche und einen Imbiss.